ein dichter steht am marterpfahl

Gedicht zum Thema Fantasie(n)

von  harzgebirgler

ein dichter steht am marterpfahl
und wird getriezt: „nun dichte mal
was die menschheit weiterbringt
denn das scheint uns unbedingt

not zu tun weit mehr als sicht
stets aufs 'ich' – die bringt es nicht
sei's so lyrisch wie es will
schweig' davon hier besser still!“

und sie kitzeln ihn mit federn
drohend ihn gleich abzuledern
wenn ihm nicht ein vers gelingt
dessen sinn zum aufhör'n zwingt

der arme windet sich wie'n aal
am marterpfahl im jammertal
ihm fällt nichts ein was dem entspricht
ihm geht nicht auf das kleinste licht

könnt' reden von sich grenzenlos
das hilft ihm aber wohl nicht groß
doch dann versucht er's mit nem trick
und dieser nennt sich selbstkritik:

„mein allürisches ich ist von mir ja ein teil
der hält wirklich ungern bloß maulaffen feil
nein schmeißt sich ins brüstchen und tut so als hätt'
er was in besitz das den kohl macht voll fett!“

die quälgeister hörten's und fanden darin
nebst witz offenbar etwas sinn – immerhin
entbanden sie ihn von der marter am pfahl
und jagten zum teufel ihn, aber egal...

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