Im Pausenhof

Text

von  Fridolin

Dieser Text ist Teil der Serie  Politisches

Man stelle sich vor, es gibt einen Streit im Pausenhof. Ein großer bedroht einen unbewaffneten Kleinen mit einem Messer. Geht man dann hin und gibt dem Kleinen auch ein Messer? Oder gibt man ihm am Ende gar eine Pistole? Wohl kaum. Höchstens wenn man noch kleiner ist und allein mit den beiden und selbst Angst hat vor dem Großen.

Wenn man stärker ist, wird man die Streithähne trennen und, wenn Lehrer, eine Klassenkonferenz einberufen und versuchen, die Hintergründe zu klären. Und man wird sich fragen, warum man nichts mitbekommen hat, bevor es soweit kam.

Es gibt natürlich auch Lehrer, die zu doof sind. oder zu faul.


Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (03.04.22, 23:57)
Wohl denen, die in einem geregelten System wie der Schule (mit Klassenkonferenz und im Notfall sogar einer Polizei) leben!
Schon Thomas Hobbes hat darauf hingewiesen, daß die Staaten untereinander immer noch im Naturzustand leben, dem eines Krieges aller gegen alle (bellum omnium contra omnes). Bedenkt man die Ohnmacht des Weltsicherheitsrates, so hat sich seitdem daran nichts Entscheidendes geändert.
Und alle Vergleiche von inner- mit zwischenstaatlichen Verhältnissen hinken deshalb. Auf beiden Beinen, wie ich fürchte.

 Tula meinte dazu am 04.04.22 um 01:36:
Hallo
Man könnte zunächst gar nichts tun und abwarten wie sich der Streit entwickelt. Irgendjemand könnte dem Kleinen raten, doch bitte sein Taschengeld rauszurücken, man will hier keine Probleme an der Schule.
Irgendwann ruft ein anderer: "Hey, du wirst doch nicht etwa dem Kleinen ...?" Aber gut, dass der Große abwinkt, er will nur etwas drohen.

Da der Kleine bockig ist und vom Gesetz des Stärkeren nichts versteht, wird der Größere zu einem gegebenen Zeitpunkt auf jenen einstechen. Erstmal nur in die Beine, er will ihm ja nur die Weglaufmöglichkeit nehmen.
Unterdessen tagt die Schulleitung. Zwei Lager: im ersten gibt man zu bedenken, dass der Stärkere in nicht gerade leichten Familienverhältnissen lebt. Man sollte ihn verwarnen, denn einfach so auf andere einzustechen ist ungezogen. Aber man sollte Verständnis aufbringen und mit dem Burschen ein entspanntes Gespräch führen.
Im zweiten Lager ist man etwas entschlossener: nichts tun! Wer eingeift, läuft Gefahr, selbst erstochen zu werden. Das sollte man gründlich bedenken. Ausserdem bezahlen auch die Eltern des Stärkeren das Schulessen. Bestellt ist bestellt.

Nach etwa einer Stunde hat sich die Lage beruhigt. Auf dem Schulhof spielen die Kinder wieder Fussball. Au Backe, kein Ball, das ist der Kopf des Kleinen!
Jemand mahnt: das hat er nun davon, wegen so'n paar Kröten Taschengeld. Warum hat er die nicht rausgerückt?

Gutes Beispiel. Realitätsnah. Man lernt nie aus ...


LG
Tula

 Graeculus antwortete darauf am 04.04.22 um 08:28:
Die Vorstellung, wie ich die Eingangsszene sehe (Großer malrätiert Kleinen mit Messer) und als erstes eine Klassenkonferenz einberufe, die hat was Groteskes.
Nein, als erstes versuche ich, dem Kleinen das Leben zu retten, wenn es sein muß, mit Gewalt (= Nothilfe). Aber das darf ich ja nicht, ich bin ja die NATO.

 loslosch schrieb daraufhin am 04.04.22 um 08:51:
so wie man mikroökonomik nicht mit makroökonomik gleichsetzen darf, verhält es sich mit david und goliath einerseits und überfällen von staaten auf andere (mein kommi iwo bei Agnete).

kein novum, über das ich hier räsonniere. aber Fridolin weiß es halt besser.

Antwort geändert am 04.04.2022 um 08:54 Uhr
Ferdi (70)
(04.04.22, 13:53)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Fridolin äußerte darauf am 04.04.22 um 21:13:
Deprimierend, wie selbst ein so schlichter Text zurechtgebogen wird.
@ graeculus
Dass man "als erstes eine Klassenkonferenz einberufe," stammt nicht von mir. In meinem Text steht als erstes: "wird man die Streithähne trennen"
@Ferdi
"die beiden miteinander gemein zu machen, in dem man sie beide schlicht als gleichberechtigte Streithähne bezeichnet?" - nichts dergleichen habe ich auch nur annäherungsweise geschrieben.
@Tula
Macht mich gänzlich sprachlos. Was soll das sein? Eigene Lebenserfahrungen? oder doch eher ein Versuch in übler Nachrede? Der Versuch, mir zu unterstellen, ich hätte nichts dagegen, wenn mit Kinderköpfen Fußball gespielt wird?

