Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen - SPD

Essay zum Thema Denken und Handeln

von  Regina

„Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!“ Dieses geflügelte Wort, das dem deutschen Grundgesetz eigentlich widerspricht, könnte von der ehemaligen Arbeiterpartei SPD stammen. Wertschätzung erfährt in dieser von protestantisch-puritanischen Vorstellungen geprägten Partei an erster Stelle der Fleißarbeiter in Vollzeit mit Überstunden. Als Deutschland Arbeitsplätze im gewerblichen Bereich verlor, die durch die Globalisierung der Wirtschaft in Billiglohnländer abwanderten, mochte diese Partei ihrer Klientel als Interessenvertretung nicht in die Langzeitarbeitslosigkeit folgen. Stattdessen schuf sie die erniedrigende Hartz-4-Armutssituation. Keine Partei betreibt die Spaltung der Gesellschaft mehr als die moderne Sozialdemokratie, die die Menschen in Schichten einteilt. Das Frauenbild der SPD speist sich unterbewusst hier aus der kaum noch vorhandenen Arbeitersituation, es repräsentiert die Vorstellung von der Vollzeit-Fabrikarbeiterin, die morgens ihr Kind in die Krippe schiebt, in der Mittagspause zügig Einkäufe erledigt und am Abend die Wohnung in Schuss hält. Familienarbeit hat in diesem Zusammenhang kaum einen eigenen Stellenwert, sie bleibt privater Natur. Alleinerziehende Mütter werden in SPD-nahen Einrichtungen unter Druck gesetzt, dem inzwischen antiquierten Menschenbild zu entsprechen. Dabei soll nicht von Frauendiskriminierung gesprochen werden, taucht ein alleinerziehender Vater auf, der lieber sein Baby betreuen will als malochen zu gehen, gehen sie mit ihm noch gnadenloser vor. Haben Sozialpädagogen aus diesen Häusern es geschafft, einer oder einem eine Erwerbsarbeit zu verschaffen, die das Elternteil so viel Energie, Zeit und Nerven kostet, dass kaum Kraft übrig bleibt, das Kind vor den Gefahren schlampiger Kinderbetreuung und der Modernisierung, die Sozialdemokraten anbeten, zu schützen, so fühlen sie sich wie rettende Helden aus einem Abenteuerfilm. Dass die Arbeiterkinder, für die weder Vater noch Mutter viel Zeit aufbringen konnten, in früheren Zeiten als benachteiligt galten, wird ausgeklammert. So hat der sozialdemokratische Bundeskanzler Schröder die Forderung nach einer arbeitnehmerfreundlichen Kinderbetreuung mit dem Wort „Gedöns“ abgetan und somit das Streben nach Vereinbarkeit von Kindererziehung und Berufstätigkeit an die siebenfache Vorzeigemutter Ursula van der Leyen von der konservativen Gegenpartei verloren. Freilich kann man ausschließlich mit kinderlosen akademischen Aufsteigern keine Volkspartei halten, so dass die Zustimmung zu dieser Partei kontinuierlich sank. Auch in der Migrationspolitik zeigt die SPD keine glückliche Hand. Sie vertritt die Massenzuwanderung, ohne mit den von ihr initiierten Weiterbildungsmaßnahmen den Einwanderern gerecht zu werden. Der allerneueste Vorschlag, die Gruppe der Asylbewerber in ein bargeldloses Unterprekariat zu verwandeln und empfindliche finanzielle Bestrafungen gegen Arbeitsunwilligkeit einzuführen, charakterisieren die Handschrift der SPD. Dazu gehören auch die ursprünglich für die EU konzipierten Sprachkurse, deren Finanzierung am Verhalten und den Fähigkeiten nichteuropäischer Immigranten zum großen Teil verpufft, obwohl die Merkelregierung hier nachgebessert hat. Ein zweiter Arbeitsmarkt, von SPD-nahen Wohlfahrtsorganisationen ausgeführt, zeigt insgesamt wenig nachhaltige Auswirkungen. Mag die Innenpolitik oft unwürdig auftreten, so zeigte bei der Außenpolitik die SPD in der Vergangenheit seit der Regierungszeit von Willy Brandt das geschicktere Händchen, nämlich den Balanceakt zwischen Amerikaabhängigkeit und einvernehmlichen Beziehungen zu Russland zu meistern. Zögerkanzler Olaf Scholz allerdings lässt es in der Gegenwart zu, dass seine Minister mit Sanktionen und Waffenlieferungen und individuellen Kriegserklärungen gegen Moskau die BRD zur Kriegspartei im Ukrainekonflikt verwandelten. Sollten aber die USA bald aus der NATO aussteigen, wird den Deutschen im Fall eines russischen Einmarsches nichts anderes übrigbleiben als weiße Fahnen aus den Fenstern zu hängen. Möglicherweise geschieht das aber erst, wenn Putin nicht mehr an der Macht und Schröder nicht mehr am Leben ist.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Beislschmidt (12.01.24, 15:41)
Den miefigen Hinterzimmergeruch der Arbeitskreissitzungen ablegen konnte sie nicht, auch wenn sie an ihrer Garderobe gearbeitet haben und gerade das wird ihnen von ihrer Wählerschaft angelastet. 

