Neid

Tagebuch

von  Klemm

Ich bin sehr gerne wurzelloser Kosmopolit und fühle mich überall wohl, wo aufgeschlossene Menschen sind, einen Landstrich habe ich mir nie zu eigen machen wollen, "alle ... sind so" fand ich schon als Kind bekloppt, aber ich beneide jeden, der noch einen Dialekt als Muttersprache hat.


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Kommentare zu diesem Text


 Regina (21.12.24, 15:51)
Manche haben nur den wie Aiwanger den Opflsoft.

 Klemm meinte dazu am 21.12.24 um 15:53:
Besser als gar keinen!

 Regina antwortete darauf am 21.12.24 um 15:55:
Beneidet wirst du aber auch um mehrere Fremdsprachen.

 Klemm schrieb daraufhin am 21.12.24 um 15:57:
Fremsprachen kann man lernen, in einen Dialekt muss man hineingeboren werden.

 Graeculus äußerte darauf am 21.12.24 um 16:21:
in einen Dialekt muss man hineingeboren werden.

Sogar der ist erlernbar. Das hat Hape Kerkeling beeindruckend gezeigt.

Ansonsten stimme ich Dir zu.
Kosmopolit ist übrigens ein griechischer Begriff, und es gab schon in der Antike welche: die Stoiker.

 Klemm ergänzte dazu am 21.12.24 um 16:53:
Die Stoiker waren mir schon immer sympathisch.

Ich bezweifle, dass ein erlernter Dialekt zu Hapes Alltagssprache geworden ist, natürlich kann man einen Dialekt einüben und imitieren, aber das ist etwas anderes, als ihn zur Muttersprache zu haben.

 Graeculus meinte dazu am 21.12.24 um 16:59:
Ich sah die Parallele zur Fremdsprache: Auch die kann man ja nur lernen, ohne sie deshalb zur Muttersprache zu haben.

Was man in den eigenen Sprachgebrauch übernehmen kann, ist eine Einfärbung durch den Dialekt derjenigen Region, in die man hineingezogen ist.

Bleiben wir Kosmopoliten!

Als man Schopenhauer für die Befreiungskriege gegen Napoleon rekrutieren wollte, antwortete er: "Mein Aufgabe ist es, der Menschheit mit der Stirn und nicht mit der Faust zu dienen. Außerdem ist meine Heimat größer als Deutschland."
Kant sah sich eh als Weltbürger. Das ist übrigens die genaue Übersetzung von "Kosmopolit".

 Klemm meinte dazu am 21.12.24 um 17:17:
Ich dachte, die genaue Übersetzung sei Allbürger?

 Graeculus meinte dazu am 21.12.24 um 18:18:
So eindeutig ist "kósmos" nicht festgelegt. Etwa: Welt, Weltordnung, Weltall, die ganze Welt.

 Klemm meinte dazu am 21.12.24 um 18:24:
Ich finde, Allbürger von Weltall ist sprachlich besonders schön.

 Saira (21.12.24, 16:07)
Lieber Klemm,
 
du bist weltoffen und das gefällt mir gut! Du scheinst dich in verschiedenen Kulturen und Umgebungen wohlzufühlen.
 
Ich verbinde Dialekt mit einer Art von Verwurzelung. Hast du evtl. Sehnsucht danach? Ist nur ein Gedanke, der mir kam.
 
Es ist ein Balanceakt, beides zu finden: Freiheit und Verwurzelung.
 
LG
Saira

 Klemm meinte dazu am 21.12.24 um 16:58:
Ich weiß nicht. Sprachlich vielleicht ja, örtlich nein.

 LotharAtzert (21.12.24, 17:14)
Viele Bäume sind ein Wald, jeder einzelne Baum hat seine Wurzel und weiß nichts von "zueigen" machen, speichert aber Wasser und produziert den für uns lebensnotwendigen Sauerstoff.

Ein Mensch, der keine Wurzeln hat, mag sich Kosmopolit nennen, aber zugleich mit der Ermangelung einer Wurzel hat er kein eigenes Schicksal mehr, existiert quasi nur noch im Kollektiv. Und wo dieses untergeht, geht auch der Mensch unter.
Wie sagte doch Seneca:
Den Folgsamen führt das Schicksal, den Nichtfolgsamen reißt es mit sich fort.

 Klemm meinte dazu am 21.12.24 um 17:19:
Naja, Lothar, dann ist das wohl mein Schicksal im Schicksal unterzugehen. Ich kann es ja nicht ändern.

Kollektiv bin ich zumindest nicht orientiert, im Gegenteil. Wir muss für mich immer in Ich und Du teilbar sein.

 Graeculus meinte dazu am 21.12.24 um 17:45:
Wieso ein Kosmopolit keine Wurzeln haben soll (und dies kann ja hier nur metaphorisch gemeint sein), erschließt sich mir nicht. Und wieso er mehr ein Kollektivmensch sein soll als ein stramm im Deutschtum Verwurzelter, erst recht nicht.

Der zitierte Seneca übrigens war Stoiker und Kosmopolit.

Lothar, bevor du urteilst, könntest du einmal überlegen, worin die Wurzeln eines Kosmopoliten, etwa im Sinne der Stoa und Kants, bestehen ... worauf sie gründen.

Ein weiteres klassisches Beispiel ist übrigens der römische Kaiser und Stoiker Marc Aurel. Seine "Selbstbetrachtungen" sind auch heute noch eine lohnende Lektüre.

 Klemm meinte dazu am 21.12.24 um 18:03:
worin die Wurzeln eines Kosmopoliten, etwa im Sinne der Stoa und Kants, bestehen ... worauf sie gründen.

Genau, bzw. worin.

 Graeculus meinte dazu am 21.12.24 um 18:12:
Ist der "wurzellose Kosmopolit" nicht ein Schimpfwort der Nazis gewesen?

 Klemm meinte dazu am 21.12.24 um 18:13:
Nein, ein Schimpfwort Stalins. Aber auch auf die Juden bezogen.

Als ich es zum ersten Mal las, klang es sofort heimatlich in meinen Ohren. Erst später habe ich erfahren, wie es gemeint war. Es war sozusagen ein euphemisierendes Schimpfwort.

Antwort geändert am 21.12.2024 um 18:17 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 21.12.24 um 18:17:
Ah ja. Der Weltbürger ist in Werten verwurzelt, von denen Seneca und Kant viel, die Nazis und Stalinisten aber nichts wußten.

 Klemm meinte dazu am 21.12.24 um 18:18:
Und Buddha wäre da wohl doch näher an Kant und Seneca....

 Graeculus meinte dazu am 21.12.24 um 18:43:
Stimmt. Die buddhistische Idee der "Hauslosigkeit" klingt nicht nach einer festen physischen Verwurzelung.

 LotharAtzert meinte dazu am 21.12.24 um 21:07:
Was für ein Unsinn. Ich habe vom Baum und seiner Wurzel gesprochen. Die drei Teile des Baumens: Wurzel, Stamm und Krone sind eine Einheit. Wollt ihr schon wieder meine Worte ignorieren, um ... wie machen das die Hunde mit dem Revier auspinkeln? 
Die Wurzel ist die Basis, der Stamm trägt es himmelwärts und die Krone bringt Früchte - aber wenn schon die Basis fehlt, was soll da noch rauskommen.
Graeculus, ich bin Dir zu grob, also was willst Du schon wieder unter meinem Kommentar uminterpretieren? 
Vom Baum der Erkenntnis will ich garnicht erst reden, aber -
Theravada ist die Wurzel,
Mahayana ist der Stamm und
Vajrayana ist die Krone.

Falsche Popularität

O der Menschenkenner! er stellt sich kindisch mit Kindern
Aber der Baum und das Kind suchet, was über ihm ist.

Friedrich Hölderlin
Ihr nicht. Meinetwegen.

 Klemm meinte dazu am 21.12.24 um 22:58:
Ich bin kein Baum, Lothar.

 LotharAtzert meinte dazu am 21.12.24 um 23:37:
Ohne Wurzel bist Du ungeboren, ursprungslos, Klemm, da brauchen wir nicht weiter zu erörtern, was Du bist.

 Klemm meinte dazu am 22.12.24 um 00:17:
Lothar, das ist nicht nur grob, das ist übergriffig. Verschone mich bitte mit solchen Zuschreibungen aus deiner Metaphernwelt.
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