Geh ohne Zorn

Gedicht

von  Beislschmidt

Geh ohne Zorn

Wir brechen auf zum letzten Gang.
Mit Wasser füllen sich die Spuren.
Der Anfang ist am Ende Zwang
und Wellen brechen die Konturen.

Ich lasse Stück um Stück mich fallen.
Von Kleiderlast bin ich nun frei.
Wozu noch länger fest sich krallen?
Zu spät für falsche Heuchelei.

Mein Schmuck ist nunmehr bloße Haut.
Mein Wanderstab ist nur aus Holz.
Der Weg erscheint mir altvertraut.
Wie schnell verschwindet früh'rer Stolz.

Den Schluss musst du alleine gehen.
Wir sind den Weg bis hier gekommen.
Er hat uns beide her gebracht.

Dort drüben wirst du aufgenommen.
Sei ohne Zorn, geh' unbedacht.
Die Spuren wird die Zeit verwehen.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (06.08.23, 06:39)
Hoffentlich gelingts!
Ich beobachte in meiner näheren Umgebung immer wieder, wie viele Menschen sich ihre letzten Jahre mit Neid, Missgunst oder gar Hass vergällen.
Sie können nicht mehr, laufen, nicht mehr angemessen sehen oder hören - aber das bleibt!

 Beislschmidt meinte dazu am 06.08.23 um 11:17:
Menschen sich ihre letzten Jahre mit Neid, Missgunst oder gar Hass vergällen.
Genau das sagte der Pastor aus unserer Nachbarschaft auch.

Das Gedicht habe ich Krankenhaus geschrieben,  nach einer OP.
innerlich hatte ich mich auf den worst case vorbereitet 
Beislgrüße

 EkkehartMittelberg (06.08.23, 12:25)
Hallo Beisl,

diese Zeilen machen es leichter, den Zorn zu vergessen.

LG
Ekki

 Beislschmidt antwortete darauf am 06.08.23 um 14:39:
Hallo Ekki,
Ich denke auch ... das letzte Hemd hat leider keine Taschen.
Beislgrüße

 FrankReich (06.08.23, 15:55)
Folgende Verse hinter das letzte Quartett eingeschoben o. ä., und Du hättest ein 1 1/2faches Sonett:

Selbst Denken löst sich von der Pracht,
denn mit dem Alter reift Verstehen,
die letzte Steigung ist erklommen.

😉

Ciao, Frank

 Beislschmidt schrieb daraufhin am 06.08.23 um 17:26:
Hallo Frank
vielen Dank für die Anregung.
Auch eine gute Variation.
Das wäre fast ein Doppelsonett.
Beislgrüße 

Die zwei Terzette sind eigentlich in wörtliche Rede zu setzen, weil vom unsichtbaren Begleiter gesprochen.
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