Auch hinkende Vergleiche (hinken nicht alle?) können dem Erkenntnisfortschritt dienen.
Ferdi (70) ergänzte dazu am 05.04.22 um 04:31:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Tula meinte dazu am 05.04.22 um 08:59:
Moin Fridolin
Nein, keine üble Nachrede. Nur eine satirische Antwort, mit Überspitzung natürlich, um das Problem deines Gleichnisses zu verdeutlichen.
Bis zum 23. Februar hätte ich gewiss ganz anders geantwortet, da handelte es sich noch um eine Bedrohung. Mittlerweile geht es um etwas anderes, durchaus Mordversuch, die Enthauptung (der Regierung in Kiew) ein bislang nicht umgesetztes Vorhaben. Sie werden es weiterhin versuchen, ohne Zweifel.

LG
Tula
Teolein (70)
(05.04.22, 08:09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Ferdi (70) meinte dazu am 08.04.22 um 09:16:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Teolein (70) meinte dazu am 08.04.22 um 09:22:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 eiskimo (05.04.22, 09:06)
Der Kleine hat Fans, die schon  mit ihren Smartphones auf den plumpen Akt des Großen lauern - die Bilder sind im Nu verbreitet,  und der Große steht sowas von belämmert da....
Teolein (70) meinte dazu am 05.04.22 um 09:27:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Terminator (05.04.22, 09:24)
Die Streithähne sind aber nicht der Große und der Kleine, sondern der Große und "wenn man stärker ist". Dieser "man" ist natürlich die NATO.

Das Gleichnis passt nicht zur Situation. Eher würde passen: Ali hat seine kleine Schwester ohne Kopftuch im Pausenhof erwischt und zieht ein Messer, um sie zu zwingen, ein Kopftuch anzuziehen. Die anderen Schüler eilen dem Mädchen zur Hilfe, doch Ali sagt: "Und übrigens habe ich einen Selbstmordattentäter-Gürtel. Greift ihr mich an, geht hier alles in die Luft!"

 loslosch meinte dazu am 05.04.22 um 21:44:
makaber und stimmig. darf ich da noch sagen "gefällt mir"?

 Terminator meinte dazu am 05.04.22 um 22:34:
Ich habe übrigens bereits zwei Gleichnisse dazu geschrieben:

https://keinverlag.de/457086.text
https://keinverlag.de/457526.text

 Fridolin meinte dazu am 06.04.22 um 02:44:
Mögen die Leser sich ihr eigenes Urteil bilden über diese Kommentare.
Für mich stellt sich die Frage,
1. wer die Autorität hätte, die Streithähne zu trennen. Graeculus, auch Terminator deuten es an: die NATO, und wer hat da die Autorität? Wo bleibt das Treffen von Biden und Putin in Genf, wo man - wie lange? - um das Ende des Vietnamkrieges gerungen hat? Warum drängt niemand darauf? Die mächtige NATO fühlt sich nur für Militärisches zuständig, die schmächtige OSZE lässt man links liegen.
und
2. Wo bleibt die Aufarbeitung der Vorgeschichte, die für einen echten Friedensschluss unverzichtbar ist? Dazu müsste man allerdings auch zu eigenen Fehlern stehen. Günter Verheugen, (bis 2010  stellvertretender EU-Kommissionspräsident), hat dazu gerade ein interessantes Interview gegeben. Wer mehr wissen will: Quelle:  nd, und warum wohl gerade da? Es  passt wohl bei den "Großen" gerade nicht.
Und noch ein Tipp: US-Starökonom Jeffrey Sachs  warnt vor der US-Strategie, die auf einen langen Krieg in der Ukraine mit Tausenden von Toten hinauslaufe. Quelle:  Welt Online
Agnete (66)
(15.05.22, 21:30)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Fridolin meinte dazu am 16.05.22 um 23:01:
Herzlichen Dank für diesen Kommentar, liebe Agnete. Ich denke, Dein Hinweis auf die privaten Spender ist sehr passend angesichts der 40 Milliarden, die Amerika bereit ist auszugeben. Und natürlich hätte man den Krieg leicht vermeiden können, aber ich glaube inzwischen, er war genauso gewollt. Besser konnte man die "Putinversteher" gar nicht zum Schweigen bringen; besser konnte man die amerikanischen Interessen gar nicht durchsetzen.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram