Du hast den Tripper aus dem Arsch von Julia Engelmann, Baby
Kurzprosa zum Thema Erlösung
von XtheEVILg
Ich hatte mal einen Freund, ich will seinen Namen nicht nennen. Spielt keine Rolle, wie der hieß, war bloß ein Freund und ich hörte ihm zu. Er sagte nicht viel. Einmal sagte er: Mein Leben hat eine Abwärtstaste, und ständig drückt jemand drauf. Als wolle jemand, dass dieser Film endlich zuende ist …
Eine Frau – klug wohl, sie studierte immerhin Psychologie – sagte mal zu ihm: Wenn du Depressionen hast, dann iss doch einfach Grapefruit! Und er ging eine Grapefruit kaufen.
Es ist heute. Morgens. Ein merkwürdiger Schmerz. Nicht so, wie Schmerz sonst ist. Ein merkwürdiger Schmerz an einer unaussprechlichen Stelle. Etwas, das sich nicht wegignorieren lässt. Etwas, wofür es keine einfache Lösung gibt. Du isst Grapefruit. Baby, du isst Grapefruit! Äpfel, Bananen, Himbeeren, die auch. Du siehst dir Eckart von Hirschhausen auf youtube an. Du rauchst Crack. Rufst deine Mutter an. Sie ist nicht da. Du nimmst einen Leistungskürzungsbescheid vom Jobcenter zur Hand. Menschlicher Kontakt, Baby. Du denkst dir: Hey, wir können das Leben doch erzwingen, Baby!
Doch da ist der Tod. Der Feind des Lebens. Er hat eine Spülung benutzt, so dass sein langes blondes Engelshaar geschmeidig ist und glänzt. Er duftet. Er liegt neben dir und gibt sich schlafend. Das blaue Bändchen der Unreinheit ragt aus seinem Spalt des Lebens. In seinem Arsch haben sie dir aufgelauert. Die Rache der Kleinstlebewesen. Sie sind in Gestalt der Sorglosigkeit gekommen und tanzen nun vor dir in Gestalt eines Wikipedia-Eintrags: bakterielle Infektionskrankheit, Bonjour-Tropfen, Robert-Koch-Institut. Warum, Baby, warum wachen wir nachts manchmal auf, und wir können nicht einschlafen? Warum, Baby, was macht uns so unsicher? Wissen wir nicht, dass wir Engel sind, immer? Von der Geburt bis zum Tod Engel, und davor und danach auch, Baby? Und dieser Ausfluss, das ist nur ein Staubkorn im Universum. Mach dir keine Sorgen, Baby.
Wenn du gegenüber deinem Hausarzt äußerst, dass du vermutest, dir einen Tripper eingefangen zu haben, dann ist das vielleicht der mieseste Augenblick deines Lebens, Baby. Dann bist du allein. Ganz, ganz allein. Sogar dein Hausarzt wendet sich von dir ab. Du siehst es an der leichten Veränderung seines Gesichtsausdrucks nach unten. Lass mich aufzählen, Baby, wer dir in diesem Moment nicht zur Seite stehen wird, die Aufzählung ist unvollständig:
Eckart von Hirschhausen.
Heidi Klum und Tom Kaulitz.
Richard David Precht.
Frank-Walter Steinmeier.
Mero feat. Eno.
Markus Söder.
Alle Virologen.
Gott.
Keiner wird für dich da sein. Bloß Julia Engelmann wendet sich dir noch zu, während du mit dem verkohlten Löffel das letzte bisschen Hoffnung aus der Grapefruit kratzt.
Du bist am Arsch, Baby, beziehungsweise: noch weiter unten. Unter den Füßen. Du bist in der Etage unterhalb des Kellers. Abwärtstaste im Continueous-fire-Modus. Dein Hausarzt schreibt dir ein Antibiotikum auf. So, wie er es bei diversen anderen Beschwerden auch tun würde. Aber er guckt dich nicht so an wie sonst. Sein Blick ist anders. Er verachtet dich jetzt, Baby. Du hast rumgehurt. Ungeschützt. Rumgehurt. Es war nach einem Poetry Slam, Baby. Engagierte Gedichte und Sprechgesang, eine lustige Kurzgeschichte, ein stark performtes Poem, Baby, alles ganz sauber, du hast Craftbeer getrunken, wer konnte ahnen, dass …
Abwärtstaste. Du trinkst zuviel, Baby. Den günstigsten Rotwein direkt aus der Flasche. Bist völlig zugedröhnt und performst auf einem Bielefelder Poetry Slam, aber es klappt nicht und du kotzt von der Bühne, du bist raus in Runde eins. Am darauffolgenden Morgen fickt der Kater dein entwässertes Gehirn. Eine Matratze in einer Wohngemeinschaft, und es ist nicht das, wofür du es halten solltest. Deine Eltern werden bald sterben, deine Verwandten in Seitenlinie: Onkel Eckart, Tante Julia. Richard David. Bruder Markus, Bratan Mero. Alle werden tot sein. Eine Psychologiestudentin wird ihren Kopf heben, wird deinen Blick suchen. Sie wird ihn finden. Und du wirst in ihrem dein Ende sehen.
Die Bremer Stadtmusikanten, jemand zitiert: Kommt, sagte der Hahn, etwas Besseres als den Tod finden wir überall, Baby. Bloß fehlt dafür das Geld, du gefiedertes Arschloch, und es fehlt der Glaube daran, und es fehlt der Mut dazu, also halt den Schnabel und verpiss dich in den Backofen.
Dort oben spürst du den Wind in deinen Haaren. Wirfst die halbleere Flasche runter. Schaust ihr hinterher. Sie kommt dort unten auf und hinterlässt einen kleinen, dunklen Fleck.
Eine Frau – klug wohl, sie studierte immerhin Psychologie – sagte mal zu ihm: Wenn du Depressionen hast, dann iss doch einfach Grapefruit! Und er ging eine Grapefruit kaufen.
Es ist heute. Morgens. Ein merkwürdiger Schmerz. Nicht so, wie Schmerz sonst ist. Ein merkwürdiger Schmerz an einer unaussprechlichen Stelle. Etwas, das sich nicht wegignorieren lässt. Etwas, wofür es keine einfache Lösung gibt. Du isst Grapefruit. Baby, du isst Grapefruit! Äpfel, Bananen, Himbeeren, die auch. Du siehst dir Eckart von Hirschhausen auf youtube an. Du rauchst Crack. Rufst deine Mutter an. Sie ist nicht da. Du nimmst einen Leistungskürzungsbescheid vom Jobcenter zur Hand. Menschlicher Kontakt, Baby. Du denkst dir: Hey, wir können das Leben doch erzwingen, Baby!
Doch da ist der Tod. Der Feind des Lebens. Er hat eine Spülung benutzt, so dass sein langes blondes Engelshaar geschmeidig ist und glänzt. Er duftet. Er liegt neben dir und gibt sich schlafend. Das blaue Bändchen der Unreinheit ragt aus seinem Spalt des Lebens. In seinem Arsch haben sie dir aufgelauert. Die Rache der Kleinstlebewesen. Sie sind in Gestalt der Sorglosigkeit gekommen und tanzen nun vor dir in Gestalt eines Wikipedia-Eintrags: bakterielle Infektionskrankheit, Bonjour-Tropfen, Robert-Koch-Institut. Warum, Baby, warum wachen wir nachts manchmal auf, und wir können nicht einschlafen? Warum, Baby, was macht uns so unsicher? Wissen wir nicht, dass wir Engel sind, immer? Von der Geburt bis zum Tod Engel, und davor und danach auch, Baby? Und dieser Ausfluss, das ist nur ein Staubkorn im Universum. Mach dir keine Sorgen, Baby.
Wenn du gegenüber deinem Hausarzt äußerst, dass du vermutest, dir einen Tripper eingefangen zu haben, dann ist das vielleicht der mieseste Augenblick deines Lebens, Baby. Dann bist du allein. Ganz, ganz allein. Sogar dein Hausarzt wendet sich von dir ab. Du siehst es an der leichten Veränderung seines Gesichtsausdrucks nach unten. Lass mich aufzählen, Baby, wer dir in diesem Moment nicht zur Seite stehen wird, die Aufzählung ist unvollständig:
Eckart von Hirschhausen.
Heidi Klum und Tom Kaulitz.
Richard David Precht.
Frank-Walter Steinmeier.
Mero feat. Eno.
Markus Söder.
Alle Virologen.
Gott.
Keiner wird für dich da sein. Bloß Julia Engelmann wendet sich dir noch zu, während du mit dem verkohlten Löffel das letzte bisschen Hoffnung aus der Grapefruit kratzt.
Du bist am Arsch, Baby, beziehungsweise: noch weiter unten. Unter den Füßen. Du bist in der Etage unterhalb des Kellers. Abwärtstaste im Continueous-fire-Modus. Dein Hausarzt schreibt dir ein Antibiotikum auf. So, wie er es bei diversen anderen Beschwerden auch tun würde. Aber er guckt dich nicht so an wie sonst. Sein Blick ist anders. Er verachtet dich jetzt, Baby. Du hast rumgehurt. Ungeschützt. Rumgehurt. Es war nach einem Poetry Slam, Baby. Engagierte Gedichte und Sprechgesang, eine lustige Kurzgeschichte, ein stark performtes Poem, Baby, alles ganz sauber, du hast Craftbeer getrunken, wer konnte ahnen, dass …
Abwärtstaste. Du trinkst zuviel, Baby. Den günstigsten Rotwein direkt aus der Flasche. Bist völlig zugedröhnt und performst auf einem Bielefelder Poetry Slam, aber es klappt nicht und du kotzt von der Bühne, du bist raus in Runde eins. Am darauffolgenden Morgen fickt der Kater dein entwässertes Gehirn. Eine Matratze in einer Wohngemeinschaft, und es ist nicht das, wofür du es halten solltest. Deine Eltern werden bald sterben, deine Verwandten in Seitenlinie: Onkel Eckart, Tante Julia. Richard David. Bruder Markus, Bratan Mero. Alle werden tot sein. Eine Psychologiestudentin wird ihren Kopf heben, wird deinen Blick suchen. Sie wird ihn finden. Und du wirst in ihrem dein Ende sehen.
Die Bremer Stadtmusikanten, jemand zitiert: Kommt, sagte der Hahn, etwas Besseres als den Tod finden wir überall, Baby. Bloß fehlt dafür das Geld, du gefiedertes Arschloch, und es fehlt der Glaube daran, und es fehlt der Mut dazu, also halt den Schnabel und verpiss dich in den Backofen.
Dort oben spürst du den Wind in deinen Haaren. Wirfst die halbleere Flasche runter. Schaust ihr hinterher. Sie kommt dort unten auf und hinterlässt einen kleinen, dunklen Fleck.