Keine Kinder in der Straßenbahn, klar, Leopolditag, schulfrei, unser Stadtpatron. Dem Babenberger sei Dank! Aber Straßenbahnfahren ohne Kinder macht wirklich keinen Spaß, leere Wagons, freundlichere Gesichter, Platz, Wien vermisst den Grant!
Aber, morgen wird es wieder eng, laut, fettige pubertäre Haare kleben aneinander, es riecht nach Schweiß, ist stickig, herrlich, man kann das Leben richtig spüren, wenn das eigene Herz vom Stress laut pocht. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Puls sofort in die Höhe geht, wenn Menschen zu nah beieinanderstehen in engen Räumen, zum Beispiel Aufzügen.
Auch kann man besser beobachten, da zeigt Wien sein wahres Gesicht. Erst letztens sagte ein Mann: "Hearst du kleiner Wixer, gib die Hax'n owe!"
Charmant.
Beim Schimpfen sind wir natürlich "per du", eh kloar.
"Host ned g'hört? Ich reiß da glei den Schädl ob!" Super nett.
"Geht ja!"
Zumeist befolgt man alles nach solchen Konversationen, andere nicht, erst heute hatte ich einen pro bono - Fall, der in einer schweren Körperverletzung endete.
Ich blättere in einem Schundblatt, nennt sich Tageszeitung, die man gratis bekommt. Da steht, dass ein berühmter Wiener Künstler, auch sich selbst "Poet" bezeichnet, 76 Jahre alt, neun Monate bedingt (nicht rechtskräftig) bekommen hat, wegen Missachtung der sexuellen Selbstbestimmung von zwei Frauen.
Das gibt mir einen Stich, wenn es der ist, den ich überalles verehre. Das darf doch nicht wahr sein, ich sage laut: "Nein!" Die Villa in Döbling passt auch. Das macht mich traurig ... seufz .... Die wahren Abenteuer sind im Kopf und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo!
Ich wische den Gedanken mit der Zeitung weg. Ich lese nie das Schundblatt und gerade heute lese ich sie und dann DAS!
Lege die Zeitung neben meinen Sitz, der naturgemäß frei ist, es ist schließlich Leopoldi.
Sei Poet! (Oida!)