ein englein weckt den nikolaus
der offenbar noch selig pennt
und sieht ein wenig anders aus
wie jener den man heute kennt
nicht ganz so glänzend eher schlicht
schläft auch im wald was dafür spricht
dass schnee und frost ihn wenig stör'n
wo wir uns ab den hintern frör'n
das englein zieht ihn frech am bart
so nach dem motto : „komm in fahrt,
dein tag ist nah, steh auf, mach hin
bevor ich noch erfroren bin!“
bestimmt erwacht er gleich mit groll
und fragt sich was das bartzieh'n soll
haut vielleicht mit seiner rute
gar dem englein auf die schnute
diesem störenfried, dem kleinen,
aus versehen würd' ich meinen
begreift dann aber sicherlich
„mich ruft die pflicht – ich spute mich!“...
*
das erste lichtlein brennt bereits am kranze
das zweite, dritte, vierte folgen bald
knecht ruprecht bricht indessen keine lanze
nein rutenreiser bricht er sich im wald
denn blicken läßt er sich nie ohne rute
am nikolaustag der in kürze ist
bei ihrem anblick zieht manch kind ne schnute
das brav zu sein bislang zumeist vergißt
knecht ruprecht spricht dem schlingel ins gewissen
und mahnt „wenn du nicht brav bist setzt es was!“
ganz kleinlaut ist der frechdachs dann beflissen
ihm besserung zu schwör’n und merkt sich das -
zumindest eine weile weil geschenke
ein zugkräftiger grund sind wie ich denke...
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aus patara am mittelmeer
stammt nikolaus ursprünglich her
liegt in der heutigen türkei
die zeit der stadt ist längst vorbei
gibt nur ruinen noch davon
wie hier das 'buleuterion'
wo sich der rat der alten stadt
zum ratschlagen versammelt hat
also um das klar zu sagen
nicht um darin rad zu schlagen...
in myra das unweit von liegt
hat er des bischofs amt gekriegt
und manches wunder dann vollbracht
was ihn zum heiligen gemacht -
sein name, der ja griechisch ist,
heißt „sieg des volkes“ - so jetzt wisst
ihr das nun auch, damit genug
sonst deucht ich euch glatt neunmalklug...
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der nikolaus der nikolaus
der geht demnächst von haus zu haus
stopft schön in stiefel gaben rein
da wär’n sandal’n für viel zu klein
drum stellt kein kind sandalen hin
und ist nur was in stiefeln drin -
die trägt ja auch der nikolaus
bei seinem gang von haus zu haus...
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der nikolaus hat tierisch brand
und gleich ein glas mit bier zur hand
das trinkt er zwar nicht gänzlich leer
denn dann ging' bei ihm gar nichts mehr
doch drei vier schlückchen immerhin
die dürfen's sein und sind schon drin
ohne daß knecht ruprecht meckert
der ja ebenfalls kaum kleckert
sondern lieber klotzt beim trinken
sieht man an seim säuferzinken
deswegen trinkt der nikolaus
das bier im glas auch jetzt nicht aus
zumal sie lautstark ruft, die pflicht,
und den ruf überhört er nicht
oh nein der dröhnt ihm schier im ohr
„du hast in kürze echt was vor
mußt erwartungsfrohen kleinen
die ansonsten sicher weinen
gaben bringen!“ - hinterher
trinkt er dafür umso mehr...
...jetzt ist er erst mal seinen sack am suchen
knecht ruprecht hört ihn schimpfen bei und fluchen
„verdammt noch mal wo steckt der blöde sack
hier treibt doch echt mit mir wer schabernack
ich fahr' gleich aus der haut und krieg' die krise
der sack ist ja nicht mal in der remise
wo er so häufig schon zu finden war
nur himmel herrgott nicht in diesem jahr!“
knecht ruprecht hat auch keinen blassen schimmer
wo von dem nikolaus der sack nun steckt
so viele ecken hat des haus und zimmer
da sind beim suchen wichtel schon verreckt
nun aber kommt ein wichtel angelaufen
und strahlt vor freude denn er hat den sack
befreit kann jetzt der nikolaus durchschnaufen
und lobt den wichtel „du bist echt auf zack -
wo war der sack wo hat er sich verborgen?!“
da sagt der wichtel glatt „das sag' ich morgen!“...
...den gabensack kann nikolaus nun packen
und macht dabei wie immer dicke backen
damit auch jeder sieht: er schont sich nicht
im gegenteil so zupacken ist pflicht
der sack ist groß und viel paßt in den rein
verstaut müssen die ganzen gaben sein
für all die kinder die sich darauf freuen
da darf man wirklich keinen aufwand scheuen
am ende wiegt der sack drei doppelzentner
der nikolaus ist zwar ja längst schon rentner
und dürfte seinen ruhestand genießen
bloß würde das die kinder schwer verdrießen
deshalb spuckt er uralt noch in die hände
daß wer einmal ersatz für ihn erfände
wär' ihm voll recht doch kann's kaum jemals sein
drum beißt er in den sauren apfel rein...