Nä Sahra, so nich!

Kommentar

von  Moppel


 

Ich hatte ihr geglaubt. Hab mir ihre Friedensdemos angesehen - sie wirkte so engagiert, so seriös. Schon allein deshalb, weil sie immer nur Modeschmuck trägt, während andere Politikerinnen im TV ihre teuren Brillis präsentieren. Ich habe mich sogar für eine Mitgliedschaft beim BSW beworben. Obwohl ich so was noch nie tat, weil Parteien ja immer Anpassung erwarten und das nicht so meins ist. Das BSW aber schien mir so nach meinem Gusto, dass ich mich ja gar nicht hätte anpassen müssen…

Oh, wie habe ich es verachtet, als Kauder(CDU) damals, als Merkel wackelte “persönliche Gespräche“ mit den Parlamentariern hielt, um ihnen klar zu machen, wie sie am besten abstimmen. Nein! So war das ja nicht. Parteien müssen schließlich immer mit einer Stimme sprechen. So war das! Nur ich habe das so empfunden, weil ich ganz gerne mit meiner eigenen Stimme spreche.

 

Aber der Sahra, der habe ich geglaubt. Hab nicht mal die BSW-Satzung ernsthaft durchgelesen. Weil ich davon ausgehe, dass da auch nichts anderes drin steht als das, was Sahra offiziell bekundet. Ein bisschen skeptisch wurde ich allerdings schon, als sie der Alice Schwarzer ihre Friedensdemo quasi aus der Hand genommen hat. Aber ok, Spitzenpolitiker*innen sind eben Machtmenschen.

Die Spitzenkandidatin in Thüringen hat Sahra offensichtlich auch geglaubt. Gab ihren guten Namen als Ex-Oberbürgermeisterin, um das BSW ans Regieren zu bringen. Nun aber sprach sie scheinbar mit „eigener Stimme“, führte Koalitionsverhandlungen, die Sahra so nicht passen. Macht Kompromisse. Denn Demokratie heißt Kompromisse machen. Alles andere wäre Diktatur oder Monarchie.

Königin Sahra weist sie nun darauf hin, dass man das „vorerst“ akzeptieren würde. Was heißt denn vorerst? War da nicht was in der Satzung? Ein CDU-Politiker weist darauf hin, dass, salopp gesagt, auch eine Landes regierende Mannschaft bei Nichtgefallen einfach ausgetauscht werden könnte. So wie so’n Kaffeeautomat, der tropft. Nee, nä? - Das wäre ja nicht mehr Demokratie, sondern Politbüro, oder?

Nein, guckst du hier-  ich habe  nachrecherchiert:

 

Auszug aus der Satzung des BSW

…“§ 15 Ordnungsmaßnahmen gegen Gliederungen (1) Bei schwerwiegenden Verstößen gegen die Grundsätze oder die Ordnung der Partei kann der Parteivorstand Ordnungsmaßnahmen gegen Gliederungen anordnen. Als schwerwiegender Verstoß ist es zu werten, wenn die Gliederungen die Bestimmungen der Satzung beharrlich missachten, Beschlüsse übergeordneter Parteiorgane trotz wiederholter Aufforderung nicht durchführen oder in wesentlichen Fragen gegen die politische Zielsetzung der Partei handeln. (2) Zulässige Ordnungsmaßnahmen sind die Auflösung und der Ausschluss der Gliederung sowie die Amtsenthebung des Vorstands derselben. (3) Die Ordnungsmaßnahme muss auf dem nächsten Parteitag bestätigt werden…“

 

 

Auszug aus dem

Beschluss des Parteivorstands zu den Sondierungsergebnissen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen vom 30. Oktober 2024

…“ Ein großes Problem besteht darin, dass die Präambel in Thüringen zur zentralen Frage von Krieg und Frieden weit hinter dem in Brandenburg gefundenen Kompromiss zurückbleibt und weder zur Frage der Waffenlieferungen noch zu den US-Raketenplänen Position bezogen wird. Auch in Thüringen beginnen jetzt Koalitionsverhandlungen. Wir erwarten, dass unsere Thüringer Verhandlungsführer darauf bestehen, dass im Rahmen dieser Verhandlungen die außenpolitische Positionierung der künftigen Landesregierung konkretisiert wird und auch bei landespolitischen Themen im Koalitionsvertrag weit stärker als im aktuellen Sondierungspapier die Handschrift des BSW zu erkennen ist. 

(Zitat aus der offiziellen BSW Website)

Wir hatten schon mal eine Kanzlerin, die ihre Weisungsbefugnis sehr weit ausdehnte und meiner Ansicht nach an die Grenzen der Demokratie stieß. Die Folgen ihrer „Alternativlosigkeit“ haben wir noch lange auszubaden.

