DIE METAPHYSIK DES MYSTERIUMS

Gedicht zum Thema Existenz

von  hermann8332

DIE METAPHYSIK
DES MYSTERIUMS

Sobald man einen Friedhof betritt,

verbannt ein Gefühl der Inhaltslosigkeit
jedes metaphysische Interesse ....

...und kein Gedanke macht sich breit,
daß es sich ja hier um ein Reservoir
der Auferstehung handeln könnte,

bei dieser Gräberansammlung
gespickt mit Leichen,

die sich lethal alle gleichen,
von ihrem Verwesungszustand
einmal abgesehen.

Während wir
durch den Friedhof gehen

und völlig untranszendental
teilnahmslos und ganz banal
auf die vielen Gräber sehen

sind wir metphaphysisch
nicht involviert

obwohl uns unser Gang
über den Gottesacker führt

und wir über ein Gräberfeld
schreiten,

wobei wir manchmal stehen
bleiben

vor irgendwelchen Grabstätten,
die sich optisch unterscheiden : 

Wer aber überall
das Mysterium sucht,
findet es auf keinen Fall

Und wer dabei
die Oberflächlichkeit
und das esoterische
und religiöse Desinteresse
kritisiert und gar verflucht,

der geht nicht unbedingt
den Dingen auf den Grund 

Tiefsinnigkeit 
und Mystizismus
sind sehr oft eskapistisch,
irrational und ungesund ...

Denn meistens entspricht
das Mysterium, ebenso wie
das Absolute und das Wahr-
haftige nur einer verschrobenen
intellektuellen Manie

oder einer mentalen Distropie
als einer Cortex- Atropie ...

...mitunter einer Epilepsie ...

...aber nie
den Realitäten einer
differenzierten Wirklichkeit,

relativiert durch die
soziokulturelle, biologische
und materielle Evolution
in der jeweiligen Raumzeit

Das Wort Mysterium
ist ein Begriff,
von dem man nur
Gebrauch machen sollte,
wenn man es tatsächlich
nicht vermeiden kann,

nämlich in den wirklich
verzweifelten Fällen,

sich die Fage zu stellen
nach der Paranormalität
und der Nonkausalität

" Warum und wo man
seine Autoschlüssel
gerade erst so verlegt hat,
daß man sie trotz akribischer
und systematischer Suche
nicht gleich wieder findet .... "

ein Mysterium,
das sich nicht erklärt
und uns intensiv berührt, 
wenn es uns widerfährt, 

so als wären wir
auf mysteriöse Weise
durch Gottes unerfindlichen
Beschluß und des Teufels
nachvollziehbaren Beitrag
plötzlich total erblindet,

...wenn man seine Schlüssel
sucht und einfach nicht findet ....

...und auf einmal haben sie sich
wieder realisiert ...

...und wurden transfomiert ...

....und wir sehen sie...

...und sie sind wieder da ....

Hurra !

Verflogen ist die Wut
auf dieses Mysterium

Ende gut , alles gut !

So wie auch für uns, 
wenn wir nicht mehr
durch den Friedhof schreiten
sondern dort für immer bleiben ...

ohne Auferstehung
und ähnlichen Mysterien

als krankhafter Überbau
unserer Gehirne

als  irres Konstrukt
und als wirrer Drahtverhau

hinter unserer Stirne ....

" Na schau wir mal :

Wenn du dereinst bei
den Böcken eingeteilt
wirst , dann redest du
anders daher ..."

Sagt wer .... ?

...ein Mysteriker
...ein Kleriker

Und wenn schon: 

immerhin noch besser
als bei den verblödeten
kastrierten Schafhammeln
im Paradiese zu vergammeln !

Sage ich !

und verlasse den Friedhof

und bewege mich wieder
auf profanen Bahnen ...

ohne zu ahnen,
wie haarscharf
ich an  einem Ministerium
vorbeigeschrammt bin ...

...nicht daß ich Minister
werden sollte, was ich
niemals wollte ...

Obwohl sie mich
aufgrund von igendwelchen
mysteriösen Paulischen
Synchronizitäten
vielleicht doch bestallt hätten.

Doch darauf will ich nicht
wetten,

....daß ich ein MMM ( Minister
des Ministerium für mysteriöse
Angelegenheiten ) geworden
wäre,

wie es manche Geheimräte
waren vor mehr als hundert
Jahren ...

