keinesfalls mit 'Meißner' schmeissen

Gedicht zum Thema Achtung/Missachtung

von  harzgebirgler

Fürstenberg, Sèvres und Meißen
oder wie sie alle heißen
jene Städte, jene Namen,
die zu Ruhm durch Handwerk kamen,
sind für ihr Porzellan bekannt,
stets hergestellt von Künstlerhand,
dekoriert mit Blumen, Tieren,
die den hellen Fond verzieren.
Es heißt daher auch “weißes Gold“ -
besonders Damen sind ihm hold;
doch schon seit einst im Sachsenland
der Böttger Porzellan erfand,
für August, seinen “starken“ Herrn,
hat´s eigentlich ein jeder gern.

Proben dieser edlen Ware
kannte man schon viele Jahre:
Als Marco Polo lobesam
zurück in sein Venedig kam,
da hatte er vom China-Treck
auch Porzellan mit im Gepäck,
denn das war bei den Chinesen
absolut nicht neu gewesen.
Die Nachahmung blieb mangelhaft -
erst Böttger hat es dann geschafft
und ein Rezept für das enthüllt,
worin man seither Kaffee füllt.
Der Weg zum Ziel barg auch Gefahr,
weil August nicht sehr duldsam war.

Dem war anfangs nicht zum Lachen,
denn statt echtes Gold zu machen
heimlich im Laborgehäuse
- August brauchte ständig “Mäuse“ -,
stieß Böttger, dieser Alchimist,
auf das, was seither “Meißner“ ist:
Ein Porzellan, ganz exzellent,
das man noch heut´ in Sachsen brennt.
Die Produktion, sie währt schon lang,
kam damals ziemlich schnell in Gang:
Kannen, Teller und Terrinen
- zum Gebrauch, nicht für Vitrinen,
kunstvoll geformt, bemalt, gebrannt -,
zierten bald jedes Haus von Stand.

Ja, der Bedarf war riesengroß -
wer “Meißner“ kaufte, hatte “Moos“!
Viele, die dafür viel “löhnten“,
zählten gar zu den Gekrönten.
August war nun gut bei Kasse;
noch die kleinste Kaffeetasse
sanierte jetzt den Staatshaushalt,
der vorher als marode galt:
Dank gesundeter Finanzen,
ließ der Fürst die Puppen tanzen
wie gehabt - nur ohne Sorgen,
denn er mußte nicht mehr borgen:
Ein Geldstrom floß zur Residenz
gen Dresden, Deutschlands Elb-Florenz.

“Meißner“ schmückt bis dato Tische -
selbst recht schlichte Heringsfische,
die auf “Meißner“-Tellern liegen,
können so Charakter kriegen.
Die Augen essen schließlich mit
und fördern unsern Appetit.
Doch stell´ dir vor, so´n Prachtgeschirr
macht irgendwann beim Abwasch “klirr!“
oder beim Umzug, beim Transport
vom einen zu dem andern Ort:
Baff stehst du vorm Scherbenhaufen
und bist prompt am Haareraufen,
denn “Meißner“ geht ganz schön ins Geld,
vor allem, wenn´s zu Boden fällt.

War´s gar ein Erbstück und echt alt,
bleibt selbst des Laien Blut nicht kalt!
Dann ist der Ärger wirklich groß -
deshalb entsprang dem Mutterschoß
der Vorsicht vor dem Porzellan
die Kiste einst, die´s schützen kann.
Sie schützt so´n Sammelstück vor Bruch
und auch dich selbst vor manchem Fluch,
der so´n Malheur mit Recht quittiert,
das ohne Kiste leicht passiert.
So heißt die Lehre der Geschicht´:
Mit “Meißner“ schmeiße möglichst nicht -
wenn aber doch, wir dir schnell klar,
daß “Meißner“ nie aus Kunststoff war!

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Kommentare zu diesem Text

Easy (32)
(22.01.19)
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 harzgebirgler meinte dazu am 22.01.19:
ja, manche sammler zahl'n millionen willig -
dagegen ist selbst meißner wahrlich billig.

herzliche dankesgrüße
harzgebirgler
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