Die Enttäuschten von den Straßen - (Berliner StattPläne)

Bericht zum Thema Aktuelles

von  Gabyi

Die Stadt war inzwischen eine Metropole geworden. Zuerst eine aufstrebende Großstadt, dann im Krieg zerstört und später dann zweigeteilt. Die Wunden und Narben konnten indes ihr nichts Wesentliches anhaben. Sie war ein quirliges und flirrendes Zentrum des Nachtlebens. Gleichzeitig mutierte sie im Abwärtsstrudel zum Failed State. Wo überhaupt nichts mehr richtig funktionierte. Flughafenbau, Verwaltung, Straßen, Baustellen, Wahl und Wohnungswirtschaft. Das einzige, was perfekt gehandhabt wurde, war die Aufnahme von unzähligen Flüchtlingen. Auch wenn der Wohnraum extrem knapp war und Einheimische sich schwer taten, noch etwas zu finden. Eine Stadtflucht folgte notgedrungen.
Aber erst die Straßennamen. Die hatten antisemitische Bezüge, Kolonialhintergründe, Kriegshelden- und Nazibezüge und mussten deswegen umbenannt werden. Zum Beispiel die Martin-Luther-Straße.
Die Straßen und Plätze mussten unbedingt umgewidmet werden mit neuen unbekannten und langweiligen Namen, die keiner kannte. Vor allem die Bewohner der Straßen waren davon überhaupt nicht angetan. Allein der damit verbundene bürokratische Aufwand.
Und dann war noch das Gefühl, das man hatte, wenn man den jeweiligen Namen sagte und hörte und die damit verbundenen Erinnerungen an diesen Ort.
Und auch die Autorin, die ein Almanach über das gesamte Straßennetz verfasst hatte, war empört und enttäuscht.
Enttäuscht, weil sie eine gewisse Zuverlässigkeit vorausgesetzt hatte, die es überhaupt nicht geben konnte. Wie gesagt, es war inzwischen ein "failed state" geworden.
Sie war also nur von sich selbst enttäuscht und von ihren eigenen falschen Voraussetzungen und Annahmen.

Und dann gibt es da noch die Sperrung von Straßen für den individuellen Autoverkehr zugunsten von Fahrrädern und Fußgängern. Aber das ist wieder ein anderes Thema.




inspiriert von AngelWings


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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (15.04.23, 10:36)
Wer ist ein failed state? Berlin? Deutschland? Die genannte Autorin?
Das ist unklar.

 Gabyi meinte dazu am 15.04.23 um 11:18:
https://en.wikipedia.org/wiki/Failed_state

und wenn du in B. leben würdest, wüsstest du besser, wovon die Rede ist. Anarchie z.B.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 15.04.23 um 12:01:
Danke, ich bin mit dem Begriff durchaus vertraut, aber nicht, wie du ihn hier  transportiert/transferiert hast.

Berlin - z.B. Görlitzer Park? Ich denke, da hat dich eher die Stadtverwaltung belogen, nicht eine der vielen Tageszeitungen.

 Gabyi schrieb daraufhin am 15.04.23 um 12:18:
Belogen? Tun sie doch immer, gehört doch dazu. Ich sage nur als Beispiel Charlottenburg. Eigentlich bürgerlich, aber an manchen Stellen wird man beraubt und zusammengeschlagen. Auch in meiner Gegend.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 15.04.23 um 12:23:
Das tut mir leid zu hören, ich bin in meiner Gegend mit der lokalen und regionalen Berichterstattung halbwegs zufrieden...
Eure Kritik richtet sich allerdings offenbar nicht gegen die Berichterstattung, sondern gegen die Stadtverwaltung. Bitte beachten: Wenn die Tageszeitung den Bürgermeister zitiert und die im Zitat getätigte Aussage sich als Lüge herausstellt, hat der BM gelogen, nicht die Tageszeitung!
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