Wolfgang Engler: Bürger, ohne Arbeit

Kirchenlied zum Thema Langeweile

von  Terminator

Wolfgang Englers "Bürger, ohne Arbeit – Für eine radikale Neugestaltung der Gesellschaft" ist ein Kirchenlied auf das Bürgergeld. Im Jahr 2005 auf dem Höhepunkt der Agenda 2010 und somit dem Tiefpunkt der Sozialdemokratie geschrieben, habe ich es Anfang Anfang 2008 gelesen, wobei ich es als Sonderpreisausgabe im mich wenn recht entsinnenderweise Braunschweiger Hauptbahnhof auf dem Weg nach Berlin erwarb.


Es geht darum, dass man nicht arbeiten müssen muss, um Bürger zu sein. Dass die Arbeit dem Menschen das Recht auf Leben verleiht, ist ja ein gemeinsamer Gemeinplatz sowohl für alle Sozialismen vom Kommunismus bis zum Nationalsozialismus als auch aller Kapitalismen vom Neoliberalismus bis zur sozialen Marktwirtschaft. Das Recht auf Leben von der Pflicht zur Arbeit zu entkoppeln, bedeutet für Engler so etwas wie wahrhaft humanistische Emazipation des menschlichen Individuums. Die Menschenwürde wird ja nur dann wahr gemacht bzw. verwirklicht, und bleibt nicht bloß ein abstrakter Anspruch, wenn der Staat anerkennt, dass der Mensch als ein Selbstzweck existiert.


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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (27.04.23, 07:32)
Hierzu auch interessant Kants Charakterisierung des Menschen als Zweck an sich selbst.

 Terminator meinte dazu am 27.04.23 um 15:41:
Das ist die Grundlage der Begründung für das bedingungslose Einkommen, zuletzt vor 13 Jahren von Ofried Höffe im Streit gegen Peter Sloterdijk vorgebracht, der sich für einen spendenbasierten (thymotischen, mit ungleicher Würde) Sozialstaat aussprach.

 Terminator antwortete darauf am 27.04.23 um 16:29:
Nein, der Gegenspieler von Sloterdijk hieß Axel Honneth. Entweder werde ich dement oder es liegt daran, dass ich gestern nur zwei Stunden geschlafen habe und heute gar nicht. Jedenfalls war es eine große Philosophendebatte um (soziale) Gerechtigkeit, die in den Zeitungen ausgetragen wurde, muss 2009/10 gewesen sein.

 Augustus (27.04.23, 13:04)
Griechisches Ideal : der freie Bürger, der keine Verpflichtungen kennt, nur alles freiwillig gewährt, während der Staat als abstrakte Organisation über dem Einzelnen zu allem verpflichtet wird. Aber, wer finanziert den freien Bürger, wenn alle gleichzeitig nicht arbeiten gehen wollen?

 Terminator schrieb daraufhin am 27.04.23 um 15:43:
Damals mussten die Sklaven arbeiten, heute die Maschinen/Roboter/KI. Schöpferische Arbeit bleibt unerlässlich, nur "Sklavenarbeit" wie Akkordarbeit, Putzen, Rechtschreibfehler korrigieren wird abgeschafft.

 harzgebirgler (27.04.23, 19:03)
dass rente oft kurz danach zum tode führt
zeigt wie sehr sich wer durch arbeit definiert.

https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/oekonomie/nachrichten/ruhestandsrisiko-frueh-in-rente-frueh-ins-grab-seite-2/3581696-2.html

Kommentar geändert am 27.04.2023 um 19:10 Uhr
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