Morgenmuffel

Erzählung zum Thema Aufwachen

von  tueichler

Es ist spät, morgen längst und der Schlaf will nicht weichen, obwohl die Sonne hoch am Himmel steht und das Tagwerk längst begonnen sein müsste. Die Nacht liegt wie Blei auf meinen Gliedern, die Sonne blendet durch das Fenster und, obwohl ich früh aufgestanden sein müsste, lähmt mich doch der Gedanke an die Einförmigkeit des Tages im Büro, all die Fragen, auf die keiner eine Antwort hat oder aber keiner eine Antwort geben will, um sich nicht verantworten zu müssen. Der Versuch, die Augen zu schließen scheitert ebenso wie der, die Augen zu öffnen, kein Kaffeeduft aus der Küche, wie er so oft in der Werbung beschrien wird, keine Schar Kinder die den fröhlich munteren Papa aus dem Bett kitzeln, nurmehr der Gedanke an das ewige Büro mit den ewig gleichen Fragen, Menschen und Ausflüchten. Minutenweise nicke ich ein, träumend, dass ich der Maschine entflöhe oder, dass im Büro jemand mit einer ehrlichen Antwort auf mich wartet, dann, nach einem verwirrenden Moment des Aufwachens die Einsicht, dass es immer noch ist wie es war, dass mich der unruhige Schlaf ereilt hatte, obwohl meine Ratio jetzt sagt ‚Aufstehen‘ und meine Emotio mich schier ans Bett fesselt. Je länger ich so liege, desto mehr gewinnt die Ratio die Oberhand und endlich halte ich es nicht mehr aus und entsteige, höchst missmutig dem Bett. Es muss jedem vorkommen, als sei ich ein unhöflicher und schlecht gelaunter Zeitgenosse, dabei ist es nur der Umstand, dass ich das Bett verlassen musste obgleich ich keinesfalls ausgeschlafen habe noch, es jemals sein würde.


Anmerkung von tueichler:

Fragment

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