Die Mühle Charlotte

Ballade

von  Quoth

Mühle Charlotte (Bild)


Die Mühle heißt Charlotte, drehte sich im Angelland,
seit langem steht sie still und ist doch wohlbekannt.
Einst mahlte sie aus Körnern ein wunderweißes Mehl,
daraus die Bäcker buken uns Brote ohne Fehl.

Die Körner sind Ideen und Ideale hart,
die Mühlstein‘ die Parteien, und die sind gar nicht zart,
Das Mehl die Kompromisse, die unumgänglich sind,
das Brot ist Politik, das weiß doch jedes Kind.

Doch sind die Kompromisse nicht eigentlich Verrat
an all den Idealen, an all der schönen Saat?
Aus Mehl wächst keine Pflanze und keine Ähre nicht,
das Mahlen, es ist Töten, es ist ein Strafgericht.

Ein Müller dachte nach: Ideale und Ideen,
die sollten unzerkleinert in unsern Leib eingehn.
Doch an den harten Körnern biss er die Zähn‘ sich aus,
verhungerte und starb, es ist ein wahrer Graus.

Und wanderten die Angeln nicht aus nach Engeland,
weil sich im Lande Angeln kein essbar Brot mehr fand?
Doch das ist eine Sage, der ich mein Ohr einst lieh,
die Mühle heißt Charlotte und ist die Demokratie.




Anmerkung von Quoth:

Chamissos "Riesenspielzeug" stand Pate.

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Kommentare zu diesem Text


 Beislschmidt (04.11.23, 21:12)
Sehr anschaulich. Damals war der Weizen noch nicht oktoploid.
Beislgrüße
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