Grundsätzlich lese ich eigentlich gar nie um mich zu amüsieren, allein die Vorstellung ist mir stets ein Gräuel gewesen, jedoch in letzter Zeit wuchs in mir das Bedürfnis, ja, sogar der Wunsch nach Unterhaltung mit Niveau.
So begann ich das Buch "Wie die Steeple SINDERBY Wanderers den POLKAL holten" von J.L.Carr und mit Amüsement meine ich nicht zwangsläufig das Lachen, sondern eine nette kleine Geschichte, die mir erzählt wird, nichts hochtrabendes wie Ransmayers "Cox" oder Hemingways "Wem die Stunde schlägt", die beiden Bücher las ich gerade eben, nein, eben eine kleine, feine und reizende Geschichte.
Und da schlug ich auf und las die Überschrift "Das Loblied auf das niemals leichte Leben", lächelte sofort, das macht doch neugierig, aber man möge mir verzeihen, es geht um einen Doktor phil., einen Ex-Profifußballer und einen gescheiterten Theologiestudenten, die es nach Sinderby verschlug, Yorkshire. Diese Außenseiter träumen davon, dem örtlichen Fußballverein zu Ruhm verhelfen.
Sofort stellt man sich englische Kleinortbürger vor, wo jeder jeden kennt und viel Tee sowie mildes Lächeln und Klatsch und Tratsch, auch einen Acker.
Das Ambiente ist geschaffen, ich tauche ein.
Aber, Seite 5 ist noch nicht in Sinderby, sondern einleitende Worte von Saša Stanišić, 2017, die mich sofort amüsierten.
... Drei Spiele, keine Niederlage. Wir gewannen sogar gegen der als übermächtig geltende "Forever VWL", eine fiese Rotte viel zu netter Volkswirtsschaftsstudenten, die alle Michi hießen.
... Für einige ging das Studium zu Ende, Frank würde sein Jura-Examen endgültig nicht bestehen (wobei er das noch nicht wusste) und Ingo zog nach Spanien oder Ingolstadt.
Nun, es wird mitgeteilt, dass Carr ein fiktives englisches Dorf mit Männern und Frauen, die alle irgendwie Sinnsuchende sind und denen Fußball, oder besser das Protagonist-Sein in einem Fußballmärchen, die Bürden des von Zuckerrüben umzingelten Provinzalltags erleichtert, so Stanišić so auch ich oben in meiner Phantasie, noch bevor ich diese Zeilen las.
Gut, dann zum Alkoholiker, zur religiösen Fanatikerin, dem Pfarrer, dem Milchmann und dem reichen Herrn, der von Fußball keine Ahnung hat.
So ist dies keine Kritik eines Buches, keine Rezension, einfach nur eine Vorfreude. Rein ins Dorf, raus aus der Wirklichkeit.
Ist die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter (Handke-Titel) gegeben?
Definitiv nicht.