mono.logie

Bild zum Thema Entfremdung

von  claire.delalune

wir schweigen
monologe
ganze abende lang
keiner
lässt den anderen
zu wort kommen
ausreden

sei endlich
still es ist
so laut geworden
zwischen uns


Anmerkung von claire.delalune:

2019

Inspiriert

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Kommentare zu diesem Text

Trainee (71)
(11.02.19)
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 claire.delalune meinte dazu am 11.02.19:
Hallo Trainee,

danke für deinen Kommentar!

Von mir wirst du keinen „Aufschrei der Empörung“ erleben. Ich mag konstruktive textarbeit. Denn selbst dann, wenn ich den Vorschlägen nicht folge, regen sie mich doch an, darüber nachzudenken, warum ich die Worte so setze wie sie sind.

Darüber hinaus mag ich Enjambments selbst sehr gerne, mag die Mehrdeutigkeit, die vielschichtigen Ebenen, die ein Gedicht dadurch gewinnen kann.

Hier kann ich mich jedoch nicht zur Änderung entschließen.
Beim Lesen ist mir danach, nach ‚still‘ einen Punkt zu betonen. Und der Gegensatz von ‚still‘ und ‚laut‘ ginge mir verloren bzw. würde abgeschwächt für mein Gefühl, wenn ich die Worte umstellen würde.

Liebe Grüße
Kathrin
Trainee (71) antwortete darauf am 11.02.19:
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 claire.delalune schrieb daraufhin am 11.02.19:
Nochmals ‚Danke‘ für den weiteren Austausch.

sei endlich
still es ist
so laut geworden
zwischen uns

und

sei endlich still
ist es
so laut geworden
zwischen uns

besteht für mich der Unterschied, dass bei der 2. Version eine Frage in der Luft hängen bleibt: (wie) ist es (das Schweigen) so laut geworden zwischen uns? Wie konnte das passieren?


Während in der 1. Version die Aussage am Ende steht: es (das Schweigen) ist so laut geworden zwischen uns. Punkt.
Dies, in Verbindung mit der Aufforderung ‚sei endlich still!‘, wiegt für mich schwerer, als ein Ende mit Frage.


Die Überlegung, die ich also anstellen muss ist, will ich die Endgültigkeit am Ende oder mit der Fragestellung eine Öffnung für Hoffnung ermöglichen in der Lesart.
In der Tat bin ich da noch nicht sicher, auch wenn ich zur ursprünglichen Fassung immer noch mehr tendiere.

Liebe Grüße
Kathrin

 monalisa äußerte darauf am 11.02.19:
Entschuldigt, wenn ich mich da auch noch kurz einmische, Kathrin!
Ich sehe in dem Vorschlag von Trainee keine Frage am Ende, im Gegenteil, für mich würde das die Aussage verstärkt auf den Punkt bringen, indem ich still einmal zu 'sei endlich still' und ein zweites Mal zu
still ist es
so laut (geworden)
zwischen uns.

Auf die Idee, dass es eine Frage sein könnte, wäre ich nicht gekommen. Aber natürlich, das könnte man auch so sehen.

Ich wollte euch nur diesen Eindruck dalassen und natürlich ein Lob für das Gedicht, liebe Kathrin, das auch mir sehr gut gefällt, als Apokoinu mit der doppelten Beziehbarkeit des still (um das sich alles dreht) einen Tic besser, aber wirklich nur marginal. Wie auch immer, es ist deins, Kathrin!

Liebe Grüße
mona

 claire.delalune ergänzte dazu am 11.02.19:
Interessant, dein Kommentar, liebe mona. Lieben Dank dafür!
Es so zu lesen, bringt mir wieder einen weiteren Eindruck des Textes und seiner Wirkung.

Und ich überlege, ob ich vielleicht an der Setzung etwas ändere. Mal sehen. Ich lasse es noch mal sacken.

Liebe Grüße
Kathrin

 Oggy (11.02.19)
Ich schweige hierzu einen schweigsamen Kommentar...

Lyrische Grüße,
Oggy

 claire.delalune meinte dazu am 11.02.19:
Ein stiller Dank zu dir.

L(eise) G(rüße)
Kathrin

 Borek (13.02.19)
Es ist hier nicht besonders wichtig wie ich die Frage stelle oder nicht.
Der Text ist eine wichtige Zeiterscheinung wir werden immer
schweigsamer und reden, wenn wir reden, aneinander vorbei.
hat mit gefallen
Borek

 claire.delalune meinte dazu am 15.02.19:
Vielen Dank für Besuch und Kommentar.
LG
Kathrin

 juttavon (15.02.19)
Präzise getroffener Beziehungsmoment!
(Nur eine Einschränkung: Für mich ist "ausreden" eine unnötige Wiederholung, die das schon ausgesprochene Wesentliche leicht verwässert.)

HG Jutta

 claire.delalune meinte dazu am 15.02.19:
Dankeschön für deinen Kommentar und den Hinweis auf ‚ausreden‘:
Für mich ist “ausreden“ eine unnötige Wiederholung, die das schon ausgesprochene Wesentliche leicht verwässert.

Hier muss ich nicht überlegen. Das belasse ich so.
Denn es ist nicht nur gemeint, dass einer den anderen nicht ausreden lässt. Es hat auch die Bedeutung von ‚Ausreden‘, die jede/r findet. Sei es nun im Gespräch oder aber um einem Gespräch aus dem Weg zu gehen.
Aus diesem Grund steht das Wort auch allein in der Zeile.

Liebe Grüße
Kathrin

 juttavon meinte dazu am 17.02.19:
Das kann ich nachvollziehen; da hatte ich einen blinden Fleck, - und keine Ausrede

HG Jutta

 BeBa (24.02.19)
Ein interessanter Text. Und die anschließende Diskussion ebenfalls.
Ich favorisiere hier das Original. Neben den bisherigen Fürs und Widers meine ich, dass dieser Umbruch

sei endlich
still es ist
so laut geworden
zwischen uns

den Leser auf geniale Weise noch einmal in den Text hineinzieht und ihn dazu bringt, sich noch intensiver damit zu beschäftigen. Dieser Umbruch lässt außerdem unterschiedliche interessante Interpretationen zu.
Eine glatte Strophe entlässt den Leser in meinen Augen hier viel zu früh und zu seicht.

Mir gefällt der Text sehr.

LG
Beba

Kommentar geändert am 24.02.2019 um 00:54 Uhr

Kommentar geändert am 24.02.2019 um 00:55 Uhr

 claire.delalune meinte dazu am 27.02.19:
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Der mich bestärkt, die Ursprungsversion zu belassen.
Denn ich konnte mich bisher, trotz der eingebrachten Argumente, immer nicht recht für die vorgeschlagene Änderung entscheiden.

Ich will diese Änderung für die Zukunft nicht völlig ausschließen. Aber für ‚zurzeit‘ belasse ich es so. Es fühlt sich einfach stimmiger an.

LG
Kathrin
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