Provokation

Kommentar zum Thema Denken und Handeln

von  Reliwette

Ganz schön provozierend, nicht wahr? Alleine das Wort! Dabei ist die Zeit der Publikumsbeschimpfung längst passè! Niemand fällt mehr darauf herein, weil bereits überall provoziert wird, in der Politik, in der Werbung, in der Ehe!
„Alle fünfzehn Sekunden verliebt sich ein Single bei Parshit!“ Na klar, in die Models, die in der Werbung zum Einsatz kommen. Kein Gramm Fett am Körper, durchtrainiert und hübscher als die Polizei erlaubt. Leider vergisst der potentielle Brautläufer, dass diese Frauengestalten lediglich zur Werbung eingesetzt werden.
Was bietet denn eine gerahmte weiße Leinwand, die mit Titanweiß bemalt ist, an Aufregung? Darunter der Titel: WEIß . Eine verbale Verballhornung  eines Spitzenpolitikers gibt sich dagegen eher bescheiden. Der Künstler, der das anspruchsvolle Werk zu verantworten hat, erklärt sich automatisch zum profanen Weißmacher. Richtig provozierend würde sein farbloses Aufbegehren erst, wenn er die Bedeutung seines Werkes mit dem Titel „SCHWARZ“  unterstreichen würde.
Reagiert der Betrachter auf eine derartige provozierende Zurschaustellung, gibt er automatisch zu, dass er hingeschaut hat.
Ich reagiere auf eine derartige Provokation in der Form, dass ich künftig Gemäldeausstellungen besuche, ohne mir die Bilder anzuschauen, ich kaufe Bücher ohne sie zu lesen.
Denen werde ich es zeigen, den Taugenichtsen und Bestsellerautoren! Wenn ich gute Freunde ein wenig necken will, dann lege ich ihnen einen Ausstellungskatalog , bestückt mit Abbildungen eben jener Werke auf den Gabentisch, wenn ich im Krankenhaus zur  baldigen Genesung vorspreche.
Man muss ja nicht gleich die Anschrift zur Ausgestaltung der nächsten Tupperwaren-Party ausloben. Man stelle sich das Gedränge im Krankenzimmer mit Vierbettbelegung vor!
Boshaft ist ja nicht in jedem Fall boshaft, nur weil man so veranlagt ist? Da ist allerdings eine gehörige Portion Kreativität angesagt, um Wirkung zu erzielen.
Zudem ist die Anwendung des Konjunktives anzuraten: „hätte, sein mögen, hätte, hätte – Fahrradkette! Die Anwendung des Konjunktives rettet Sie in den meisten Fällen vor einer erfolgreichen Beleidigungsklage. Zudem legt sich heutzutage niemand mehr fest Das ist brandgefährlich, wenn man sich irrt: „Sie scheinen mir ja ein Armleuchter zu sein!“ Besser:“Sie könnte als Armleuchter erscheinen!“ Der Konjunktiv stellt jede Behauptung gleich wieder infrage. Er verkörpert die Möglichkeitsform, und mit ihr ist nahezu alles möglich!
Grübest du mir eine Grube, fiele ich möglicherweise hinein! Fiele ich jedoch nicht hinein, hättest du die Grube umsonst gegraben. Cäsar hätte in seinem Buch über den Gallischen Krieg formuliert: „Ich käme, ich sähe, ich würde siegen!“ Er hätte die Kriege überhaupt nicht führen müssen, er hätte sie ja doch gewonnen. Und so bliebe den Unterlegenen eine Menge an Unannehmlichkeiten erspart!
Was könnte man also von mir erwarten? Den Konjunktiv! Aus einem banalen Sätzchen würde umgehend eine chinesische Weisheit mit Langzeitfolgen.
Wenn Sie das alles schon bei Dieter Hildebrandt hätten gehört haben mögen, so lassen Sie es sich gesagt sein: Alles lässt sich mehrfach erfinden.
Wenn Sie jemand fragt:“Was könnte man von Ihnen schon erwarten?“ Dann brauchen sie  darauf nicht zu antworten! Die Antwort steckt bereits in der Frage selbst: „Nichts!“
Der provozierende Spruch kommt der Aussage des anfangs erwähnten Gemäldes nahe: „Sie sind eine Pfeife!“
Blöd ist, dass man dem Maler das nicht nachweisen kann. Vor Gericht gezerrt könnte er behaupten, ihm seien Karminrot, Ultramarin und Sienabraun ausgegangen und schon hätte man die Kosten für die verlorene Beleidigungsklage am Hals!
Provozieren Sie lieber niemanden solange Sie in dieser Disziplin nicht sattelfest geworden sind oder belegen Sie einen Aufbaukurs in einer brachialen Kampfsportart. Es macht sich nicht gut, mit eingeschlagenem Nasenbein durch die Gegend zu laufen; man wird den Provokateur in Ihnen von weitem ausmachen!

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