Drei Wimpernschläge vom Tod entfernt

Anekdote zum Thema Allzu Menschliches

von  Bluebird

Eine sehr prägende Erfahrung habe ich im Alter von etwa 5 oder 6 Jahren gemacht:

Mein gleichaltriger Freund Elmar und ich hatten beschlossen, von unserer Siedlung rüber auf die große Wiese zu wechseln. Als wir die dazwischen liegende Dorfstraße erreichten, blieb ich stehen, da ich von links ein Auto herannahen sah. Erster Wimpernschlag!     Zu meiner großen Überraschung und jähem Entsetzen sah ich meinen Freund die Fahrbahn betreten. Zweiter Wimpernschlag! 

Und dann ging alles ganz schnell. Als Elmar das mit hoher Geschwindigkeit herankommende Fahrzeug gewahr wurde, rannte er los. Genau dorthin, wohin der Wagen inzwischen auch unterwegs war. Der Zusammenprall schien unvermeidlich. Dritter Wimpernschlag!     In höchster Not schrie ich: “ELMARRR!!!“, woraufhin er abrupt stoppte und wendete. Wiederum dorthin, wo nun seinerseits der Fahrer vorbeizukommen versuchte.     Elmar entging um Haaresbreite – und das kann man bildlich nehmen – dem Tode. Der Fahrer „entkam“ mit quietschenden Reifen und noch einmal richtig Vollgas gebend. Für einige Sekunden standen Elmar und ich schwer geschockt da. Dann trennten wir uns wortlos und gingen heim. Wir hatten beide kurz dem Tode ins Auge geblickt. begriffen wie schnell alles vorbei sein kann. Gleichzeitig hatte zumindest ich intuitiv verstanden, dass irgendetwas - vielleicht eine höhere Macht - Elmar beschützt hatte.


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Kommentare zu diesem Text


 Regina (20.09.24, 11:56)
Wenn Kinder keine Schutzengel hätten, würde ihnen viel mehr passieren.

 Graeculus meinte dazu am 20.09.24 um 13:40:
Entschuldigung, mein Beitrag unten sollte hierhin gehören.

 Bluebird antwortete darauf am 20.09.24 um 14:53:
"Millimeterarbeit" spricht für einen Engel. Ich erinnere mich an ein befreundetes Ehepaar, was auf der Rückreise eines Urlaubs in den Bergen die Leitplanken durchbrachen und zwischen Himmel und Erde hingen. "Einen Zentimeter weiter, und wir wären vermutlich abgestürzt", sagte der Mann später.

 Graeculus (20.09.24, 13:39)
Wenn ein Kind knapp gerettet wird, ist ein Engel o.ä. am Werk; wenn ein Kind nicht gerettet wird, ist ... was?

 Bluebird schrieb daraufhin am 20.09.24 um 14:53:
Ein Unglück!

 Graeculus äußerte darauf am 20.09.24 um 14:55:
Und der Engel hat ein Nickerchen gehalten?

 Augustus ergänzte dazu am 20.09.24 um 15:56:
Auch hier stellt sich die Frage der Theodizee, wieso Gott/seine Engel den Unfalltod erlauben. Die christliche Religion hat keine zufriedenstellende Antwort darauf. Die einen rettet der Engel, die anderen nicht. Gerechtigkeit sieht anders aus. Das Weltbild eines Christen bekommt hier Risse, und er muss wie bei so vielen anderen Unwissenheiten auch hier sich des Glaubens bedienen, der höhere Gott wird schon wissen, warum und dass seine Absicht immer zu guten Zwecken führt, selbst dann wenn Millionen Menschen leiden sollten. 
Es gibt bessere Lösungsansätze, die Theodizee widerspruchsfrei aufzulösen, wenn man von der moralischen Seite an sie herangeht. Während der christliche Gott moralisch völlig versagt, wenn er zulässt, dass manche leiden, während andere frei und glücklich leben, so verstößt er bei den Leidenden auf die Prinzipien der Moral. „Tue denen das nicht an, was du nicht willst, das man dir tue.“ wenn Gott aber will, dass er leidet, dann hat das schon sadistische Züge, gerade weil jeder Mensch die Abwesenheiten von Leiden sucht. 

Wenn ein Engel neben ein steht und ihn nicht Zipfel zieht, sondern zuschaut, wie ein Auto die Person überfährt, spricht man seine Tat dem teufel zu. Also stand neben der Person höchstwahrscheinlich ein Desmon. Spinnt man diesen Gedanken weiter, so kann man verführt werden zu denken, ja, im vorherigen Leben muss die Person was schlimmes getan haben, weswegen nun statt eines Engels ein Dämon an seiner Seite steht. Das erklärt natürlich warum nun der eine überfahren wird, der andere nicht. Was aber dann mit der Seele passiert des überfahrenen im nächsten Leben, steht ein Engel oder Dämon neben ihm, bleibt dabei offen… und hier verliert sich die Argumentation…. 

Ein anderer Ansatz aus der Informationsgheorie löst elegant die Frage der Theodizee, in dem sie sagt; wir sind nicht echt … Weswegen die willkürlichkeit von Unfällen moralisch eine echte gottheit nicht amoralisch oder unmoralsich zurück lässt.

 Bluebird meinte dazu am 20.09.24 um 20:12:
Wir haben nun mal keinen Einblick in die Gesamtwirklichkeit! Aber punktuell lüftet sich der Vorhang ein wenig und wir können das göttliche Eingreifen intuitiv erfassen und erspüren.
Blaise Pascal beschreibt es wie folgt:

"Die Mathematiker, die  nur Mathematiker sind, haben dennoch einen klaren Verstand, vorausgesetzt dass man ihnen alles mit Definitionen und Prinzipien erklärt. Sonst sind sie verworren und unerträglich, denn sie sind nur klar bei eindeutigen Prinzipien.

    Dagegen sind die Prinzipien des intuitiven Erkennens allgemein anwendbar und jedem gegenwärtig. Man braucht sich ihnen nur zuzuwenden, ohne sich Gewalt anzutun. Es kommt nur darauf an einen scharfen Blick (einen wachen Geist) zu haben"
Ein Kantsches Bonmot zugrunde gelegt: "Habe den Mut, deinem intuitiven Gefühl zu vertrauen!"

 hehnerdreck (20.09.24, 23:41)
Als ich 18 1/2 Jahre alt war, wäre ich in Stockholm auch fast von einem Bus überfahren worden. Ich war wegen eines zwischenmenschlichen Konflikts so in Gedanken versunken, dass ich beim Überqueren der Straße nicht genügend auf den Verkehr geachtet hatte.
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