Die Wahl von Politikern ist Vertrauenssache. Wir müssen die Bürger nur abholen, sagen sie. Nee, sorry, Sahra. Ich möchte nicht mehr abgeholt werden. Ich fahre lieber weiter selbst…

 



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (03.11.24, 15:58)
Katja Wolf ist eine eigenständige Politikerin, und sie besteht darauf, daß es um Politik in Thüringen gehe.
Sahra Wagenknecht hingegen verweist darauf, daß sie mit ihrer Popularität und ihren bundespolitischen Prinzipien die Wahl in Thüringen gewonnen habe. Wer BSW wähle, der wähle Sahra Wagenknecht.

Ich kann nicht sagen, daß Frau Wagenknechts Aussage falsch ist; die Einschätzungen von Wahlforschern geben ihr wohl Recht. Aber diese Parteistruktur halte ich für hochgefährlich. Einen solchen Personenkult, eine solche Identifizierung einer Partei mit einer Person hat es m.W. in Deutschland noch nicht gegeben. Wohl aber in anderen Ländern, und das waren Dikaturen.

Aktuelle Meinungsumfragen sehen das BSW bundesweit bei nur noch 6 %. Das ist mehr, als der FDP zugesprochen wird, aber weit entfernt von der Sicherheit, daß das BSW sich fest etablieren wird. Möglicherweise gibt es bis zur nächsten Bundestagswahl im Herbst 2025 noch mehr Kratzer im Lack.

Eine Idee: Trump gewinnt die US-Wahl. Der Krieg in der Ukraine wird rasch mit der ukrainischen Niederlage beendet. Frau Wagenknecht fehlt ein zündendes Wahlkampfthema.

 Moppel meinte dazu am 03.11.24 um 20:43:
genau das habe ich ja erläutert, Graeculus, mit dem Zitat und den fettgedruckten Zeilen. Da kann sich jeder ein eigenes Bild machen. Personenkult würde ich das nicht nennen, eher eine Machtstruktur wie bei der SED. Und die brauchen wir nun wirklich nicht in Deutschland.
Viele Pazifisten sind sicherlich auf das hereingefallen, was Sahra sagt. Ich finde es auch nach wie vor richtig. Denn wenn Amerika die Wahl hinter sich hat, wird auch Harris die Unterstützung für die Ukraine verringern oder einstellen.
Amerika first , auch wenn Santa Claus gewählt wird.
Dass Deutschland dann noch mehr zahlt, ist unverantwortlich bei unserer wirtschaftlichen Lage, unserem Haushaltsloch und unseren überbordenden Flüchtlingszahlen.
Ich hörte die CDU-Äußerung heute bei Phoenix im Presseclub, hielt es zunächst für Wagenknecht-bashing. habe dann nachrecherchiert( bleibe dabei, denn nachsuchen kenne ich nicht als Wort). Und war tatächlich entsetzt.
Mir und vielen anderen sicherlich auch ging es nicht um Personenkult ( ich neigte weder als Jugendliche dazu, Schlagersängern Rosen auf die Bühne zu werfen noch tue ich es heute bei Politikern). Ich verehre niemanden, den ich wähle, sondern wäge ab, wessen Meinung sich mit meiner deckt. Das tun sicherlich viele, die Sahra gewählt hätten und nun feststellen, dass ihr Friedensgerede usw. nur Staffage war. Denn wer solch eine Parteistruktur aufbaut, des absoluten Gehorsams, dem geht es nicht um Menschen, sondern nur um sich selbst und seine Macht. Enttäuschend.
Danke für deine überraschende Empfehlung.
lG von M.

Antwort geändert am 03.11.2024 um 20:53 Uhr

 Augustus antwortete darauf am 04.11.24 um 12:50:
Soweit ich mich erinnere, möchte die Wagenknecht weiterhin Schulden machen, sollte sie in die Regierung kommen; also Subventionierung der Wirtschaft, als Subventionierung von Unternehmen, die negative Zahlen schreiben. Ich kann mir gut vorstellen, dass das der Staat Unternehmen aufkaufen würde; um Arbeitsplätze zu sichern. 

Billiges Öl und Gas aus Russland würden natürlich der deutschen Wirtschaft helfen. Chemiebranche usw… privaten Haushalten usw… 
Reiche würden höher besteuert werden. Unternehmen, die Gewinne erzielen soweit ich weiß, auch höher besteuert werden. Wie man aber unternehmen, die im Ausland ihre Produktionsstätten haben in Deutschland wieder zurück bringt; scheint noch offen. 
Lösungen im Bildungsbereich bleiben offen; die begrenzte Anzahl an Lehrern begrenzt die Möglichkeiten im Lehrbetrieb. Im Pflegebereich wird keine Regierung so leicht Lösungen präsentieren können, die wirklich helfen; vllt in Afrika, Asien nach Menschen Ausschau gucken und abwerben. 

Das sind aber alles technische Modalitäten, Ansätze usw, die abgewogen werden könnten; aber fraglich bleibt, wie die Amerikaner die Rolle der russlandfreundlichen Parteien in der Regierung sehen würden; natürlich kritisch. Deutschland würde auch in diesem Fall nicht zur Ruhe kommen. 

Außerdem bleibt es fraglich, wie das Öl aus Russland nach Deutschland transportiert werden würde, da die pipelines entweder zerstört oder nicht fertiggestellt sind. Wagenknecht würde also die Amerikaner verärgern müssen, um die Pipeline stream2 fertigzustellen. Die Amis könnten Sanktionen gegen Deutschland ansetzen; man würde einen Freund zu einem Feind eventuell machen. 

Nordstream 1 ist zersört und würde vllt unter deutscher finanzieller Hilfe wieder aufgebaut werden.

Die Pipeline, die durch Ukraine führt, wäre vllt nach dem Krieg unter russlöndischer Kontrolle. Eine weitere „moralische“ Spaltung in Deutschland würde vorangetrieben werden: die einen, die Amerika freundlich sind und die anderen, die russlandfreudnlcj sind, würden sich gegenüber stehen. 

Deutschland wird so oder so leider ein zwiespältiges Wesen bleiben; gespalten in vielerlei Hinsicht.

 ran (03.11.24, 16:08)
Du hast deine Zweifel nicht dem Wunschdenken geopfert. Einer Partei beizutreten kann ein Fehler sein, es war gut, dass du genau hingeschaut hast.

 Moppel schrieb daraufhin am 03.11.24 um 20:45:
Tja ran, wieviel Wunschdenken ist da bei allen Parteimitgliedern einer Partei dabei?  Das fragen sich wohl viele der Ampel auch gerade...
Lieben Dank dir und lG von M.

 ran äußerte darauf am 03.11.24 um 21:02:
... übrigens bei der AFD im gleichen Bundesland will Höcke gerade ein hochrangiges Mitglied rausschmeissen, weil der bei der Wahl nicht spurte.

Interne  Machtproben sind bei Partein keine Seltenheit.

Ach ja, Ampel, die hatten doch ihre Chance, was draus gemacht haben, oje palmface.

Antwort geändert am 03.11.2024 um 21:06 Uhr

 harzgebirgler (03.11.24, 16:19)
:) :) 
die sahra ist dogmatisch unterwegs
und geht mir drum selbst längst voll auf den keks -
sie will knechte in ihr'm wagen
sonst geht’s ihnen an den kragen...


lg vom harzer

 Moppel ergänzte dazu am 03.11.24 um 20:50:
naja, bisschen mehr verstecken hätte sie es ja können. Aber sie ist sich so sicher, dass es schon selbstherrlich wirkt. So macht sie ihre Partei, in der viele an etwas Neues geglaubt haben, zur Saisonpartei. Eine Wahlssaison und dann tschüssken :D
Danke Harzi und lG von M.

Mer losse uns bestimmt nit knechten
un freuen dunn sisch nun de Rechten...

Antwort geändert am 03.11.2024 um 20:54 Uhr

 Subordination (03.11.24, 21:15)
Moppel, du hast auch den mRNA-Impfstoff-Herstellern geglaubt ...

Mir scheint, dein unstillbarer Glaube an den bald erscheinenden Erlöser läßt sich immer wieder zur falschen Seite kippen. 

Vielleicht doch beim Original bleiben? Von ihm wirst niemand enttäuscht.

 Moppel meinte dazu am 03.11.24 um 21:29:
mit Glauben hat das wenig zu tun beim Impfstoff... man hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera. Was fürn Erlöser?Was fürn Original?  Verlo, was redest du denn wieder ;)

Antwort geändert am 03.11.2024 um 21:29 Uhr

 Subordination meinte dazu am 03.11.24 um 21:43:
Wenn du den richtigen Menschen zugehört hättest, wäre auch dir am Anfang klargewesen, daß Corona nicht schlimmer ist als eine Grippe (zumindest in Europa) und daß die "Impfung" dagegen alles schlimmer macht.

So war und ist es auch bei BSW.

Das Original ist Jesus.

 Moppel meinte dazu am 04.11.24 um 19:10:
ich höre allen Menschen zu, Verlo und entscheide dann für mich, welche ich für die Richtigen halte :D
"So war es auch bei BSW"- gab es eine Impfung gegen BSW, Verlo? :D

 EkkehartMittelberg (04.11.24, 13:19)
Hallo Moppel,

Parteinahme ist leicht. Sie skeptisch zu hinterfragen und zu korrigieren ist selten.

LG
Ekki

 Moppel meinte dazu am 04.11.24 um 19:08:
Hinterfragen ist wichtig, Ekki, sonst wird man unmündig. Danke und lG von M.
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