Friedhofsspiele

Bericht zum Thema Tradition

von  Gabyi

Meine kindlichen Friedhofsspiele begannen weit vorher in meinen Träumen. Genauer gesagt, in meinen Albträumen. Die hatte ich dauernd und im Übermaß und ich wagte deswegen kaum noch zu schlafen. Es war mein großer Bruder, der uns immer Angst einjagte. Er sagte zu uns jüngeren Geschwistern: “Der >Olle Mäh< kommt." Immer wenn meine Eltern Abends ins Kino gingen. Uns schauderte dann vor Angst und Panik. Es war immer derselbe Traum, der mich heimsuchte. Meine Mutter ging mit uns - wie immer - auf den Friedhof und war ganz plötzlich verschwunden. Eine riesige Säule aus aschgrauem Stein, ein religiöses Monument, das in der Nähe des Friedhofstores stand, fing an zu summem und zu pfeifen und ein Wesen kam heruntergeflogen und nahm mich mit nach oben. Das Geräusch machte ein langgezogenes ”Huuii". Dann war ich oben auf einem Torbogen (Fallada lässt grüßen) und meine Mutter war immer noch vom Erdboden verschluckt. Oben auf dem Torbogen saß ich mutterseelenallein und schaute nach unten. Kein Mensch, der mich retten konnte. Meine Mutter war für immer weg. Dann wachte ich schweißgebadet auf. Dieser Traum kam immer und immer wieder und verfolgte mich.

Das Friedhofsspiel, das ich mit meinem kleinen Bruder zelebrierte, war wesentlich entspannter. Wir waren wie immer mit unserer Mutter auf dem Kirchhof zur Grabpflege des Familiengrabes gegangen. Wir hatten die verantwortungsvolle Aufgabe, Wasser aus einem der Friedhofsbrunnen mit einer Gießkanne zu holen.
Auf dem Rückweg zum Grab kam dann das Ritual. Wir mussten solange die Luft anhalten wie wir es konnten und wenn wir es nicht schafften, kam die Strafe. Die Welt fällt in die Toilette. Das vesuchten wir unbedingt zu vermeiden. Wer will schon gern in einer riesigen Toilette leben. So wie in dem Film “Oh Boy”, wo Berlin als eine riesige Toilette tituliert wird.



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Kommentare zu diesem Text

Daniel (50)
(31.05.23, 16:54)
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 Gabyi meinte dazu am 31.05.23 um 17:16:
Keine Ahnung ob das so war. Aber ich glaube eher nicht. Es war nur eine Athmosphäre von Krankheiten und Gestorbenen im Raum. Eben lauter alte versehrte Leute.
Danke für deine Gedanken zum Text :)
LG Gabyi

 AlmaMarieSchneider (31.05.23, 22:06)
Spannend erzählt. Allerdings fällt zum Schluss die Spannung etwas ab.

Liebe Grüße
Alma Marie

 AchterZwerg (01.06.23, 07:09)
Hallo Gabyi,
mit einer Doppelspitze in kurzen Texten nimmst du dir einiges an Wirkung.
Aus meiner Sicht hättest du es beim spannenden Albtraum belassen und den zu Ende führen können. Es muss sich ja nicht unbedingt um einen Tatschenbericht handeln ... ;)
Aus der zweiten Passage ließe sich was Neues  basteln.

 AngelWings (01.06.23, 07:27)
Blackmann, Devils Machenschaften, Mousspeck, Alle müssen versteckt sein, Lieder liegt mir immer noch in Ohren. 
Zum Schluss L- Syndrom. 
Keine Kinderspiel! 
Jugendlich leichtsinn.

 AngelWings antwortete darauf am 01.06.23 um 07:51:

Antwort geändert am 01.06.2023 um 07:52 Uhr
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