Vorschlag

Distichon

von  Quoth

Bismarcktürme gibt's in Deutschland, morsche, zu viele.

Baut einen Gorbatschow-Turm aus ihren Trümmern auf!


War jene Raissa nicht die Aspasia dieses Mannes?
Ja, ihr Denken es floss in sein Handeln mit ein.



Anmerkung von Quoth:

Aus gegebenem Anlass.
146 Bismarcktürme gibt es angeblich in Deutschland noch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bismarckturm#Heutige_Verbreitung_und_Nutzung

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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (31.08.22, 13:19)
Gorbatschow ist gestorben. Er hat zur Vereinigung von Ost- und West einen großen Beitrag geleistet. Ein Denkmal wäre gerechtfertigt.

Liebe Grüße
Alma Marie

 Graeculus meinte dazu am 31.08.22 um 13:28:
Ein Denkmal hat er verdient. Der Friedensnobelpreis war ihm sicher auch wertvoll. Aber ob das auch für einen Turm gelten würde, und dann noch einen aus allen Bismarck-Türmen?

Das wichtigste Denkmal befindet sich in den Herzen der Menschen, und es ist traurig, daß er in den Herzen der meisten Russen keines hat, weil sie ihn für den Untergang der UdSSR verantwortlich machen.

 Graeculus antwortete darauf am 31.08.22 um 13:32:
Es hat mich, wenn ich das sagen darf, an ein Zitat des Kaisers Tiberius erinnert:

Ego me, patres conscripti, mortalem esse hominum officia fungi satisque habere, si locum principem impleam, et vos testor et meminisse posteros volo; qui satis superque memoriae meae tribuent, ut maioribus meis dignum, rerum vestrarum providum, constantem in periculis, offensionum pro utilitate publica non pavidum credant, haec mihi in animis vestris templa, hae pulcherrimae effigies et mansurae; nam quae saxo struuntur, si iudicium posterorum in odium vertit, pro sepulchris spernuntur.
 
Was mich betrifft, Senatoren: daß ich sterblich bin und Menschenpflichten erfülle und mich damit begnüge, wenn ich meinen Platz als Princeps ausfülle, das bezeuge ich vor euch und wünsche, daß die Nachwelt dessen gedenkt; sie wird genug und übergenug zu meinem Andenken beitragen, wenn sie glaubt, ich sei meiner Vorfahren würdig, um eure Lage besorgt, standhaft in Gefahren, Anfeindungen gegenüber im Interesse des Staatswohles nicht ängstlich gewesen. Dies sind meine Tempel in euren Herzen, dies die schönsten Standbilder und dauerhafte dazu; denn soweit sie aus Stein errichtet sind, werden sie, wenn sich das Urteil der Nachwelt in Haß verwandelt, wie Grabmäler gemieden.

[Tacitus: Annalen IV 38]

 AlmaMarieSchneider schrieb daraufhin am 31.08.22 um 13:35:
Russland und die Russen bräuchten dringend wieder einen Regenten wie Gorbatschow. Leider hat dieses Land nie eine Demokratie erfahren und so schreit das Volk nach der Peitsche. Die soll aber bitte die Anderen treffen.

 AlmaMarieSchneider äußerte darauf am 31.08.22 um 13:41:
@ Graeculus

Tiberius hat da mit Sicherheit Recht, doch das schnelle Vergessen ist dem Menschen eigen.
Ob Denkmal, Turm oder im Herzen, meiner Meinung nach überlebt nur das geschriebene Wort, wenn es auch manchmal etwas herausgeputzt wird.
Taina (39) ergänzte dazu am 31.08.22 um 13:46:
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Taina (39)
(31.08.22, 13:45)
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Dieter Wal (58)
(31.08.22, 15:45)
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Taina (39) meinte dazu am 31.08.22 um 15:53:
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Dieter Wal (58) meinte dazu am 31.08.22 um 15:57:
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Taina (39) meinte dazu am 31.08.22 um 16:00:
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Dieter Wal (58) meinte dazu am 31.08.22 um 16:05:
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 Willibald meinte dazu am 31.08.22 um 16:35:
Intressanter Akzent auf "aus", feines Distichon.

Greetse
ww

 Quoth meinte dazu am 31.08.22 um 16:50:
Dank Euch, Graeculus, Alma, Taina und nicht zuletzt Dieter,
für manch betrachtsames Wort, Willibald für das "fein".

Antwort geändert am 31.08.2022 um 16:51 Uhr

 Tula (31.08.22, 16:59)
Gorbi et orbi 

Nun ja, den Zerfall der Sowjetunion als solche wollte er nicht. Aber er baute auf friedliche Verständigung und der Vermeidung militärischer Gewalt. So war der Nobelpreis sicher gerechtfertigt.

LG
Tula

 Graeculus meinte dazu am 31.08.22 um 17:03:
Beeindruckend fand ich übrigens auch die Liebe zu seiner Frau Raissa.

(Auch für Liebe sollte es einen Nobelpreis geben.)

Antwort geändert am 31.08.2022 um 17:05 Uhr

 Quoth meinte dazu am 31.08.22 um 17:40:
War jene Raissa nicht die Aspasia dieses Mannes?
Ja, ihr Denken es floss in sein Handeln mit ein.

 Graeculus meinte dazu am 31.08.22 um 17:42:
Aspasia, hm. Dann aber ohne deren Skandale.

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 01.09.22 um 00:36:
Aspasia? Geht es um Aspasia von Milet?

 Quoth meinte dazu am 01.09.22 um 08:56:
Ja, um die geht es, das Muster einer Frau, die einen mächtigen Mann (in ihrem Fall Perikles) stark beeinflusst.

@Graeculus: Sie wurde der Asebie, der Gottlosigkeit beschuldigt. Findest Du das skandalös? Und als Kommunistin war Raissa sicherlich auch gottlos.

Antwort geändert am 01.09.2022 um 08:57 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 01.09.22 um 09:22:
Sie führte ein, sagen wir einmal, skandalöses Leben, und sie war keine attische Bürgerin, also eine "Ausländerin".
Raissa Gorbatschowa hingegen erschien mir nicht so "unbürgerlich", so wider den Stachel löckend.

 Graeculus meinte dazu am 01.09.22 um 09:47:
Da gibt es noch etwas. In dem langen Interview "Gorbatschow. Paradies" (2019/2020 gedreht, auf arte gesendet) wird Gorbatschow gefragt, ob ihn seine drei Enkelinnen noch besuchen. "Nein", antwortet er, "seit dem Tod meiner Frau nicht mehr." Das heißt seit zwanzig Jahren!
Und immer wieder kommt er darauf zu sprechen, daß ihm seit damals der Lebenssinn abhanden gekommen sei.

Was gibt es Schöneres, als eine Frau zu lieben? [kleine Pause] Und von ihr geliebt zu werden.

Zitat aus diesem Interview. Der Nachsatz ist nicht ganz unerheblich für die Schönheit des Lebens.
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