Aufschrei und seine Folgen

Skizze zum Thema Beobachtungen

von  DanceWith1Life

Ich war nicht der Einzige, der sich leicht irritiert in Richtung der seltsamen Laute wendete.
Ein kurzer Blick genügte, der bei jedem eine ähnliche Schlußfolgerung auslöste, man hat eine natürliche Toleranz gegenüber krankheitsbedingter Störung, die wurde sozusagen automatisch aktiviert.
Das änderte allerdings nichts an der Irritation, die man empfand.
Meine Aufmerksamkeit, die eigentlich auf Fokus geschaltet war, um der Trauung die nötige Beachtung zu schenken, war in diesem Modus extrem sensibel gegenüber Störgeräuschen, das weiß ich, und nach einer Weile, löste ich den Fokus.
Die Trauungspredigt samt Geäuschkulisse im "Kirchenschiff" wurde zum Orchester.
Dabei machte ich eine seltsame Entdeckung.
Die Predigt wurde emotionell-engagiert vom Geistlichen vorgetragen.
Soll heissen, er untermalte moralische und andere Punkte seiner Predikt mit entsprechenden Betonungen, und wann immer er mit diesen, einen bestimmten Pegel überschritt, gab es Klagelaute aus dem Tourette-Syndrom.
Sehr deutliche Klagelaute, die der Deutlichkeit und Lautstärke seiner Betonungen in nichts nachstanden.
Das war eine sehr seltsame Messe, das kann ich Ihnen versichern.
Zum Glück dauerte das nicht allzulange und bald brachen wir zum Restaurant auf, das für das anschliessende Essen und den Rest der Feier gemietet worden war.
Ich hatte oberflächlich betrachtet, die Eindrücke in der Kirche vergessen, aber eben nur oberflächlich.
Der Brautvater erhob sich, klingelte an sein Champusglas und begann mit den Worten.
Jetzt haben wir den Kirchenbesuch ja geschafft, wobei so etwas ja eigentlich niemand schadet.
Und mir entwich, ohne dass ich das wirklich beabsichtigt hätte.
Sind Sie sich da sicher.
Ich erntete wirklich einige zurechtweisende Blicke, die sich jedoch alle beruhigten, da ich offensichtlich nicht in Kampfhaltung war.
Es war übrigens die Hochzeit des ältesten Sohnes, einer meiner ersten Bezehungen.
Die Beziehung währte nur sehr kurz, ein paar Wochen, aber lange genug um sich gegenseitig zu schätzen.
Sie spielte Cello.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram