Verpiss dich

Sonett

von  Janna

Da ist sie wieder, diese schräge Tante;

die schon seit Wochen um mein Wesen schleicht

und tut, als sei sie eine Anverwandte,

die mir zum Trost ein weiches Pflaster reicht.


Wie immer trägt sie dieses graue Kleid,

und will auch mich mit schwerem Tuch bedecken.

Sie macht sich nachts auf meinem Sofa breit

und lässt mich mittels Alb früh wecken.


Lass mich in Ruh, bei mir kannst du nicht wohnen,

du hast mich einmal böse dran gekriegt

und mich in schwere Apathie gewiegt.


Ich muss mich aus dem Würgegriff befreien;

das wirst du mir wahrscheinlich nie verzeihen:

Ich werde dich mit einem Tritt entthronen!



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Kommentare zu diesem Text


 niemand (09.02.25, 11:41)
an janna

wie ich dein sonett lese, handelt es von einer depression, oder angst vor dem leben. das lyrich sieht es personifiziert. verständlicherweise als eine zweitperson/wesen seiner selbst. und das ist es auch. diese personifzierung hilft
ihm das malheur zu sehen und was man vor augen hat, lässt sich besser "bekämpfen", besser als etwas körperloses. das ganze hat sogar einen kleinen humorvollen einschlag: "schräge tante" ;) und das scheint mir dann imergin ein erster schritt zum entgegentreten zu sein. und hier komme ich zur letzten zeile des gedichtes, welche mit dem "tritt" quasi endet. abgerundet sozusagen.
es riecht letztlich nach einem gewinn seitens des lyrichs.  lg irene

 Janna meinte dazu am 24.02.25 um 19:55:
Hallo liebe Irene,

eine gute Interpretation, vielen Dank dafür. Ja, so ist es auch gemeint.Hoffen wir, dass das LI fest genug, bzw. rechtzeitig zugetreten hat. 

Viele liebe Grüße an dich

Janna

 plotzn (09.02.25, 13:29)
Servus Janna,

Depressionen sind eine schlimme Sache. Ich kenne einige Menschen in meinem Umfeld, die davon betroffen sind. Wer es schafft, sie aus seinem Leben zu kicken, der kann sich glücklich schätzen, weil sie leider sehr anhängliche Gesellen sind.

Liebe Grüße
Stefan

 Janna antwortete darauf am 24.02.25 um 19:59:
Hallo Stefan, ja das stimmt. Ich selbst war damit konfrontiert und habe sie dann besiegt. Ich habe tatsächlich meine Tabletten weggeworfen und dann, nach ein paar Wochen, bin ich durch eine kleine Hölle. Aber ich wusste, der Weg mit Medikamenten würde mich nicht weiterführen, sondern nur verdrängen. Und ich habe es geschafft. Und möchte nie wieder dorthin zurück!
Danke für den Kommentar und liebe Grüße

Janna

 Teichhüpfer (09.02.25, 13:53)
Ich kenne auch so eine ' Tante', deine Foto passt ganz gut dazu. Nach einem Unfall, muss ich reproduzieren, es wiederholt sich, da habe ich Mal so eine Ohrfeige eingesteckt ...

Teichi

 Janna schrieb daraufhin am 24.02.25 um 19:59:
Dankeschön, Teichi und liebe Grüße!

 Didi.Costaire (09.02.25, 16:42)
Hallo Janna,

hier hast du sehr schweren Stoff wirklich anschaulich verdichtet. 

Liebe Grüße, 
Dirk

 Janna äußerte darauf am 24.02.25 um 20:00:
Vielen Dank, lieber Dirk. Freut mich sehr, dass dich das gedicht anspricht.

Liebe Grüße

Janna

 Teo (24.02.25, 20:21)
Hallo Janna,

diesen Zustand in Sonettform darzustellen....das ist dir gut gelungen. Grau ist die dominierende Farbe bei dieser Erkrankung. Mit einem Tritt ist es kaum getan. Ohne Chemie gelingt selten die Flucht aus diesem Zustand.

Dir weiterhin alles Gute

Teo

 Janna ergänzte dazu am 24.02.25 um 20:39:
Hallo Teo,

ich denke, ich weiß, wovon ich schreibe. Schon als ich 16 war, wurde bei mir eine leichte Depression diagnostiziert, mit großer Wahrscheinlichkeit eine reaktive, als Folge eines schweren kindlichen Traumas. Eine Amnesie war die Folge und erst 40 Jahre später habe ich erfahren, was wirklich passiert ist. Und dann bin ich tief in die Depression gerutscht, war ein ganzes Jahr lang krankgeschrieben und vollgestipft mit Antidepressiva. Mir wurde dann klar, dass ich so nie mehr da rauskomme und ich hab es gewagt und meine Tabletten in den Müll geworfen. Was danach kam, war schlimm und hat etwa ein Jahr gedauert, aber ich bin durch und habe die Krankheit besiegt. Ich denke, wenn man sich selbst kennt und die ersten Anzeichen wahrnimmt, kann man sich, muss man sich dagegen wehren. 
Vielen Dank für den Kommentar und liebe Grüße

Janna

 Teo meinte dazu am 24.02.25 um 20:49:
Um Gottes Willen!
Ich wollte dir deine Ansichten in keinster Weise absprechen!
Mh...Tabletten wegschmeißen...wenn sich so gar keine Besserung einstellt..ja, kann ich nachvollziehen.
Ich muss seit 2 Jahren einiges an Medikamenten einnehmen. Ein Präparat kann Lungenfunktion uns Sehvermögen beeinträchtigen. Probleme mit den Augen habe ich bereits. Was soll ich machen....einfach absetzen? Würde ich schon gerne...
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