Bonustrack: Drobkins Geschichte. Ein langer

Witz

von  Willibald

Dreierlei hält der weise Mensch für klug und richtet darnach sein Handeln.

(a)
Ein weiser Mensch weist  Angst und Furcht keineswegs von seiner Türe ab, das dürre Brüderpaar,  können die beiden doch Leben retten. Aber er wird sie nicht ermutigen. Denn sie können im Haus alles fluten und der gesunde Menschenverstand geht unter.

(b)
Und der weise Mensch verachtet klugerweise Komik nicht:
Sie entsteht vor allem dann, wenn bei  flüchtiger Störung einer geordneten Bedeutungswelt sich  plötzlich der harte Griff der Normen  lockert, die  Normen der Logik, die Normen der Hochmoral einen Blackout erleben.
Es ist dann, als ob wir  mit Hilfe von Komik für einen Moment das  grimmige Beharren des Alltags auf Kongruenz, Kohärenz, Konsistenz, Logik, Linearität und eindeutige Signifikanten beiseite schieben  können. Wir hören auf, unerwünschte Bedeutungen und unbewusste Assoziationen abzuwehren -  und freuen uns darüber,
Ach Komik! Du  lässt uns  in einer spielerischen Sinnesvielfalt schwelgen und  du setzt sonst gehemmte psychische Energie frei,  in heiterem Lächeln oder einem schnaubenden Lachen.
Auf diese Weise hilfst Du  dabei mit, Abweichungen zu erkunden. Du formst und stärkst  fürwahr  mit deinen Mitteln den Wirklichkeitssinn, einen,  der kohärent ist und  dabei offen  bleiben kann.

(c)
Nicht zuletzt  gilt die Wertschätzung des  klugen  (nicht so sehr des weisen) Menschen auch Äußerlichkeiten, etwa  seinem  schönen,  großen,  blauen Schal.



BONUSTRACK
Vor kurzem las ich eine Geschichte  in "Old Jews Telling Jokes", die Geschichte ist eine Art Langform eines Witzes, eine kunstvolle Langform.  Mich machte sie  heftig lachen. Und sie regte mich zu jener Betrachtung an, die mit "Der weise Mensch" überschrieben ist. Den Wert von Komik für ein lächelndes Leben voll abgeklärtem Glück möge  diese Geschichte dem, der sie liest, möglichst  gut und überzeugend vor Augen führen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Dr. Drobkins Geschichte
Dr. Drobkin ist ein weitberühmter Spezialist auf dem Gebiet der Kardiologie. Er hat das  Grundstudium in seiner Heimatstadt absolviert, den medizinischen Abschluss und seinen Doktortitel dort erworben und praktiziert dann als anerkannte Kapazität auf höchstem Niveau in New York. Er hat eine bedeutende Arbeit geschrieben und wird eingeladen, diese auf einer Tagung vorzustellen, die zufälligerweise in seiner Heimatstadt stattfindet.

Der Raum ist voll von Männern und Frauen, die Männer tragen Smokings, die Frauen sind angemessen gekleidet für solch ein erhabenes Ereignis. Dr. Drobkin nähert sich dem Podium und dem danebenstehenden Ständermikrophon, er legt seine Notizen auf das Rednerpult. Als  er das Mikrophon auf seine Höhe einstellen will,  rutschen die Papiere alle auf den Boden. Er bückt sich, um sie aufzuheben und als er das tut, löst sich unwillkürlich ein  heftiger Darmwind, der – vom  Mikrofon verstärkt - durch den Raum hallt. Irgendwie gewinnt Dr. Drobkin  trotzdem die Fassung und trägt sein Referat vor. Kaum ist er fertig, schnappt er sich alle Unterlagen  und verschwindet schnell durch die Hintertür.

Und kommt nie wieder in die Stadt zurück.

Nun, viele Jahre vergehen, seine Mutter ist alt geworden und er muss zurück in die Stadt, damit er sich um sie kümmern kann. Er reserviert unter dem Namen Dr. Cohn  im örtlichen Hyatt, kommt im Schutz der Dunkelheit an und checkt im Hotel ein.
Am Empfang spricht ihn  der Portier an, ein helläugiger, umtriebiger, wortgewandter junger Mann: "Oh, guten Abend, Dr. Cohn. Waren Sie schon mal in unserer Stadt?"
Der Doktor sagt: "In der Tat, junger Mann, ich bin hier aufgewachsen, habe hier meine Ausbildung erhalten, habe hier an der Universität promoviert und bin dann weggezogen."
Der junge Mann sagt: "Oh, warum sind Sie nicht hier geblieben, Sir?"

"Nun, vor einigen Jahren ist hier eine sehr peinliche Sache passiert und ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass ich zurückkommen würde  und den Leuten in der Stadt gegenübertreten könnte."
"Doktor, es liegt mir, einem Frischling sozusagen, fern, einem angesehenen erfahrenen Gentleman  wie Ihnen einen Rat zu erteilen, aber wenn ich Ihnen etwas aus meiner Erfahrung und meinem jungen Leben mitgeben kann: Dinge, die ich für peinlich hielt und die die Leute bemerkten … nun, Ich habe später herausgefunden, dass niemand überhaupt wusste, dass sie passiert waren. Ich bin sicher, dass das auch auf die Angelegenheit zutrifft, die Sie für peinlich halten."
"Junger Mann, ich bezweifle, dass das jemand vergessen hat."
"Nun ja, ist es schon lange her?"
"Ja, es war vor sehr langer Zeit."
Der junge Mann sagt: "War es vor dem Drobkin-Furz oder danach?"

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Kommentare zu diesem Text

Fisch (55)
(20.05.20)
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 Willibald meinte dazu am 20.05.20:
Hast wohl R/recht.
Der ursprüngliche Text ist weg, der hier ist klüger.

Antwort geändert am 21.05.2020 um 06:21 Uhr

 Dieter_Rotmund (21.05.20)
Schön.
Und wer ist der mürrische alte Mann auf dem Bild?

 Willibald antwortete darauf am 21.05.20:
Wer ist der mürrische alte Mann auf dem Bild?
Dieter Rotmund

"Der Deine Kolumnen mit Missmut liest."

Und den Kopf schüttelt über Deine grammatikalischen Expektorationen (Auswürfe).

greetse
ww

Antwort geändert am 21.05.2020 um 11:01 Uhr

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 21.05.20:
Als Zwerglein, also als eines, das Willibald vom Tuch zur Tonsur betrachtet, muss ich ebenfalls sagen: Auf diesem Foto kommst du nicht sonderlich sympathisch rüber.
Vielleicht isses was Coronöses?

Bange Grüße
der8.

 Willibald äußerte darauf am 21.05.20:
zentral ist der große, schöne, blaue Stahl, äh Schaaal, und dazu die hellblaustählernen Augen. Kompatibel und schön.
leicht indigniert schmunzelnd
ww

 Willibald ergänzte dazu am 21.05.20:
Und außerdem: Als blöder Jugendlicher versucht man noch Bäume auszureißen. Und scheitert in der Höhe.

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