Die Leiden des jungen Kosmologen

Prosagedicht zum Thema Apokalypse

von  Oggy

Seine sonst so verläßlichen Konstanten waren auf einmal nicht mehr konstant genug.

Seine großartige Sammlung planetarischer Nebel erschien ihm mit einem Male viel zu nebulös.

Bei der monatlichen Milchstraßen-Sterneninventur (Motto: “Sag mir, wieviel Sternlein stehen!“) hatte er sich grauenhaft verzählt und mußte - wieder mal - von vorne beginnen.

Die zahlreichen Sterne, die er für seine Ex kürzlich noch persönlich mit der Apollo 18 vom siebenten Himmel herunterholen wollte, schienen ihn nun - quasi von oben herab - abgrundtief spöttisch anzugrinsen.

Vermaledeite Astrologen logen zum Jahresende wieder einmal förmlich das Blaue vom Himmel (“Donald Trump wird der nächste Bundespräsident!“); stahlen ihm damit aber in gekonnt zuverlässiger Weise die trockene Show.

Außerirdisches intelligentes Leben suchte er buchstäblich schon seit einer halben Ewigkeit (Projekt “Die Frau, die vom Himmel fiel“) - vergeblich.

Seine (bodenständigen) Nachbarn meinten über ihn, er hätte irgendwie einen Knall; einen “Urknall“, verbesserte er sie erhobenen Hauptes.

Seine Bewerbung für die Marsmission endete vorzeitig als irdischer Griff ins Klo; man attestierte ihm unglücklicherweise, er sei dazu “nicht lebensmüde genug“.

Selbst die Apokalypse, die er so liebend gerne vorhergesagt hätte,
stand noch völlig in den Sternen.

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Kommentare zu diesem Text


 FrankReich (14.11.20)
Die Sterne sind schon ein komischer Haufen. 🥳

 Oggy meinte dazu am 14.11.20:
Immerhin habe ich da als Autor mal eine Sternstunde gehabt!

Danke für die Leseempfehlung,
Oggy

Antwort geändert am 14.11.2020 um 09:55 Uhr
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