Papillon

Essay zum Thema Essen/ Ernährung

von  Regina

Wir hassten sie und wollten sie mit allen Mitteln ausrotten. Scharf riechendes Pulver setzten wir gegen Kleidermotten ein, Schlupfwespen gegen die in der Küche, und wenn die Kinder sich Läuse eingefangen hatten, kauften wir in der Apotheke ein Spezialshampoo, das die lästigen Schädlinge gnadenlos abtötete. Gegen Wespen stellte die Mutter Flaschen mit Zuckerwasser auf, wo sie hineinkrochen, um nicht mehr herauszufinden und die Untaten des Gärtners und Bauern finden sich in aller Munde. Durch die Anwendung von Insektiziden finden sich kaum noch Schmetterlinge und Bienen bei den Blüten ein, so dass Baumobst nicht mehr lange auf natürliche Weise zum menschlichen Speiseplan zählen wird.

Diesen zu bereichern, sollen die Verachteten in Zukunft gegessen werden, wie es in einigen Ländern mit gebratenen Heuschrecken bereits geschieht, als Delikatesse. Auch über den roten Farbstoff im Campari regte sich in der Vergangenheit niemand auf. Die tierfreundliche Nachricht ist, dass die Firma inzwischen auf künstliche Farbstoffe umgestellt hat. Für Lippenstifte, Schellack und Süßigkeiten allerdings müssen die Cochenilleläuse oder auch die Kermesläuse wie seit Urzeiten daran glauben. Zu Tausenden werden sie gepresst und dann ausgekocht. Auch der Honig gehört zu den Insektenprodukten. Waldhonig stellen die Bienen aus den Exkrementen von Blattläusen her, aber kaum jemand ekelt sich. In der Homöopathie gibt es pulverisierte Bienen als Medikament.

Als Nahrungsmittel gehört das Insekt noch zu den eher teuren Produkten. Die Tiere müssten gezüchtet werden, wollte man sie als Lebensmittel verbreiten. Biologen äußern sich skeptisch, sie weisen darauf hin, dass in diesem Fall Krankheiten nicht ausbleiben würden, die dann wiederum mit Giften zu behandeln wären. Auch das biologische Gleichgewicht würde gestört, was allerdings beim Fleischkonsum ohnehin geschieht.

„Unglaublich, ich fresse Kakerlaken.“ Kopfschüttelnd über sich selber spricht so die Hauptfigur aus dem Film „Papillon“, der von Häftlingen handelt, die in die französische Strafkolonie Guyana überstellt werden. Dort wurden sie offensichtlich nicht ausreichend ernährt und mussten Strategien gegen den Hunger entwickeln. Was der Gefangene (Hauptdarsteller Charlie Hunam) im Film aus Not ausführt, soll in der EU nunmehr zur Norm werden. Wer diese Notspeise nicht genießen möchte, wird in Zukunft die Inhaltsangaben vieler Produkte genau studieren müssen. Alles, was pulverisiert, püriert oder aus Teig hergestellt wird, steht auf längere Sicht unter Verdacht, Insektenmehl zu enthalten, unter anderem auch Fleischersatzprodukte wie Sojaschnitzel und dergleichen. Vegetarier wird es nicht freuen.








Anmerkung von Regina:

https://www.moviepilot.de/movies/papillon--2

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/insekten-als-lebensmittel-diese-sind-zugelassen-60446

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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (17.06.23, 22:25)
Realitätsfern ist Dein Szenario ja nicht Regine, aber irgendwie schauerlich. Wenn man bedenkt, dass die ganze Erdbevölkerung noch vor 500 Jahren 500 Millionen Menschen betrug und jetzt 8 Milliarden, dann werden die Lebensmittelressourcen langsam rar.

 Regina meinte dazu am 17.06.23 um 23:41:
Da sagt doch die Apokalypse, du stirbst an einer Seuche, durch einen Krieg oder du verhungerst. Eine Todesart ist für 2/3 der Menschheit wahrscheinlich, aber man kann sie sich nicht aussuchen.
Muckelchen (70)
(17.06.23, 22:33)
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 Regina antwortete darauf am 17.06.23 um 23:38:
Vermutlich wird die Industrie versuchen, uns das Insektenmehl als Beimischung unterzujubeln, sobald es billiger wird. Man muss die E-Nummern kennen und die Inhaltsangaben genau lesen.

 Saira (18.06.23, 08:08)
Moin Regina,

ja, die Perversion der Menschen ist grenzenlos. Ein gelungenes Essay!
 
Liebe Grüße
Sigrun

 Regina schrieb daraufhin am 18.06.23 um 17:21:
Danke Sigrun, du sagst es.

 AZU20 (20.06.23, 11:57)
Schrecklich, was wir da alles zu erwarten haben. LG
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