Nonsens 7

Bericht zum Thema Psychologie

von  Augustus

Die hochvermögende Baronesse war für vier Wochen verreist und als sie wieder in meine Hypnose-Praxis eintrat oder besser gesagt in mein Zimmerchen, das ich mir für solche Zwecke eingerichtet habe, entfuhr ihr folgender Satz: „Es ist so schön sie zu sehen, dank ihrer Methoden erfreue ich mich wieder der Welt und habe wieder Vergnügen am Reisen und an fremden Kulturen.“ 

„Wo war Sie denn?“ fragte ich. 

„Neuseeland“, antwortete sie hochbeglückt. „Ihren Tipp habe ich beherzigt und habe den Herstellungsprozess des Manuka-Honigs bestaunt. Es wurden mir hübsch in freier Natur die Honigbienen gezeigt wie sie von der Südseemyrte den Nektar saugen. Dann dürfte ich den Honig selbst ausprobieren. Hier- ich habe ihnen eine Glas Manuka-Honig(1000 mg) für sie mitgebracht und ein Bild von mir im Imkereianzug für ihre Praxis.“ 

„Wie aufmerksam von ihnen,“ sagte ich und nahm den Honig entgegen und stellte das Bild auf den Schrank. „Nun legen sie sich doch bitte auf die Couch hin und erzählen Sie mir doch jedes Detail ihrer Erlebnisse ganz genau.“        

Die Baronesse schwelgte in ihren Erlebnissen und in jedem Wort, jedem Satz, das sie sagte, schwang das pure Leben als würde sie es gerade noch einmal wieder in voller Intensität erleben. Ich dagegen sagte kein Wort, ich saß neben ihr und hörte mit einem halben Ohr zu, während ich in Gedanken versunken über meine nächsten Experimentversuche mit den Krähen nachdachte. Zwar nutzte ich in diesem Fall keine hypnotischen Techniken, rechnete aber trotzdem die Stunde als Hypnosebehandlung. Noch nie gab ein Mensch 1.000€ so freimütig und überglücklich einem anderen her, wie die Baronesse es mir überreichte. 

Allerdings als ich sie verabschieden wollte, drehte sie sich um und blickte mich mit einem überraschenden Ausdruck an, als ob ihr etwas Wichtiges geradeeben eingefallen wäre. 

„Da ist noch eine Sache, die ich ihnen noch sagen wollte. Es ist eigentlich vielmehr eine Bitte. Eine ganz, ganz, große Bitte, die ich an sie richte, weil ich glaube, dass sie der einzige Mensch sind, der in dieser Sache helfen kann.“ 

Ich schaute etwas nervös auf die Uhr und wusste, dass meine Krähen, die unterwegs waren, die Geldscheine auf den Straßen aufzusammeln, bald mit Gewinn zurückkehren würden und ich ihre Belohnung vorbereiten musste. 

„Machen sie bitte schnell,“ sagte ich, „ich habe gleich Dringendes zu tun.“ 

„Hören sie, ich würde sie nicht fragen, wenn es nicht so wichtig wäre, verstehen sie mich bitte,“ sagte sie mit milden Blick, der mich gütig stimmen sollte. 

„Was haben sie - noch – auf dem Herzen.“ 

„Ein sehr guter Freund von mir, ein Professor der Philosophie, wiegt sich seit gut halben Jahr in schweren Depressionen und ich fürchte, er wird den Kampf gegen diese seelische Bestie verlieren, wie ich ihn beinah verloren hätte.“ 

„Was geht mich das an, er soll zu den professionellen Psychologen, Seelsorger, Lichtarbeiter, Schamanen, Mystiker, Philosophen, Heilige, Buddhas, Yogalehrer, selbsternannte Heilversprecher usw. gehen. Dort wird ihm geholfen.“ 

„Sie erkennen den Ernst der Lage nicht. Ich bitte sie inständig. Helfen sie. “

„Warum ich?“ fragte ich, während ich erneut auf die Uhrzeit guckte. „Sie werden jeden Augenblick da sein,“flüsterte ich.

„Wer?“ 

„Meine Kr…, ach niemand.“ 

„Weil ich selbst an mir erfahren habe, wie sie einen Menschen gerettet haben. Sie haben mich gerettet, ich gebe es offen zu. Und ich sage es ihnen, ich war bei unzähligen Stellen, die Hilfe versprachen und es half doch nichts.“

„Meine Zeit ist sehr kostbar, liebe Baronesse.“ 

„Geld spielt keine Rolle.“ 

„Tun sie es für mich.“ 

„Genug jetzt, liebe Baronesse. Lassen sie den Professor kommen. Ich werde auf ihn warten und sehen was ich für ihn tun kann.

Während sie mich überglücklich umarmte, fühlte ich mich nicht ganz wohl eine neue Verpflichtung eingegangen zu haben. Plötzlich krächzte es am Balkon. 

„Ich muss los, liebe Baronesse.“     

 



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Kommentare zu diesem Text

Daniel (50)
(07.04.23, 00:00)
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