Ein Abgesang

Obwohl ich früher eigentlich erwartet hatte, dass sich das Leben im Alter zäh hinziehen würde, die Zeit überhaupt nicht verginge, muss ich nun das Gegenteil erleben. Im Alltag passiert nicht mehr viel, man hat kaum noch Verpflichtungen, und dennoch läuft einem ständig die Zeit davon. Man staunt.

Unweigerlich bekommt man das Gefühl, sich in einem immer schneller werdenden Strom zu befinden. Er bewegt sich auf den letzten großen Wasserfall zu. Der irre Strudel des Weltgeschehens erhöht derzeit noch die Geschwindigkeit. Keine Chance, da wieder herauszukommen.

Was mir in den letzten Jahren der Lebensreise bevorsteht, hat die Bundestagswahl aufgezeigt. Nein, noch ist nichts endgültig, noch halte ich (fast) alles für möglich. Aber die Weichen sind gestellt. Im Bundestag formierte sich heute die ehemalige SED mit Sprechgesängen „Alerta, alerta antifascista!“, während die großen Verlierer der Wahl meinen, gemeinsam stark sein zu können. Was für ein Affentheater!

Meine Lebenszeit läuft davon, schneller denn je. Werde ich die nächste Bundestagswahl noch erleben? Sicher, ich habe große Hoffnung, denn auch diesmal wird eine Legislaturperiode keine vier Jahre dauern. Wir werden neu wählen müssen, vielleicht schon sehr bald, wenn Sahra Wagenknecht Ernst macht mit einer Anfechtung. Ganz sicher bin ich mir darüber hinaus, dass dieses Land zu meinen Lebzeiten nicht wieder aus der Bredouille kommen wird.

Ich habe beschlossen, mich nicht mehr aufzuregen. Wozu auch? Ich habe keine Kinder und Enkel, um die ich mich sorgen müsste. Und wenn die Menschen meinen, sozialistische Gleichmacherei sei die Lösung für alle Probleme – bitte sehr! Verfrühstückt doch das Staatsvermögen, legt euch in die soziale Hängematte. Nur: Irgendwann isch over!

Leider werde ich die dummen Gesichter derjenigen, die dies bis dahin zu verantworten hatten, nicht mehr sehen können. Sie werden ähnlich aussehen wie Habeck am Wahlabend. Fassungslos.