REIMEREIEN RUND UMS DENKEN die den blick auf manches lenken (5)

Gedicht zum Thema Gedanken

von  harzgebirgler




das tollste sind am denken die gedanken
die macht der mensch sich so etwas von gern
und selbst wenn die bisweil’n an schwachsinn kranken:
sie nicht zu machen sich liegt ihm voll fern...
 
...derweil singt franz "o waldeslust
dass du mich stets so packen musst
die bäume schlagen aus wie wild
es ist ein sagenhaftes bild

und auch bei mir schlägt getz was aus
am besten geh ich stracks nach haus
dann kann elfriede kontrollier’n
wohin so leibsausschläge führ’n!"...


*


was immer wir dichten was immer wir denken
es sind oftmals unscheinbarkeiten die lenken
das augenmerk auf sich und drängen ins wort
du findest sie hier und du findest sie dort
 
du mußt sie nur sehen - wirst du sie gewahr
erscheinen sie bisweil’n sogar wunderbar
und spiegeln die schönheit der welt der natur
die gern hinterläßt auch im wort ihre spur...


*


WENN QUERFLÖTEN ERST MAL QUERDENKEN

WÜRD' SICH MANCH FLÖTIST GLATT ERHENKEN!



*



wenn sich ein mensch nach innen kehrt
ists einkehr die kaum sicht gewährt
auf das was ihn dazu bewegt
und einst vielleicht gar früchte trägt
weil einer bloß von außen schaut
und meist nichts sieht als heile haut

ja selbst des wilhelm röntgens blick
blieb darin stecken wie im schlick
nur gott erschaut sogar das herz
säh darin wohl bisweilen schmerz
der jedoch nicht nach außen dringt
insofern mensch in sich versinkt...


*


so köpfe gibt's die taugen nicht zum denken
wie beispielsweise ein zylinderkopf
der kann sich seinen selten auch verrenken
und trägt insgleichen sicher kaum je zopf

doch fällt selbst köpfen die gern hüte tragen
nebst zöpfen durchaus denken eher schwer
weil sie sich einfach ungern sozusagen
den kopf zerbrechen - oft wirkt der eh leer

ein kopfzerbrechen ist aber geboten
zum denken von gedanken deren gang
sich aufmacht wesensgründe auszuloten

was ohne bislang niemandem gelang
nein ohne sind die niemals zu erhellen
da kann wer quasi auf den kopf sich stellen...


*


VERNAGELT oder KOPFZERBRECHEN

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Ein “Nagelkopf“, so kann man sagen,
ist da, um auf ihn drauf zu schlagen
mit festen Schlägen, gut gezielten,
von derben Hämmern, holzgestielten.
Dann dringt des Nagels spitzes Ende
zum Beispiel ein in Holz und Wände
und bietet bunten Bildern Halt -
schon wirkt ein Raum mehr warm als kalt.
Der Kopf des Nagels ist meist klein -
mitunter kann das schmerzhaft sein:
Trifft man ihn nicht, haut voll vorbei,
ist mancher Daumen blau und Brei!

“Nagel“ und “Kopf“, innig vereint,
sind das, was die Grammatik meint
mit dem Begriff “Kompositum“.
Ein Bildhauer, bestimmt nicht dumm,
der diese “Worthochzeit“ bedachte
und sich seine Gedanken machte
über den Sprachbildungsprozeß,
schlug in ´nen Eisenkopf ganz keß
allerhand Riesennägel ein -
das durfte jetzt ein Kunstwerk sein:
Es läßt uns eindrucksvoll besehen,
wie - plastisch - Einheiten entstehen.

Der “Nagelkopf“ aus Kriesters Sicht
steht hier in Goslar ziemlich dicht
am Rathaus, was ja nichts besagt,
obwohl man sich natürlich fragt:
Warum steht das Objekt grad dort
und nicht an einem and´ren Ort?!
Denn der Kontrast ist schon enorm
zum alten Bau, zur alten Form.
Auf jeden Fall bringt es ins Grübeln -
man kann ihm das auch nicht verübeln,
das soll es ja vielleicht sogar,
denn eins ist sicher sonnenklar:

Was einen Künstler dazu bringt
(dem das recht ausdrucksstark gelingt),
so´n Turmschädel zu modellieren
und ihn mit Nägeln zu “verzieren“,
die er quer durch “die Rübe“ rammt,
so daß man bei sich denkt: Verdammt,
die Phantasie ist echt bizarr,
die hier brachial am Werke war!,
das muß schon ziemlich triftig sein,
leuchtet´s auch nicht auf Anhieb ein:
Man kriegt halt einen Denkanstoß
und kommt von Vorurteilen los.