Welche Ehre ... !


Denn  heute nachmittag
beerdigt man einen ehemaligen
Staatssekretär ...

und der war nicht irgendwer
aufgrund seiner Tätigkeit
so wie meine Wenigkeit, 

was zu einem ziemlichen
Aufmarsch von Trauergästen
führt ...

und alle sind ergriffen
und alle sind gerührt
über des Erbsenzählers
Abgang,

Gehaltstarifklasse B,
treuer , teuerer Staatsdiener
und Beamter ein Leben
lang ...


Gott sei seiner Beamtenseele
gnädig...

Er war fleißig und untertänig

Gott  schenke ihm die ewige Ruh,
damit er uns nicht noch aus dem
Grabe heraus verwaltet ...

...obwohl schon längst erkaltet ... 

... ein Mysterium .. ?

nein, nein,  nein  !

die Paragraphenreiter
auf ihren Amtsschimmeln
werden auf immer unter uns sein
und durch die Verwaltung
galoppieren :

praeapokalyptisch

realfaktisch, apodiktisch
werden sie das Zepter
führen ...

Ich war neulich allein
auf einem ländlichen Friedhof,
der zusammen mit der Kirche
das Dorf beherrschte ...

als eine schwangere Frau
ihn betrat

Unverfänglich
in der Tat ...

Ich aber, machte mich
gleich davon, 
um diese Leichnamtägerin
nicht aus der Nähe zu sehen:

ein ungeschlachter Stempfel
und Trampel und eine Dumm-
fickbürgerin ohne jeden
Daseinzweck und - sinn ...

und beeilte mich zu gehen,
um nicht über den Gegensatz
zwischen einem aggressiven
Bauch und verwitterten Gräbern
zu sinnieren

und Assoziationen
zu initiieren

zwischen einer falschen
Verheißung und dem Ende
aller Verheißungen ...

...den Verzweiflungen ...

Militem aut monachum
facit desperatio

Patrem et matrem
stultitia ...

Begräbnis in einem
katholischen Dorf
der Fränkischen Schweiz:

Man fragt einen Bauern,
der dem Leichenzug
von weitem zuschaut
nach Details

Wer , weshalb, wo ?

Er antwortet:

Er war kaum sechzig
man fand ihn tot auf dem
Feld,

er hatte es gerade bestellt,

noch jung
verließ er diese Welt ....

" Wieso ? "

" Das ist halt so
Das ist halt so
Das ist halt so "

antwortete der brave
Mann, 

womit er vom Tod
alles sagte, was man
von ihm sagen kann ....


KONDULATION

Ich stand neulich
am Grabe eines guten
Bekannten und langjährigen
Nachbarn in einer Warte-
schlange, um der Witwe
zu kondulieren ...

Weil sich alles so lange
hinzog, wurde ich ziemlich
ungeduldig ...

Schließlich hatte ich nur noch
ein altes Ehepaar vor mir
und konnte hören, wie sich
die Witwe über ihren Gesund-
heitszustand ausließ und beschrieb ,
welche Schwankungen ihr Blutdruck
in der letzten Zeit durchgemacht
hatte. Wahrschinlich war sie gefragt
worden, wie es ihr geht ...

Eineinhalb Meter weiter
und zweieinhalb  Meter tiefer
lag ihr Mann

im offen Grab in seinem Sarg
mit einem oberen systolischem
Wert von 000 mmHg  und einem
unteren diastolischen Wert
von 00 mmHg ...

Was soll man dazu sagen ?

Mich dürft ihr nicht fragen ...

Trauerfeierlichleiten regen
an den Magen:

und beim anschließenden
Leichenschmaus konnte ich
mich gerade noch enthalten,
der frischgebackenen
76 jährigen Witwe zu sagen :

" Wilma was glaubst du,
wie stark dein Blutdruck
von dem momentanen
Blutdruck deines Mannes
abweicht ?

Weil  ihr doch beide
sehr gesundheitsbewußt
gelebt und eine harmonische
Ehe geführt habt,
hat euer Blutdruck
während euerer 50jährigen Ehe
eine solche Diskrepanz
bestimmt nie erreicht ! "

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