Von Wille und Pflicht

Gedicht zum Thema Wille/ Willensfreiheit

von  Mullenlulle

Was ich sollte, war, so dacht ich, was ich wollte,
und was ich tat, das war, so dacht ich, was ich soll.
Doch, wie ich tat, was ich so tat,
im Soll- und Haben-Apparat,
da war's verkehrt und brachte jede Menge Groll.

Also durft ich, was ich dachte, dass ich sollte
nicht mehr tun, obwohl ich's wollte. Wollt ich's noch?
Oder dacht ich, dass ich wollte, was ich sollte,
nur zum Schutz vor ner Revolte, sozusagen
vor nem riesengroßen Loch im eig'nen Kopf?

Also fand ich: wenn verkehrt ist, was ich sollte,
ist verkehrt auch was ich wollte, oder nicht?
Vielleicht ist wollen, was ich sollte, ja ein Unglück,
vor dem ich meinen blanken Hintern leidlich krummbück.
Vielleicht war wollen, was ich wollte, meine Pflicht?

Also wollt ich fortan nur noch, was ich wollte,
und was ich sollte, hatte folglich kein Gewicht.
Doch wie ich fragte, was ich wollte,
wurd ich böse, und ich grollte:
Tja, was will ich denn? Verdammt, ich weiß es nicht.

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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (29.05.19)
also ließ ich weg, was immer ich noch wollte
begrub mich unter Haufen "sollte"
guter Miene trotztdem trollte
und vergass mich auf dem Fleck.

Jetzt kennt kaum mehr einer in mir drinnen
Was so viele, alle spinnen
einen Garn und rote Fäden,
quer zu jeder Art zu sinnen
weil ich gar nicht dorthin wollte.

Nein, kein Scherz ich wollte
ganz egal wie man es nennen sollte
mehr als diese leere
meines, nicht das was ich sollte.

 Mullenlulle meinte dazu am 29.05.19:
Hachje, so depressiv hat ich's gar nicht im Ohr. ^^ Danke für den Komm.

LG

Mull

 DanceWith1Life antwortete darauf am 29.05.19:
dacht ich mir, könnte jetzt auch nicht sagen, wo da der Kopf weiterspielen sollte. Ich kenn Leute die mit uber 50, dorthin zurückgehen, und das machen, was sie ursprünglich wollten, und aus dieser "Depression" zu sich finden, Ich mag auch das Wort "depressiv" nicht, das klingt so final, das is quatsch.

 Lluviagata (29.05.19)
Sehr coole Wortspielerei.

Liebe Grüße
Llu ♥

 Mullenlulle schrieb daraufhin am 29.05.19:
Dankefein und liebe Grüße.

Mull

 AchterZwerg (29.05.19)
Dieses Gedicht würde Herrn Schopenhauer mit Sicherheit ein zustimmendes Lächeln entlocken.
Nehme ich die Welt als Wille und Pflicht, versuche also eine Vorstellung in die Tat umzusetzen, bin ich schnell beim Satz vom Grunde allen Werdens angelangt.

Amüsierte Grüße
der8.

 Mullenlulle äußerte darauf am 29.05.19:
Ich habe mal versucht, den vierfachen Satz vom zureichenden Grunde zu lesen, musste aber abbrechen - angesichts meiner jungen 17 Jahre und des damit einhergehenden Mangels an so ziemlich allem, ^^ Nichtsdestotrotz wäre ein Nicken von Schopenhauer natürlich eine Trophäe für einen Laien wie mich. =)

LG

Mull

 EkkehartMittelberg (29.05.19)
Du hast ein ernsthaftes Problem witzig verreimt. Es lebt sich nicht leicht unter dem Joch des Sollens, aber es ist nicht weniger leicht, sich mit freiem Willen selbst zu bestimmen.
Gruß
Ekki

 Mullenlulle ergänzte dazu am 29.05.19:
Lieber Ekki,

vielen Dank für Komm und Empfehlung! =)
Wiedermal scheint die Balance zwischen beidem das einzige zu sein, das diesen Zwiespalt erleichtert. ;)

LG

Mull

 TassoTuwas (29.05.19)
Oh je,
je länger ich darüber nachdenke um so größer werden meine Zweifel. Vielleicht sollte man herausfinden was man kann, oder ob man überhaupt etwas kann. Kann ja sein.
In jedem Fall ein gelungenes Beispiel über die Verzwicktheit des Lebens
LG TT

 Mullenlulle meinte dazu am 29.05.19:
Hm, ständig zu können, was man will, setzt voraus, dass man weiß, was man will, und - ganz ehrlich - wer weiß das schon immer. Insofern scheint das ein Privileg zu sein, das nur den Wenigsten vorbehalten ist. Und selbst dann ist nicht klar, ob die wissen, was sie tun. Es bleibt komplex, egal, wie man es dreht. =)

Herzlichen Dank auch Dir für Komm und Empfehlung.

Beste Grüße

Mull.

 Isaban (05.06.19)
Hallo Mullenlulle,

sehr verspielt und wortverliebt, nur ein wenig zungenbrecherisch und insgesamt vielleicht durch die Umständlichkeit einen Hauch zu lang. Stell doch mal eine Hörversion ein, ich bin sicher, die kommt gut an.

Liebe Grüße
Isaban

 Mullenlulle meinte dazu am 05.06.19:
Das Verspielte und Zungenbrecherische sind Absicht - ich habe während des Schreibens schon ab S 2 konstant grinnen müssen. XD Ne Hörversion ist ne gute Idee. ;) Danke für den Komm.

LG

Mull
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