Die stabilen 13%, bei der sich die Sozis eingependelt haben, ist noch geschönt, weil es sich mehrheitlich um Profiteure und Gewerkschaftler handelt, in Wahrheit wäre die alte Tante eher einstellig. 

Ich dachte mal das wäre was Besonderes, in Wahrheit sind es verkniffene Beschwichtiger auf Konsenssuche.

 Agnetia meinte dazu am 12.01.24 um 20:41:
ich habe die SPD viele Jahre nach Schmidt für dumm gehalten. große Klappe, nix dahinter. Mit Scholz, Schulz hatte ich mich einfach geirrt. Ich hatte sie überschätzt. Nun ist sie wieder auf dem Status Riester, Ulla Schmidt... Auslaufmodell, Endgültig...
Lg von Agnete

 Regina antwortete darauf am 13.01.24 um 10:47:
Ich merke schon, ihr mögt sie nicht. Danke für die Kommentare.

 Aron Manfeld (12.01.24, 15:49)
Die SPD ist seit über hundert Jahren mehr oder minder erfolgreich, da sie die Zerrissenheit des modernen Menschen widerspiegelt, Gina.

 Regina schrieb daraufhin am 13.01.24 um 10:46:
Danke, ein ergänzender Aspekt.

 AchterZwerg (13.01.24, 08:07)
Deshalb CDU?
Die wollen das Bürgergeld ganz abschaffen. :ermm:

Mir selber fällt es sehr schwer, inhaltliche Unterschiede zwischen den etablierten Parteien auszumachen, zumindest, was die Umsetzung ihre Schwachmatenprogramme angeht.
Im Kampf gegen die "Huthi-Rebellen" stellen sich unsere Herren treu an die Seite der Verbündeten und werden wohl aktiv in diesen Krieg eingreifen, aber nicht bevor die hiesige Bauernschaft ruiniert ist ... so lassen sich die Lebenmittelpreise auf ein nie bekanntes Niveau treiben.

Ich freu mich drauf!  :)

 Regina äußerte darauf am 13.01.24 um 08:44:
CDU? Nein, die Artikel über die anderen Parteien sind noch in Arbeit. Ich stimme dir zu.

 Teo (13.01.24, 14:26)
Die SPD ist für mich, zumindest im Moment, nicht wählbar.
Nun bilden die für mich größten Graupen Kühnert und Esgen nicht das Gesamtbild der Partei ab, aber ich traue denen zur Zeit absolut nichts zu. Von Heil hielt ich zeitweise viel, aber seine Bürgergelderhöhung ist falsch.
So kommt man einigen Arbeitsallergikern nicht bei. Auch in Sachen Migrationspolitik wird sich völlig weggeduckt. Die Partei präsentiert sich farb und hilflos.

Kommentar geändert am 13.01.2024 um 14:26 Uhr

 Redux ergänzte dazu am 13.01.24 um 14:56:
Ich stimme in etwa Teo zu. Ich war und bin SPD-Wähler, kann mich aber weniger denn je mit der Partei und ihrer Politik identifizieren. Und gerade in Zeiten wie diesen, wo die extremistischen Parteien rechts und links einen Frühling nach dem anderen feiern, wäre eine starke SPD, eine starke Mitte wichtig. Die SPD ist leider nicht mehr die Partei der Arbeiter. Diese identifizieren sich zurecht immer weniger mit ihr und wandern Richtung politische Ränder. 
Und man hat nicht den Eindruck,  dass es der Partei bewusst wäre und diese Bürger zurückgewinnen wollte. Und auch die Grünen, die immer eine politische Nähe zur SPD hatten, entwickelten sich zu einer elitären Fraktion, die für Migration, Klimaschutz und Gendern wahrgenommen wird und nicht als Fraktion des kleinen Mannes oder der kleinen Frau.

 Regina meinte dazu am 13.01.24 um 15:20:
Ich danke euch beiden für eure Sicht auf die Dinge. LG Gina

 Aron Manfeld meinte dazu am 17.01.24 um 16:32:
Das Problem ist nur, dass wir alle keine Arbeiter sind, sondern Angestellte, die von der Arbeitskraft der Arbeiter leben.

 AZU20 (13.01.24, 17:52)
Vermutlich ja. LG
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram