Gerdas Tränen

Tagebuch zum Thema Angst

von  Pearl

Der äußere Frieden beginnt im Inneren. Der Moment, in dem wir in einer Hundetränkeschale ein auf dem Wasser treibendes  Ahornblatt bemerken und es schön finden. Auch wenn ich ansonsten gerade den Farben der Herbstbäume nicht viel abgewinnen kann.

So laufe ich mit meinem Herzen, in dem ein Schneekristall steckt, schnellen Schrittes zur Apotheke, zum Supermarkt und dann zurück in die Wohnung, die genauso wenig warm ist wie mir.

Er hat schön geformte Zacken und sieht ein bisschen aus wie ein durchsichtigblauer Stern. Aber ich fühle mich nicht wohl mit ihm in mir. Da ist kein Kissen, keine flauschige Decke, da sind keine weiß leuchtenden Kerzen. Nur eine eisig dunkle Nacht.

Manche sitzen im Gefängnis. Ich sitze im Schneekristall. Denn auch die Freiheit beginnt in unserem Inneren. 

Manchmal unternehme ich viel. Job. Frühstückskino. Haushalt. Spaziergänge in der Stadt... Ich bin nämlich eine gute Schauspielerin: welcher Schneekristall?

Doch eigentlich warte ich auf Gerdas Tränen, die ihn aus meinem Herzen herausschwemmen können.


Gerda, wer bist du, wo bist du? Kann ich meine eigene Gerda sein? Wie?


Ich wünsche mir nämlich das Gefühl inneren Friedens, innerer Freiheit und, als ob ich sicher wäre, zurück.


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Kommentare zu diesem Text


 ginTon (04.11.24, 21:32)
allein für den ersten Satz gibts bereits ein like...

 hehnerdreck (05.11.24, 00:43)
Gefühlvoll ... wenn ich in mir tiefen Frieden fühlen will, stelle ich mir während des Einschlafens manchmal vor, ich läge auf einem dreißig Meter langen Segelschiff, höre das ganz leise Anplätschern des Wassers ans Boot, befinde mich mit dem Boot auf einem total stillen Ozean, als wäre der Ozean eine riesige Seele die mich beschützt ...

LG
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