Keine Gainsboroughs

Gedicht

von  Redux

Wie bei Benns daheim

hingen auch bei uns keine Gainsboroughs,

auch bei uns ein amusisches Gedankenleben,

sieht man einmal von Heidi Kabel und dem Ohnsorg-Theater

und dem Bild mit der Berglandschaft im rosa Abendlicht ab,

das jahrzehntelang in unserem Wohnzimmer hing.

Das Bild mit dem verschlungenen Pfad;

schon als Sechsjähriger ging ich ihn hunderte Male,

hinein in diesen Wald, der ewig ein Geheimnis barg

vom Land der roten Zwerge und der Riesenvögel.

Später noch ging ich ihn zusammen mit Brooke Shields,

mit Nena oder mit Christine aus der 10 B.

Das alles überlebte drei Päpste, meinen Vater, mein Elternhaus,

dreitausend Jahre.

Noch immer hängt es in Mutters Wohnzimmer:

Ein vergilbter Spiegel des Seins.

Der verschlungene Pfad ist der Weg.

 



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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(20.12.23, 08:47)
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 Aron Manfeld (20.12.23, 16:28)
Erinnert mich an eine Short Story von Bukowski namens Der Tod des Vaters, wo gierige Nachbarn die Wohnung ausräumen.

Dir ein starkes 2024, Gesundheit und Schreiblust!

 Redux meinte dazu am 20.12.23 um 17:16:
Hey Aaron, genau das wünsche ich dir auch.
Und natürlich auch deine Kommentare...weiterhin...auch die fiesen...grins

 eiskimo (04.01.24, 14:01)
Ein einziges Bild fasst alles zusammen - und birgt ganz viel Leben. Stark!
LG
Eiskimo
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