Du hattest wieder diesen einen Blick. Den, der immer auf deinem Gesicht erschien, wenn du ganz woanders warst. Meist fiel er zur Seite, aber dieses Mal auf mich. Du sahst mir direkt in die Augen. Wir hörten diesen Song, diesen einen Song auf Dauerschleife. Immer und immer wieder. Play. End. Repeat. In Dauerschleife bis zum Morgengrauen.
Du sagtest: „Es könnten drei Dinge zwischen uns passieren. Erstens, ich verliebe mich in dich. Zweitens, wir haben Sex miteinander. Drittens, wir haben phänomenalen Sex miteinander.“
Er war nicht phänomenal. Vielleicht hast du dich deshalb auch nicht in mich verliebt. Ich war viel zu aufgeregt. Ich war viel zu sehr erregt. Ich war nervös, gelähmt, von den vielen Sexgeschichten, die du mir davor erzählt hattest. In welcher Ecke, auf welchem Dach, du wem einen geblasen hast. Ich sagte aber nichts, dachte, ich könnte es überspielen. Falsch gedacht. Keine Chance. Falsches Spiel. Nur Verlierer. Trotzdem küssten wir uns. Zogen uns aus. Während das Lied weiter in Dauerschleife lief. Dieser Song. Wir hörten nicht auf uns zu küssen. Fielen nieder, ohne auseinander zu fallen. Schmale Matratze auf flachem Lattenrost. Im Wohnzimmer. Oder Esszimmer. Oder Schlafzimmer. Dein Schlafzimmer. Deine Mutter war bei ihrem Freund in Frankreich. Wir waren alleine. Du schon länger als ich. Nun aber zu zweit. Ich drang in dich ein, ohne richtig hart zu sein. Die Nervosität stieg. Du machtest mich wieder zur Jungfrau. Du warst anders. Von Beginn an. Bis zum Ende hin. Ob du es wohl noch heute bist? Der Sex war scheiße, aber schön. Dir in die Augen zu blicken. Auf dir zu liegen, in dir zu sein. Auch wenn es nicht das war, was du erwartest hattest. Es war eben nicht phänomenal, nur ''so la la''. Es passierte nicht zum ersten Mal. Du sahst mich erneut an. Ohne Enttäuschung, als wäre es auch nicht das erste Mal, dass dir das passiert. Es verwirrte, aber beruhigte mich. Danach schliefst du tief und fest. Ich konnte nicht schlafen.
Noch immer berauscht, zu sehr in Gedanken. Vielleicht lag alles nur an der Flasche Wein. Die erste meines Lebens. Jedenfalls wollte ich dich nicht wecken. Deshalb in die Küche. Das Licht aus gelassen. Damit es dunkel bleibt und ich müde werde. Ich ließ mich auf den Boden fallen, lehnte mich an die Heizung und fror. Es vergingen Stunden. Glaube ich. Irgendwann war jeder Gedanke gedacht und die Müdigkeit kehrte heim. Ich begab mich wieder zurück ins Wohnzimmer. Oder Esszimmer. Oder einfach zu dir. Es wurde bereits langsam hell. Ich erinnere mich flüchtig an einen wachen Blick von dir, dann schlief auch ich ein. Träumen tat ich nicht.
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