errötend folgt der lenz des winters spuren
zwar keinesfalls doch neigung ist im spiel
neigt sich die kältezeit auf landes fluren
dem ende zu selbst in horumersiel
na klar folgt nach der frühling stets dem winter
wie dito folgt der sommer stets dem lenz
hinwiederum kommt dann der herbst dahinter
eins neigt dem andern zu - diese tendenz
ist vorgegeben durch das große kreisen
der erde um die sonne als dem stern
des bislang abgewog'ne wirkungsweisen
hier abhängen seit je von nah und fern -
gerät erst aus den fugen diese waage
sind vielleicht bald gezählt der menschheit tage...
(12.3.23)
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wenn lenz erneut sein werk tut voller blüten
worauf der mensch sich ja verlassen kann
ist das doch quasi echt die wucht in tüten
nur sommer schlägt ihn mehr in seinen bann
die laubfärbung im herbst kann auch entzücken
sind aber erst die bäume einmal kahl
läßt sich der winter ebenfalls bald blicken
mit frostigem gesicht und berg und tal
bekommen manchmal eine weiße haube
meist allerdings erscheint bloß alles fahl
denn keiner dreht zurück die klimaschraube
kaum gibt's noch schnee wie anno dazumal -
zum glück bringt nicht nur auf der einkaufsmeile
uns glanz die weihnachtszeit für eine weile...
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des morgens hämmert jetzt schon echt nicht schlecht
am baumstamm hier ein kaum zu seh'nder sprecht
was mich zumindest keineswegens stört
weil es sich nicht wie rasenmäh'n anhört
das lenzens kehrseite ja leider ist
die mancher mäherfreak ungern vermisst...
(2/18)
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das schönste sind am lenz auch seine bänder
die trägt er bunt im haar und eins ist blau
leicht-luftig sind zudem seine gewänder
fast barfuß schreitet er durch morgentau
mit offenen sandalen und mit lachen
erlöst lacht die natur ringsum zurück
da kann ja der april im grunde machen
was er so will - die welt sie atmet glück
nach langer trüber zeit mit frost und kälte
mit kahlen bäumen ohne blüt’ und blatt
als wenn es uns voll zu verärgern gälte
woran der winter seine freude hatt’ -
jung lenz kann das nur nicht ins bockshorn jagen
und endigt’s schauerspiel von grauen tagen...
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es scheint der lenz nun in der spur
und läßt erblüh'n demnächst die flur
doch wenn sogar der flur erblüht
hat er sich sagenhaft bemüht...
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jung lenz foppt den greis: “die krawatte
die ihren preis sicher schon hatte
steht dir wirklich gut
doch der frauen blut
erhitzt doch seit je mehr ne latte!”...
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jung lenz sah aus der ferne voll entsetzen
wie sehr herr sommer zusetzt baum und strauch
und würd' ihn glatt beim wettergott verpetzen
doch dem liegt eh zur zeit an glut mehr auch
die, kann man sagen, weiß gott nicht von pappe
drum hält jung lenz wohlweislich seine klappe...
https://www.wetterkontor.de/de/wetter/deutschland/extremwerte-karte.asp?id=20180804&p=1
(4.8.18)
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es ist im lande lieblich nun am lenzen
da beisst die maus mehr keinen faden ab
es naht der mai mit unterm baume tänzen
und bald herrscht sommer hoff’ ich nicht zu knapp!
herr winter ist sich klar total am grämen
dass er das feld nunmehr echt räumen muss
jung lenz tut ihm den abgang schön verbrämen
mit krokusbuntem blütenhochgenuss
blick’ ich nach draussen heute ist’s recht trübe
will frühlingshaft erscheinen eher nicht
es braucht mutter natur noch kräft’ge schübe
bevor sie aufblüht voll im sonnenlicht -
doch kann’s sich lediglich um tage handeln
dann wird jung lenz sie wunderbar verwandeln...
ps
wenn überdies dann „schnecken“ auf zwei beinen
in leichter kleidung aufreizend erscheinen
ist’s mit der kerle lethargie vorbei
und ruckzuck bahnt sich an manch tändelei...
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lenzwärts
selbst wenn wir jetzt sagten "vom eise befreit"
macht sich der herr winter vielleicht noch mal breit
streicht kaum wohl die segel bereits ende märz
obwohl längst in viel’n der wunsch wächst: frühling werd’s!...
(3/17)
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dichterischer lanzenbruch fürn lenz
[3 clerihews]
„vom eis befreit wer'n strom und bäche“
sprach goethe einst „denn ich breche
eine lanze fürn lenz
und seine jünglingspotenz!“...
auch herr mörike war einst für den
und sah schon sein blaues band weh'n
durchs land verheissungsvoll
wie es seit je ja sein soll...
„wer noch kein haus hat baut dann eines
und wenn möglich kein ganz kleines!“
vorhersagte einer
das war gleichfalls kein kleiner...
(3/23)
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herrn winter sitzt jung lenz bereits im nacken
mit lenden denen blütenpracht entsprießt
und wird den bleichgesell'n auch dies jahr packen
wohl eh' der uns mit schnee im mai verdrießt
wobei wir hoffen daß es ihm gelingt
so früh wie möglich klar doch unbedingt...
(2/19)
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jung lenz kriegt sich zur zeit auch mit frau holle
kann man fast sagen täglich in die wolle
worüber sich herr winter tierisch freut
der ihr noch immer schneefälle gebeut
von denen dächer sowie tische zeugen
die sich unter der'n last zwar schwerlich beugen
doch halt in rage bringen und in kram
jung lenz kaum passen aber ohne scham
fahren die beiden ihm in die parade
sein blaues band flattert noch nicht groß – schade!
es gibt aber zum glück durchaus schon zeichen
dass bald die beiden voll die segel streichen...
(15.3.23)
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"du, erika, der lenz ist da!"
rief kurt und flatulenzte
woraufhin weiter nichts geschah
was an ein wunder grenzte
doch erika saß auf dem pott
und machte grad nen otto flott...
(30.3.23)
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inzwischen steht der lenz ja schon bereit
uns zu befrei’n von klammer winterzeit -
kommt zwar ein bisschen langsam in die strümpfe
doch hält in händen dennoch alle trümpfe
wie jedes jahr wenn er die kälte bannt
und flattern lässt durchs land sein blaues band...
(15.3.17)
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