Mit meiner Bekehrung zum christlichen Glauben standen nun die Zeichen auf Neuanfang und Umorientierung. Natürlich stand da auch mein ungeliebtes Sozialpädagogik-Studium auf dem Prüfstand. Sollte ich jetzt wirklich noch Zeit und Energie in eine Diplomarbeit investieren? Wo doch die Verbreitung des Glaubens eine viel wichtigere Aufgabe war?
Ich war mir unsicher, aber schließlich siegte die Vernunft. Ich besorgte mir Freuds Totem und Tabu aus der Bibliothek. „Der Klassiker zu Ihrem Thema“, hatte der Professor mir mit auf den Weg gegeben.
Direkt auf der zweiten Seite las ich dann folgenden Satz: „Bei den Wilden entstehen die Tabus aus einer Geisterfurcht heraus. Da wir aber wissen, dass es keine Geister gibt, müssen wir nach anderen Erklärungen suchen!“
Später in der Diplomarbeit zitierte ich diesen Satz und fügte hinzu: „Da wir aber gesichert wissen, dass es Geister gibt, brauchen wir Freuds Ausführungen zu diesem Thema keine weitere Beachtung zu schenken.“
Was natürlich, so viel sei vorweg genommen, beim Professor auf wenig Gegenliebe stieß. Aber ich war nicht länger bereit, mich dem an der Uni vorherrschenden naturalistischen Weltbild zu beugen. Klare Kante, lautete da mein neues Motto.
Klare Kante zeigte ich auch in den Gesprächen mit Verwandten, Freunden und Bekannten. Selbstredend wurden meine missionarischen Bemühungen nicht von allen honoriert.
Eine sehr gute Freundin beispielsweise sagte mir klipp und klar, dass sie unter diesen Voraussetzungen keinen weiteren Kontakt mit mir wünsche. Ich sei ihr fremd geworden.
Dies schmerzte schon etwas, aber Menschen kommen und gehen im Leben. Die erkannte Wahrheit jedenfalls würde ich nicht mehr aufgeben. Das stand für mich felsenfest!