Die haarsträubende Kopfattacke
ist keine bloße Künstlermacke.
Sie will Ästheten wohl nicht kränken,
sondern den Blick nur darauf lenken,
daß Altbekanntes Rätsel birgt,
sowie´s im Kunstwerk auf uns wirkt.
Das Werk stellt ein Zerbrechen dar,
welches noch niemals schädlich war,
wenn es sich auf den Kopf bezieht
und man das Nachdenken nicht flieht
wie darüber, was diese Welt
“im Innersten zusammenhält“.

Die Frage ist so alt wie wir,
weil das vernunftbegabte Tier,
der Mensch, oft nach dem Ursprung strebt
und wohl auch oft nur deshalb lebt,
um jene Gründe zu erfragen,
die ihn in seinem Wesen tragen.
Das Denken sitzt im Kopf, im Hirn,
geborgen hinter einer Stirn,
die sich schon mal in Falten legt,
wenn eine Sache es bewegt,
die reichlich Kopfzerbrechen macht,
so daß es im “Gebälk“ fast kracht.

“Vernagelt“ nennt man deshalb Köpfe
recht naseweiser tumber Tröpfe,
die immer glauben, klug zu sein,
ist ihr Verstand auch klitzeklein.
Zugleich kann “Kopfzerbrechen“ meinen:
Des Kopfes Herrschaft zu verneinen,
Abstand gewinnen vom Kalkül
zugunsten von mehr Herz, Gefühl,
damit der Zauber dieser Welt
der Zahl nicht ganz zum Opfer fällt.
Denn Denken, das von Herzen kommt,
ist An-Dacht, die dem Menschen frommt...


**


"Wenn man viel selbst denkt, so findet man viele Weisheit in die Sprache eingetragen. Es ist wohl nicht wahrscheinlich, dass man alles selbst hineinträgt, sondern es liegt wirklich viel Weisheit darin, so wie in den Sprichwörtern." (Lichtenberg)


manch wer will andern was vom pferd erzählen
das ist bei roßtäuschern nun einmal so
doch braucht man nur ein grundwörtchen zu wählen
wie VORSTELLUNG dann spricht darin schon SHOW:

die ganze welt ist längst zur bühn’ verkommen
wo jeder (s)eine schau macht - nichts ist echt
und keiner fühlt sich dabei groß beklommen
es ähnelt wie vorm spiegel dem gefecht

der mensch stellt sich vor dinge nach belieben
kein ding erscheint als das noch was es ist
mensch ist die weltkulisse schön am schieben

wobei er längst das seins total vergißt:
ja seinsvergessenheit heißt "seine" wunde
und die ist auch mit wichtigtun im bunde

*

manch wer will andern was vom pferd erzählen
und macht dabei ein u gern vor fürn x
wir können jedoch selbst den pudel schälen
freilegend seinen kern nullkommanix

die VORSTELLUNG fungiert längst als barriere
und sperrt den blick voll ab auf das was ist
der mensch beherrscht die szene - doch die leere
an sinn in ihm sitzt abgrundtief und frißt

das läßt sich auch durch machtworte nicht ändern
nein sinn läßt sich partout nicht kommandier’n
so schreitet mensch in ZAHLreichen gewändern

auf wegen die kaum zur befreiung führ’n -
es ist geschick : ein gott nur kann uns retten
zumindest wenn wir einen denn noch hätten!...


**

die WELT als WILLE und VORSTELLUNG mal so gesehen...



gern ist die welt gewillt sich vorzustellen

und spricht den menschen an: “du, ich bin welt!”

drauf antwortet der in den meisten fällen

weil er ja gleichfalls ungern an sich hält:


oh, angenehm – ich kann dich auch vernehmen

denn dafür gab vernunft mir das geschick

sehr häufig nehm' ich wahr zwar wohl nur schemen

das liegt vermutlich am pupillenknick


der meinen blick auf das gesamt der dinge

das du doch bist vernebelt und verzerrt!”

ach” sprach die welt “wenn's anders je zuginge


stünd's besser längst um dich zudem erschwert

der reiz so vieler dinge zu erkennen

was wahrheitssucher sinn und wesen nennen!”...


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