Ultraungemütlich

Tagebuch zum Thema Geborgenheit/ Wärme

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Zhuang Jack

Mir ist so extremst ungemütlich; das Leid der schweren, und dabei fast immer hochfunktionalen Depression (mit Episoden totaler Apathie), ist vorbei, auch das bis zum Zerreißen anstrengende Hinterherrennen hinter der eigenen Normalvitalität ist Geschichte: es geht mir gut, ich spüre weder Leidensdruck noch emotionale Erschöpfung. Und so offenbart sich mir endlich, nein, nicht, die conditio humana, sondern mein Grundzustand in dieser Welt: die Ultraungemütlichkeit, ein überwältigendes Gefühl des Fremdseins durchdringt mich von der geistigen bis zur physiologischen Ebene.


Das hier ist nicht meine Welt.  



Anmerkung von Jack:

Fremd also nicht nur im Sinne "Ich habe andere Werte" oder "Diese Welt ist mir zu hässlich" oder "Ich verstehe keinen und keiner versteht mich". Nein, ich fühle mich hier fremd auf der basalsten Ebene, wie ein Kätzchen, das im falschen Korb aufgewacht ist.


Emotionale Kraft ist da, viel Energie, sogar Überschuss an emotionaler Energie, sodass ich mich, ohne Erholungspausen zu benötigen, extravertiert verhalte. Doch dieser Widerwillen, wo er nicht mit anderen Empfindungen vermischt ist, ist überwältigend: es geht mir gut, mit mir stimmt alles, aber ich will hier weg.

Diese Abneigung gegen die Welt ist nicht suizidal (ich empfinde es gesunder-/genesenerweise als krank, mir selbst etwas anzutun), sie gründet nicht auf Wut, Hass, Frust oder Erschöpfung. Ich weiß einfach, dass ich nicht hierher gehöre. Und ich weiß ganz genau, wo ich hingehöre.

Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Moppel.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (14.02.25, 08:11)
Diese Empfindung ist vermutlich weniger exzentrisch als du glaubst. Verstärkt durch ein innerliches Hinterherjagen oder ggfs. -hinken.

Kann zudem sein, dass Elysium mangels Zustroms geschlossen bleibt - ein aufgegebenes Dorf.

 Jack meinte dazu am 14.02.25 um 08:27:
Dass sich manche manchmal so fühlen, macht das noch nicht wahr für sie. Z. B. bin ich selbstkritisch und sehe mich als faul und unsympathisch, und erfahre dann, dass Leute mich menschlich mögen und ich ein sehr geschätzter Kollege bin. Das Gefühl widerspricht oft nicht nur der objektiven, sondern auch der subjektiven Realität, denn es immer eine Momentaufnahme. Und in welchen Momenten fühle ich mich als faules Arschloch? Wenn ich abweisend bin und Aufgaben delegiere, die ich "nicht kann", wo ich zum Lernen nur 5 Minuten bräuchte.

Das Fremdsein hierzuwelten begleitete meinen Geist schon immer, die Seele suchte seit später Kindheit nach spirituellen und religiösen Wegen nach Hause, die Psyche verstand nach 30 Jahren, dass es nicht ihre Welt ist, der Körper versteht es nun auch. Ich bin hier durch und durch und durch und durch fremd, ich fühle mich nicht nur so.

Auf allen vier Ebenen zugleich ist es ein gutes Gefühl, es erspart mir emotional kostspieligen Mauerbau: die Kluft ist zu breit und zu tief, keine Mauern nötig.

 harzgebirgler (14.02.25, 12:15)
kommt wer ohne platzanweiser aus
bleibt der meist auch herr im eig'nen haus.

 Jack antwortete darauf am 14.02.25 um 12:51:
Wie heimisch ists der Seele in sich selbst
in diesem miesen Schneematschwinterherbst!
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