... ich mich nochmals dem Allgemeinen Teil des Strafrechts widme, springe ich zum Besonderen Teil, die Klausur ruft, aber, ohne Allgemeinen Teil und dessen Definitionen, kann man keinen Besonderen Teil lernen, was eine Katastrophe ist, aber, Gott sei Dank, holt das Gehirn einmal Gelerntes, egal wie lange es her ist, wieder heraus, sofern man irgendwann wirklich gelernt hat, sei es schon 30 Jahre her, das ist so, wird nur verschoben, dies ins Off, es ist aber da, bei mir sind es nur drei Jahre, zum Glück, dennoch heißt es, das Gelernte wieder hervorholen, zusätzlich Neues lernen, den Besonderen Teil, dies unter Schmerzen, denn der Tag hat nur 24 Stunden und Ruhe braucht der Mensch auch, aber, so ist das eben, es ist zu lernen, auch nach drei Stunden Schlaf, dies im Zombiemodus mit viel Kaffee, denn die Professorin sagte, man habe die Definitionen zu können, dies auch um drei Uhr Früh, dies werde vorausgesetzt, überhaupt die Conditio sine qua non - Formel, Reduktion, wer das nicht kann, braucht gar nicht antreten, nun kommt eben auch das Prozessuale hinzu und der Besondere Teil, und wenn man in der Übung, die Professorin ist in der Arbeitsgemeinschaft, einen Professor hat, der das Fallprüfungsschema, ja, das einmal gelernte, wieder hervorgekramte, auf den Kopf stellt, objektive Tatseite und subjektive Tatseite verdreht, durcheinanderwürfelt, meint, es sei egal, wo was geprüft wird, tut er uns nichts Gutes, denn wir haben das längst gelernte Schema fest im Kopf, das, unter Tränen gelernte Schema, das kann er nicht einfach durcheinanderwürfeln, so saßen ratlose Gesichter, verwirrte Köpfe in der Übung, auch ich im Stream, als ob wir das Alles noch nie gehört hätten, Schweigen im Walde.
Nein, keine Vorwürfe an uns, denke ich, das Gehirn funktioniert so, hat es einmal eine Struktur im Kopf, bleibt es lange stur. Versuch: Stellt Euer Parfüm woanders hin, die Hand greift tagelang noch auf die alte Stelle, so ist es, automatisierte Prozesse zu durchbrechen ist ein Jammer, deshalb jammern Menschen auch lange, wenn etwas geändert wird, bis der Gewöhnungseffekt wieder eintritt, so auch hier, das Fallprüfungsschema kann er nicht einfach in den "Is eh wurscht" - Modus geben, das ist furchtbar, quält zutiefst, denn jetzt müssen wir das Alte, das Neue und das Gelernte neu lernen. Er sagt zwar: "Wurscht", jedoch muss man ihm ja folgen können, das Schema im Kopf zerschlagen, sonst kann nicht gefolgt werden, das ist unerträglich, schmerzt fast, das denke ich, während es regnet.
Und das Strafrecht ist das Schwierigste überhaupt, was gut ist, denn es geht um Menschenleben, das ist kein "Ich habe ein Buch gelesen, bin deshalb jetzt Jurist und kann alle belehren" - Fach, Gott sei Dank, das ist ein "Leck mich doch" - Fach, ein "Furchtbar schwer" - Fach, ein "Ohne Logik geht gar nichts" - Fach, mit strengster Subsumtion, denn keine Strafe ohne Gesetz, es herrscht Analogieverbot, somit sind Schwafler ausgeschlossen, Abschweifer, Dazudichter und Träumer. Strafrecht ist das Schwierigste überhaupt, das Allerschwierigste, das meine ich sehr ernst, das ist gut so, denn es geht um das Leben, selbst, wenn jemand stirbt.
Aber, was jetzt geschieht, Struktur zerstören, einmal Gelerntes über Bord zu werfen, sonst nicht folgen zu können, gleicht einem geistigen Verbrechen, das nicht bestraft werden kann. Hola, die Waldfee, denke ich, blicke weiter ins Buch, dies wirklich verzweifelt. Seit wann prüft man den Risikozusammenhang bei der Fahrlässigkeit auf der objektiven Tatseite, obwohl, betrachtet man es, ist es wirklich wurscht. So gesehen, er hat Recht, aber es ist ungewohnt. Nun gut, ich habe schließlich nie behauptet, dass er nicht recht hätte. Nie. Er quält uns nur. Das tun aber alle, die ein System durchbrechen, das längst überholt gehört, weil wir gerne im Automatismus leben.