Sternkäppchen & die 7 Schneeputtel - Ein Wintermärchen

Märchen zum Thema Fantasie

von  harzgebirgler

Es war einmal ein kleines Mädchen, das hieß Däumeline, wurde aber von jedermann nur *Sternkäppchen* genannt, weil das rote Käppchen, das es trug, über und über mit goldenen Sternen bestickt war. Sternkäppchen hatte keine Eltern mehr und wohnte mit Dornröschen, seinem jüngeren Geschwister, nicht weit vom großen dunklen Wald in einer windschiefen Hütte. Eines Tages, es war mitten im tiefsten Winter und bitterkalt, ging den beiden das Brennholz aus und der letzte Rest verbrannte bereits im Ofen. Also machte sich Sternkäppchen auf in den nahen Wald, um dort neuen Vorrat in seine Kiepe zu sammeln. Doch weil der ganze Waldboden unter einer dicken Schneedecke lag, suchte es vergebens.

Daraufhin brach Sternkäppchen in Tränen aus und jammerte: „Was soll ich nur machen?! Ich buddel und buddel hier rum im Schnee, meine Finger sind schon ganz klamm und doch finde ich kein einziges Stückchen Holz. Jetzt müssen Dornröschen und ich armes Ding in der Hütte gewiß am kalten Ofen erfrieren!“ Das herzzerreißende Wehklagen der Kleinen hörte Frau Holle, die gerade Feierabend machen wollte, und sich voller Mitleid erbarmte. „Weine nicht, Sternkäppchen!“, rief Frau Holle von oben aus ihrem Flockenhimmel herab. „Geh zu den Fichten dort hinten, den dichten – da wohnen die 7 kleinen Schneeputtel, die werden’s schon richten!“

Sternkäppchen tat, wie ihm geheißen, und fand wirklich bei den dichten Fichten die 7 kleinen Schneeputtel. „Seid doch so gut und helft mir beim Holzsuchen“, sprach Sternkäppchen mit flehentlicher Stimme, „sonst müssen mein Schwesterchen und ich erfrieren!“ Die 7 kleinen Schneeputtel zögerten keinen Augenblick, ließen alles stehen und liegen und begannen sofort wie wild im umliegenden Schnee nach Holz zu buddeln – das konnten sie nämlich sehr gut und hatten von daher auch ihren Namen. Ehe Sternkäppchen nur einmal „Danke!“ sagen konnte, hatten die 7 Schneeputtel ihre Kiepe bis zum Rand mit Holz gefüllt und froh machte sich die Kleine auf den Heimweg.

Unterwegs begegnete Sternkäppchen nicht nur dem gestiefelten Kater, der es vom winterschläfrigen Froschkönig grüßte, sondern auch dem tapferen Schneiderlein und – wie konnte es anders sein! – dem großen bösen Wolf, der hungrig war und fressen wollte. „Gib mir deine Kiepe!“, knurrte der böse Wolf das zitternde Sternkäppchen an, denn er witterte einige Leckerbissen. „Da ist doch aber bloß Brennholz drin, das die 7 kleinen Schneeputtel für mich gesammelt haben“, entgegnete die angsterfüllte Kleine der Wahrheit entsprechend.

Das machte den bösen Wolf nur noch böser – er schlich zu den dichten Fichten und fraß vor Zorn alle 7 Schneeputtel auf, die noch immer im Schnee nach Holz buddelten, weil sie daran so großen Spaß hatten. Als Frau Holle, die nach dem Rechten sehen wollte, mitkriegte, dass der böse Wolf die 7 kleinen Schneeputtel, die so harmlos und hilfsbereit waren, einfach ratzfatz aufgefressen hatte, schickte sie dem Übeltäter eine ausgewachsene Lawine auf den Hals, die ihn prompt unter sich begrub. Nur die Schneeputtel hätten den garstigen Isegrim aus diesem wahren Berg von Schnee jetzt noch herausbuddeln können – doch die hatte er ja gerade gefressen. So mußte der große dumme böse Wolf, weil die 7 lieben kleinen Schneeputtel längst mausetot in seinem Magen lagen, nun selber sterben.

Sternkäppchen kam unterdessen mit neuem Brennholz wohlbehalten zurück nach Hause, wo bei Dornröschen schon ihre Freunde Hänsel und Gretel auf dem Sofa saßen. Die drei hatten soeben mit vereinten Kräften die Hexe in den Ofen gesteckt, damit es noch einmal ordentlich warm in der zugigen Hütte wurde und Rapunzel, die auch noch vorbeikommen wollte, genügend Wasser zum Haarewaschen aufsetzen konnte. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann warten sie noch heute in der Hütte nahe dem großen dunklen Wald auf Rapunzel, die ihr Vorhaben natürlich wieder einmal vergessen hatte und stattdessen ihren langen goldenen Zopf irgendwo glühenden Herzens am Fenster zu einem schönen jungen Ritter oder Prinzen hoffnungsvoll herabhängen ließ…

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Kommentare zu diesem Text


 Moja (19.12.18)
Wunderbar, die Zusammenkunft der Märchen und ihren befreundeten Figuren brachte mich zum Lachen, mal anders gelesen, danke! LG Monika

 harzgebirgler meinte dazu am 19.12.18:
daß dir dies märchenstelldichein
gefiel freut mich echt ungemein.

herzliche dankesgrüße
henning

 LotharAtzert (19.12.18)
Du kannst ja auch Prosa, Henning!
Gruß von jenem, der mal auszog, das Fürchten zu lernen

 harzgebirgler antwortete darauf am 19.12.18:
die prosa liegt mir zwar im grunde fern
doch hier ließ ich mich auf sie ein ganz gern.

dankesgruß
henning
Sternenstaub (49)
(19.12.18)
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