Am dreissigsten Februar war es weit. Kurz entschlossen ging ich in den Keller unseres neuen Hauses. Er war nicht da! Die Tatsache hat mich ziemlich überrascht, denn wir haben das Haus gekauft nach dem Inserat “Haus mit zwölf Zimmer, unterkellert…usw., voll erschlossen, gemauert…", und so weiter, und so fort, und bezogen es nach gründlicher Besichtigung, bei welcher alles in Ordnung schien.
Nichtsdestoweniger war sie da. Meine Geliebte. Ich muss mich korrigieren: eine meiner Geliebten, noch besser, die letzte meiner unzähligen Geliebten, die mir noch geblieben ist. Sie war da. In ihren wunderschönen Smaragden, die sie als ihren eigenen Augen vortäuschte, spielte die grenzenlose Begeisterung, dass sie mich wiedersah und zugleich ungeduldige, ungezähmte Sehnsucht. Ich müsste sie eigentlich sofort umarmen, war aber unschlüssig, wie man es richtig machen soll. Es kam mir vor, als ob Jahrhunderte verflossen als das Wasser in mächtigem Strom, das nie wiederkommt, als ich das letzte Mal ein fremdes Wesen in den Armen gehalten hatte.
Sie muss es geahnt haben. Sie unternahm den ersten Schritt. Zaghaft trat sie auf mich zu und dann, ganz schnell überraschend, kauerte sich zu meinen Füssen. Ich blieb für einen Augenblick wie gelähmt. Sie hob ihre Arme zu meinem Schritt hoch und tastete mit ihren schlangen schön formierten Klavieristinnen Fingern nach etwas, was sie fast fieberhaft suchte, was sie ums Verrecken hat finden und halten - und eventuell gar damit spielen wollen, was aber nicht da war.
Sie richtete sich wieder auf, mit stummer trauriger Frage in den Smaragdaugen und hängte sich um meinen Hals.
Ich erhängte sie Sekunden später. Es geschah blitzartig, am dreissigsten Februar, oder war es schon der Einunddreissigste? Mag sein, auf die Uhr habe ich nicht geschaut, Armbanduhr trage ich sowieso nur zum Training, sonst benutze ich statt einer Uhr das Smartphone. Es war gegen Mitternacht, aber was spielt es jetzt für eine Rolle! Weg ist weg.
Alles ist weg…
(oder wie der grosse Georg Kreisler damals irgendwo singt:”...weg, weg, weg, Pletànek, der ‘Säck’!”, oder so ähnlich. Vielleicht ist es Schluss aus seinem berühmten Lied vom Wiener Telefonbuch.)