Was man so redet

Text

von  Rosalinde

Wir kamen vom Schwanfüttern.


Da saßen wir nun und rauchten.

Gegen Morgen hatte es geregnet,

die Bänke so feucht, als hätten sie

die Nacht im Wasser verbracht.


Eine weiße Dezembersonne

hinter schwarzen Bäumen im Gegenlicht

wärmte uns die Bäuche.


Das Thermometer bei 16 Grad plus.


Tatsächlich, sagtest du. Kaum glaubhaft.

Dezember sollte sein.


Unbeweglich der Orankesee,

die Ringe der nach Luft schnappenden

Sprotten mit dem Zirkel ins Wasser gemalt.

Das Schilf vorm Ufer wogte im Wind.


Alles Eigentumswohnungen,

sagtest du mit Blick nach rechts,

wo ein paar weiße Neubauten standen.


Ich nickte: Wer's hat.


Die Einflugschneise nach Tegel,

sagte ich. Alle zwei Minuten ein Flieger.


Wir hörten, ganz leise, ein Mückengesurr,

das Brummen der Motoren.


Siehst du,

jetzt geht er tiefer, sagtest du kennerisch.

Beiläufiges Nicken meinerseits.


Windstill die hohen nackten Platanen,

die den Weg längs des Sees einrahmten.

Verknittert, vermoost wie Greise.


Ein paar Leute auf dem Weg,

sie warfen einen Blick auf uns beide,

den ich nicht deuten konnte.


Hallo, sagtest du. Ich hasse dieses Hallo.

Sagte ich.


Am anderen Ufer,

im Schatten, der Schwan. Unser Schwan

korrigierte ich mich.



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Kommentare zu diesem Text

Cathleen (56)
(06.10.23, 11:01)
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 06.10.23 um 14:15:
Capote schreibt glasklar, ohne Geschwurbel!

 Dieter_Rotmund (06.10.23, 12:31)
Zu dick aufgetragen, stellenweise wirkt die Sprache furchtbar pathetisch.

 Rosalinde antwortete darauf am 06.10.23 um 13:23:
Tja, Dieter Rotmund, dagegen lässt sich schwer was machen, wir sind eben gebildete Leute, einer Ingenieur, die andere verrentete Lebenskünstlerin. Literaten. Sonst fehlt aber nichts an Gehaltvollem? Aber mich würde mal interessieren, was du unter Pathetik verstehst. Aber vielen Dank fürs Reinsehen. 

Herzlich, Rosalinde

Antwort geändert am 06.10.2023 um 13:26 Uhr

Antwort geändert am 06.10.2023 um 13:35 Uhr
kipper (34) schrieb daraufhin am 06.10.23 um 14:10:
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 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 06.10.23 um 14:14:

Eine weiße Dezembersonne
hinter schwarzen Bäumen im Gegenlicht
wärmte uns die Bäuche.
Nun ja, ich wollte nicht schon wieder "schwülstig", wie bei so vielem hier auf kV, schreiben, aber diese Kombi Halboxymoron + Natuidyllmetapher bringt es auf den Punkt.
Sprotten mit dem Zirkel ins Wasser gemalt.
Das Schilf vorm Ufer wogte im Wind.
Hach!
Alles Eigentumswohnungen,
sagtest du mit Blick nach rechts,
wo ein paar weiße Neubauten standen.
 Noch die beste Stelle, aber eigentlich kein Stoff für ein Gedicht.
Windstill die hohen nackten Platanen

Und erst die lüsternen Dotterblumen!

 Rosalinde ergänzte dazu am 06.10.23 um 17:15:
Hallo Dieter Rotmund,

erstens ist es kein Gedicht, zweitens habe ich den Teil unter Text eingestellt. Übersehen?
Und dann noch was, wenn in einem See so kleine Fische rumschwimmen, müssen das natürlich keine Sprotten sein, aber das drückt doch die Authenzität des Gesprächs aus.
Und das Wasser kräuselt sich ein wenig, wenn so ein Fischlein nach Luft schnappt, und dann gibt es sehr wohl die bekannten Kreise, auch wenn es windig ist.
Das nächste Mal lasse ich Wale im Orankesee herumschwimmen, dann läuft er über.

Und was Stoff für ein Gedicht ist, entscheidest du? Für mich ist alles Stoff, tot oder lebendig. Da frage ich niemanden. Und was ein Oxymoron ist, weißt du auch nicht, auch nicht ein halbes. Ich gebe dir mal eine Erläuterung, was ein Oxymoron ist:

Zwei gleichberechtigte, aber sich widersprechende Glieder werden addierend zusammengefügt. Zum Beispiel:
Schwarze Milch der Frühe (Celan)
Traurigfroh, wie das Herz ... (Hölderlin)

Bei meinem Passus widerspricht sich überhaupt nichts, dir kommt es nur so vor. Ist doch alles folgerichtig.

Merke: Hantiere nicht mit Begriffen herum, wenn du sie nicht genau kennst.

Ich habe auch nicht geschrieben, dass Sprotten mit dem Zirkel ins Wasser gemalt sind. Wenn du zitierst, dann den ganzen Passus. 

Du bemerkst nicht, dass nicht der gesamte Text
wörtliche Rede ist, sondern unterbrochen wird von der Schilderung der Umgebung. Deshalb kommst du seltsamerweise auf Pathos. Du bist mir vielleicht ein Lyriker. 

Merke: Auch das Lesen will gelernt sein.

Herzlich, Rosalinde
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