Barebacking Corona Giorgio Agamben

Erzählung zum Thema Ansichtssache

von  toltec-head

Das Leben ist der Güter höchstes nicht, Moment, das ist doch nicht? Doch genau - hortet ruhig weiter euer Klopapier, ihr Mondgefickten, mit dem ihr, wenn ihr fertig seid, die Scheiße an eurer Einbahnstraße immer schön weiter weiterverreiben könnt - Schiller!

It is necessary to travel, it is not necessary to live, was auf Latein natürlich noch viel schöner klingt: Navigare necesse est, vivere non est necesse.

Das reine Leben ohne Zweibahnstraßen, die sich in der Mitte treffen, hat keinen Wert.

Also, das Problem ist doch mal wieder, dass den Leuten bei "to travel" bloß ihre blödsinnigen Individualpauschalreisen einfallen. "To travel" nur in Stille an einem Ort, an dem man, wenn man auch schon bloß betet, bereits nicht mehr ist, und in vollkommener Selbstisolation möglich.

Corona zwingt die Leute also zu reisen, es ist ein sehr philosophischer Virus.

Philosophiesimulant Giorgio Agamben beschwert sich stattdessen darüber, der böse, böse Leviathan verhänge, um es sich schön bequem mit dem Regieren zu machen, den Ausnahmezustand, so dass man nicht mehr ins Café oder Museum könne.

*Schluchz*

Die Barebacker der 90er wollten immerhin noch - weil Wert an sich - ohne Kondom ficken.

Der Mensch nach dem allerletzten Mensch bedauert also  hingegen bloß, nicht ins Café oder Museum zu können. Und wiederholt, nachdem es reichlichst, sehr fundierte Kritik gab und die Militärtransporter mit den ganzen Leichen in Italien und Spanien durchs Fernsehen fuhren, seine eines Herrn Dr. Wolfang Wordag würdigen Ansichten widerborstigst  subversiv in einem Interview vom gestrigen Tage in der Le Monde. 

Es macht Spaß, wenn man eine Flasche Wein getrunken hat, sich die Videos von Wolfang Wordag alias Dr. Benway, reinzuziehen und sich den alten Ziegenbock im OP-Saal vorzustellen, wie er eine Operation an einer offenen Lunge mit zwei gebrauchten Zahnbürsten durchführt. Zitat: "Rafft es doch endlich, ihr Hinverseuchten, Bakterien und Viren sind Erscheinungsformen von Krankheiten, rufen aber selbst keinerlei Krankheiten hervor!"

Pause.

"Krankenschwester! Halten sie mal bitte meine Zigaretten, ich muss einen Schluck Cognac trinken."

Als Patienten stell ich mir gerne Herrn Bischof Heinrich Bedford-Strohm vor, der, wenn er aus der leider einmal mal wieder nur sehr mangelhaft verabreichten Narkose erwacht, die Augen aufschlägt und mit seinem Theologengelächel von der Stange auf den Lippen etwas vom wiederbelebten Gemeinschaftssinn daherschwafelt und wie das doch alles so wunderbar sei.

Auf Grindr und Planetromeo bekomme ich jetzt auf meine Sexanfragen immer öfters die Antwort: "Corona".

Scheiß Schwule.

Ohne Reisende und Bis, die jetzt aber Angst um ihre Family haben müssen, sind die ganzen schwulen DatingApps, ist das ganze schwule Leben doch nur für die Tonne.

Sind Sexdates denn aber überhaupt noch erlaubt? In Berlin und Köln nicht, wenn ich die Allgemeinverfügungen richtig verstanden habe. In Hannover aber schon. Flickenteppich La Mancha´Schland. Und in Holzminden gelten immer eh ganz andere Regeln.


Anmerkung von toltec-head:

https://www.nzz.ch/feuilleton/giorgio-agamben-ueber-das-coronavirus-wie-es-unsere-gesellschaft-veraendert-ld.1547093

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (25.03.20)
du sprichst es hier ganz offen aus, wie es ist. gibt es eigentlich noch kein Frühbuchersystem im Krankenhaus? Später wird man seine eigene Luftmatratze mitbringen müssen. Tipp: Asylantrag in Bayern stellen, wem es anderswo zu lax zugeht.
Allein mit sich selbst zu Hause zu bleiben ist für manche Leute anscheinend unerträglicher als die Aussicht auf den Erstickungstod. Der Text hat echte toltec-Qualität. LG Gina
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