Mont Cenis, 1965

Gedicht zum Thema Arbeit und Beruf

von  Teo

Gewaltig ist der Wetterschlag.

Der Berg, er schüttelt sich und bebt.

Sirenen schreien laut und schrill.

Durch dunkle Stollen zieht der Rauch.

Dann wird es totenstill.

 

Zerborsten ist das Stützgerüst

das über Kopf als Schutz gedacht.

Ein Kabelstrang hängt wirr herab.

Zermalmt, die Streben Konstruktion,

die Atemluft wird knapp.

 

Verstreut liegt loses Grubenholz

und Stempel abgeknickt im Streb.

Aus Rohren strömt, die abgetrennt

ein heißer Dampf, unkontrolliert.

Wer es noch kann, der rennt.

 

Und hinter einem Förderband

da streckt sich eine Hand empor.

Ein dünner Schrei, doch laut genug.

Der Rettungstrupp beginnt sein Werk

mit zeitlichem Verzug.

 

Doch einer, der dem Berg entkommt,

der das Inferno überlebt.

Bald fährt er mutig wieder ein

und lebt ihn weiter, seinen Traum.

Nur einfach Bergmann sein…

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 




Anmerkung von Teo:

Bei einem Grubenunglück 1965 auf der Zeche Mont-Cenis in Herne-Sodingen verloren
9 Menschen ihr Leben.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Saira (09.10.24, 21:22)
Hallo Teo,
 
dein Gedicht schafft eine beklemmende Atmosphäre, die mich direkt in die gefährliche Welt der Bergleute zieht.
 
Es reflektiert den Mut und die Entschlossenheit der Bergleute, die trotz Gefahren ihren Traum leben.
 
Liebe Grüße
Sigi

 Teo meinte dazu am 09.10.24 um 21:36:
Hi Sigi,
freu mich über deine Empfehlung.
Tja...bei diesem Unglück ist ein Verwandter von uns ums Leben gekommen. Besonders tragisch...einige Tote konnten nicht geborgen werden. Der Streb musste zugemauert werden.
Schönen Abend noch
Teo

 Citronella (09.10.24, 21:40)
Was für ein qualvoller Tod muss das sein ...

 Teo antwortete darauf am 09.10.24 um 21:44:
Ich habe einmal, allerdings nicht im Bergbau, mit einem ehemaligen verschütteten Kumpel zusammengearbeitet. Er war 4 Tage verschüttet. Wenn ich mich an seine Geschichte erinnere, wird mir heute noch ganz anders...
Danke fürs Empfehlen.

 Quoth (09.10.24, 21:48)
Ade, ade! 
Herzliebste Mein!
|: Und da drunten in dem tiefen,
finster'n Schacht bei der Nacht, :|
|: da denk' ich dein. :|

Und kehr' ich einst,
zur Liebsten mein,
|: dann erschallet des Bergmanns Ruf
bei der Nacht, :|
|: Glück auf! Glück auf! :|
Eine bei uns untergehende Welt ...

 Teo schrieb daraufhin am 09.10.24 um 21:55:
Hallo Quoth,
Oh...ich bedanke mich für dieses anrührende Gedicht. Ja Quoth, diese Welt ist untergangen. Es gab über 300 Zechen im Ruhrgebiet. Die letzte hat vor einigen Jahren zugemacht. Meine halbe Verwandtschaft fand Arbeit im Bergbau. Ich gebe zu....wenn ich heute das Steigerlied höre, habe ich manchmal Tränen in den Augen....
Dir Dank und Gruß 
Teo

Antwort geändert am 09.10.2024 um 21:55 Uhr

 Quoth äußerte darauf am 11.10.24 um 10:27:
Gibt es wohl auch so eindrucksvolle Bilder vom "Wald der Fördertürme" im Ruhrgebiet wie  diese von Ölbohrtürmen in Kalifornien?

 Teo ergänzte dazu am 11.10.24 um 11:30:
Ach du Schreck! Na, das nenne ich Förderdichte. Ne, so sah es hier nicht aus. Aber immerhin hatte Herne etwa 10 oder 12 Förderanlagen. Eine Stadt mit etwa 150 000 Einwohnern.

 Quoth meinte dazu am 11.10.24 um 16:26:
Da müsste es doch Postkarten aus den 20er oder 30er Jahren von Herne geben, auf denen die drauf sind!
Bernd und Hilla Becher waren leider erst später unterwegs. Ihre Förderturmsammlungen werden  hier angezeigt.

 Tula (09.10.24, 21:58)
Hallo Teo
Traum oder Los (im Sinne der Bestimmung), das ist vielleicht noch eine Frage ...

Ganz nebenbei denke ich hier noch an einen meiner Lieblingssongs der Dubliners: the Blantyre Explosion. Traumhaft traurig schön ....

 Song

LG Tula

Kommentar geändert am 09.10.2024 um 22:00 Uhr

 Teo meinte dazu am 09.10.24 um 22:03:
Ja mein Lieber Tula,
manche Menschen im Ruhrgebiet kannten nur den Bergbau.
Der Vater, der Sohn, der Enkel...alle auf dem gleichen Pütt.
Du hast die Dubliners gehört? Von denen hatte ich ein paar LPs.
Aaaach...die machten tolle Musik!
Gruß an die Atlantikküste
Teo

 Tula meinte dazu am 09.10.24 um 22:20:
Jo! Ich auch, und ab und zu höre ich eine ihrer CD's im Auto
es gibt bei Irish Folk nichts Vergleichbares ...
Komisch, jetzt habe ich glatt Durscht auf ein Guinness ...

 AchterZwerg meinte dazu am 10.10.24 um 06:39:
Ach, wie ich euch verstehe!
Auch ich liebe Irish Folk, ganz besonders die Dubliners und schlage ein Guinness nicht aus.
Kein Wunder also, dass wir3 uns geneigt sind ... ;)

 Graeculus (09.10.24, 22:21)
Du hast das gut, geradezu dramatisch und packend beschrieben.

Obwohl ich damals schon 16 war, habe ich keine Erinnerung mehr daran - wohl aber an das Lied, das die Byrds im selben Jahr über ein Bergwerksunglück veröffentlicht haben und das ein Hit geworden ist: "The Bells of Rhymney".

 Teo meinte dazu am 10.10.24 um 10:38:
Moin Wolfgang,
Oh...das Lied der Byrds werde ich mir mal anhören.
Dir Dank fürs Kommentieren und Empfehlen.
LG.
Teo

 Graeculus meinte dazu am 10.10.24 um 11:13:
Geschrieben und eindrucksvoll auf der 12saitigen Gitarre gespielt von Pete Seeger. Aber die Byrds haben einen Hit daraus gemacht.
Es handelt sich um ein fiktives Gespräch von Kirchenglocken, die sich über das Bergwerksunglück unterhalten.

 AchterZwerg (10.10.24, 06:42)
Ein gelungenes Herz-Schmerz-Stück: schlicht und ergreifend!
Kann mich noch gut an die Nachrichten über das Grubenunglück erinnern - und die heroischen Rettungsversuche von außen ...

Liebe Grüße
der8.

 Teo meinte dazu am 10.10.24 um 10:42:
Moin Zwerg,
das Ereignis hatte uns alle sehr mitgenommen. Mein Bruder war zu dem Zeitpunkt auf der Zeche beschäftigt. Allerdings in einer Übertageposition.
Jau, das waren schlimme Tage

Dank und Gruß 
Teo

 Oops (10.10.24, 09:25)
Wow Teo, sehr nah erzählend verdichtet: "Respekt".

Liebe Grüsse Oops

 Teo meinte dazu am 10.10.24 um 10:43:
Danke Für deine Zeilen liebe Gudrun.
Gruß 
Teo

 plotzn (10.10.24, 09:46)
Sehr eindringlich geschrieben, lieber Teo! Man hat das Gefühl, mittendrin zu sein. Ganz im Gegensatz zur Imitation in der Veltins-Arena...

Liebe Grüße
Stefan

 Teo meinte dazu am 10.10.24 um 10:49:
Moin Stefan,
Ich war 1971 zum Auswärtsspiel des VfL in der alten Schalker Arena.
In der Halbzeit wurde das Flutlicht ausgeschaltet,  jeder machte ein Streichholz oder ein Feuerzeug für
Den Bergmann unter Tagean und dann haben alle, wirklich alle! Das Knappenlied gesungen.
Wenn ich daran denke...
Hömma...ich glaub...ich schon widda Pippi inne Augen.
Glück Auf
Teo

Antwort geändert am 10.10.2024 um 10:49 Uhr
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram