Mit der Silver Wing nach Santiago

Text

von  Beislschmidt


Die Autovia del Cantabrico durchzieht Nordspanien von Ost nach West und nach der Stadt Gijon hat man ein echtes Highway Fahrerlebnis. Die ausgebaute Schnellstraße geht am Meer entlang, überquert große Meeresbuchten, führt hinauf in die Berge bis zur Wolkengrenze – eindrucksvoll. Und vor allem … kaum Verkehr.

Bergtour über A Fonsagrada
Auf dem Rückweg hab ich mir die absolute Kurvenschlacht gegönnt. Von Lugo nach Fonsagrada und Cangas del Dingsbums Der Ort A Fonsagrada liegt ziemlich hoch oben und vom harten Winterwetter leicht mitgenommen. Als Ausgangpunkt für Touren ist er ideal. Da gäbe es einmal die breite Bergstraße – super ausgebaute Straße, vergleichbar mit der Schwarzwaldhochstraße. Ca 80km kaum Verkehr, kann man dort auch richtig heizen. Dann gehen von dort aus jede Menge kleinere Strecken ab aber Vorsicht. Ich hab gedacht ich fahr mir nen Drehwurm nach zwei Stunden Sepentinenfahren. Man wird aber durch riesige Wälder und Seen entschädigt. Kaum ein Auto ist dort unterwegs, ab und zu ein Lieferwagen.


Die Nordspanier sind freundlich und geschäftstüchtig. Alle 40 km gibt es kleinere Servicestationen mit Tankstelle und Cafeteria. Die verkaufen dort auch regionale Produkte wie Wein und Schinken und bei vielen gibt’s ne kleine Küche mit kleinen Gerichten im Angebot. Allerdings sind sie nicht auf Touristen eingestellt wie die Kollegen an der Costa Brava. Ein paar Brocken spanisch sollte man schon können. Das Land macht einen sauberen gepflegten Eindruck, keine Müllberge am Straßenrand.

Die Franzosen (liegt das am Mindestlohn?) sind da eher die Meister des Laisser faire. Wenn man sich in ländliche Gegenden wagt, sollte man schon einen Reservekanister dabei haben. Vor allem am WE sind viele Tankstellen geschlossen. Das Land der rot-weißen Absperrketten! Da kann man schon in’s Schwitzen kommen wenn die Tankanzeige anfängt aufzublinken.

Auf dem Rückweg hab ich auch die Pilger gesehen, nachdem ich am Vortag in Santiago de Compostela nur ausgelassene Kirmesbesucher mit Popcorn und Eistüten getroffen hatte. Auf der Landstraße von Santiago nach Lugo, denn da kreuzt der Jakobsweg oder verläuft parallel zur Straße. Es waren Hunderte und ich kann mich nicht erinnern jemals so viele „Wandersleut“ gesehen zu haben. Gleichzeitig hab ich mich gefragt, wo die alle übernachten sollen. Ich hatte mir die Pilger auch mit großem Hut und Wetterumhang vorgestellt, aber der moderne Pilger sieht anders aus. Sie gehörten meist zur Gruppe 50 Plus und kamen auf Trekkingschuhen und funktionaler Goretex Kleidung daher. Manche kämpften verbissen mit ihren Nordic Walking Stöcken, trotzdem winkten sie zurück, als ich vom Moped aus anerkennend "Daumen hoch" zeigte. Bemerkenswert war auch, dass sie in kleinen Gruppen unterwegs waren, manchmal auch zu zweit oder allein. Kommunikation war bei der Anstrengung wohl nicht möglich, jeder versuchte sein Tempo zu halten. Der Weg ist das Ziel.

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You Tube Bergtour mit der Go Pro

https://www.youtube.com/watch?v=UoN2egTpAUI&feature=youtu.b


Die Route: Saarbrücken Orleans La Rochelle Bilbao Santander Vigo (Rückweg) Lugo Cangas del Dingsbums Bilbao Pamplona Jaca Lourdes Vichy Dijon Nancy Saarbrücken 4800km (in sechs Tagen)
Nachtrag... die Honda habe ich später an der Costa Brava gecrasht ... Totalschaden.


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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (08.06.24, 21:34)
Hallo Beisl,

leider kann ich altersbedingt solche Touren nicht mehr machen. Aber im Geiste habe ich gerne teilgenommen.

LG
Ekki

 Beislschmidt meinte dazu am 08.06.24 um 22:31:
Hallo Ekki,
Lyrik und Mopedfahren sind die Annehmlichkeiten, die ich mir gönne und das wird nie langweilig. 
Allerdings ist jeder Tag ein Geschenk, an dem man noch Kurvenwedeln kann, vor allem jenseits der 70.
Danke, dass du über den Pass mitgefahren bist.
Schönen Wahlsonntag, 
Beislgrüße 
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P.s. Die kleine Pause hat dir gut getan, das freut mich ungemein.

 Pfeiffer (08.06.24, 22:37)
Lieber Hans,
gerade habe ich mich an anderer Stelle mit dem Glücksbegriff herumgeschlagen. Mir scheint, du hast auf dieser wunderbaren Tour hier und da das reine, das vollkommene Glück empfunden, stimmt's?
Zugegebenermaßen etwas neidische Grüße von Fritz

 Beislschmidt antwortete darauf am 09.06.24 um 06:17:
Hallo Fritz,
Das vollkommene Glück vielleicht nicht ganz aber die ungeteilte Hingabe. Wir sagen auch "den Kopf leer fahren", Motorradfahren verlangt neben Gefühl für die Geschwindigkeit, auch Gleichgewichtssinn und Beobachtungsgabe aber trotzdem kracht es ab und zu: etwas Rollsplit oder Öl auf der Straße genügt schon. Man sollte immer dankbar sein, wenn nix passiert ist, bei einer Tour und das stärkt das Lebensgefühl, wenn man Gefahr läuft zu gleichgültig zu werden.
Schönen Wahlsonntag
Beislgrüße
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