Urlaub

Text

von  Saudade

Ganz früher war Dubrovnik der sogenannte "Hausmeisterstrand", das bedeutet, was für Deutsche Mallorca war und ist, das war zuerst Dubrovnik, dann Lignano und jetzt ganz Kroatien, obwohl, die Preise sind enorm gestiegen und nun wandert der 08/15 - Bürger auf den "Goldstrand" aus, also Bulgarien. Das freut die Fluggesellschaften, denn nach Kroatien sind die Bürger mit dem Auto gefahren, nach Bulgarien wird geflogen. Ja, manche stehen auch noch auf Hurgharda und suhlen sich halb nackt am Strand, aber in Wahrheit ist es dort furchtbar, die Bettler sind kaum zu ertragen, geht man aus der Anlage. Der Mittelstand, so fern es noch einen gibt, fliegt nach Dubai, das fand ich immer schrecklich. Das war für mich nur ein notgedrungenes Warteziel, dies auf den nächsten Flieger, denn schön war es die Welt zu sehen, nicht 6.000 Euro in einer Hotelanlage ausgeben und in künstlicher Vegetation mein Dasein zu fristen. Widerlich. 

Natürlich kostete so ein Trip nach Bali, Thailand, Vietnam, Australien, Amerika, China, Malaysia, Malediven, Seychellen, ... weitaus mehr, jedoch sagten wir uns immer, bevor wir frierend 2.500 Euro für eine Woche Skifahren ausgeben oder uns stundenlang ins Auto quälen, dann am Steinderlstrand sitzen, fliegen wir lieber weg, weit weg. Ich liebte es, ich schwöre, ich liebte das Reisen so sehr, besonders das Fliegen. Problem war nur, zumeist flogen wir im Winter nach Asien oder Australien, und ich war jedesmal schon etwas verkühlt, aber im Flieger ging es dann richtig los. Ich verbrauchte prinzipiell zwei Packungen 50 Stück Taschentücher und die Stewardessen gaben mir zwei Decken, weil ich ihnen leid tat. 

Angekommen, das irgendwo, brauchte ich von den zwei Wochen Urlaub, stets eine Woche Ruhe, durfte nicht ins Wasser, war derart verkühlt, das war irre. Da konnte man die Uhr stellen. Dennoch, ich liebte es, alles, die Natur, die Menschen, das Meer, die Sonnenuntergänge, vorallem die Sonnenaufgänge, die ich auch mitbekam, denn Rotznasen können kaum schlafen, da saß ich dann auf der Terrasse und sah das Spektakel, besonders schön auf Sri Lanka. Ich sah noch vor Sonnenaufgang die Fischer auf das Meer hinausfahren, sie plauderten laut am Strand von Unawatuna. Ich sah ihnen zu, wie sie auf das Meer hinausfuhren. 

Schulkinder, Mädchen in Matrosenkleidchen und Buben in weißen Hemden und schwarzen, kurzen Hosen trappelten über den Strand, bogen ab zur Straße hinauf. Die Mädchen mit schwarzen Zöpfchen, steckten ihre Köpfe zusammen, tuschelten und lachten, es war entzückend. Und, es war noch nicht einmal sieben Uhr, da entdeckte mich die Köchin oben sitzen und brachte mir eine Kanne Tee, lächelte. Ich bedankte mich. Dann ging sie, kam wieder mit einem Kissen, das schob sie mir sanft hinter meinen Rücken, dann ging sie und kam nicht mehr. 

Die Fischer waren gegen acht Uhr längst schon auf den Märkten und Hotels, brachten ihre Ware, den frischen Fisch, ließen irgendwann "zufällig" Fischköpfe fallen, ich sah es von der Terrasse aus, lächten, da kamen Katzen und labten sich daran, die Männer drehten sich nochmals um, lachten. Das war wahrlich lieb. Und in den Bäumen sprangen die Hörnchen auf und ab, man hörte von der Hauptstraße Lärm, lautes Hupen, geschäftiges Treiben. 

Ich sah, dass die nette Köchin Obst auf einen Sims legte, das holten sich die Vögel, bunt, wie ich sie nie sah und dem Hund gab sie Fleisch in einer Metallschüssel, es klapperte als er gierig fraß. Sie stand daneben und sagte etwas, er sah nicht auf, sie tätschelte ihn am Popo, er ließ sich nicht stören. 

Und da lag ich krank darnieder, trank den Tee, sah auf das glitzernde Meer hinaus, das um drei Uhr Früh sich in ein tosendes, meterhohes Ungeheuer verwandelt hatte, bedrohlich wirkte, nun friedlich vor sich hin murmelte und in der Sonne glitzerte. 

Und weiter unten, im Eck, gerade noch konnte ich es erspähen, hängte die Gattin des Eigentümers, Laken auf, die wehten nur ganz leicht in der Brise. 

Als ich da saß, so verkühlt, dachte ich, dass jedes Detail ein wunderschönes Kunstwerk ergibt, ganz banale Handlungen, wenn genau hingesehen wird. Das dachte ich, dann schlief ich  ein, träumte nicht schöner als die Wirklichkeit bereits war. 


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Kommentare zu diesem Text


 Isensee (13.03.25, 22:01)
Da wird das Reisen in all seinen Phasen seziert: Vom Hausmeisterstrand zur Pauschalhölle, von Dubai als kapitalistischem Albtraum bis zur poetischen Rotznasen-Romantik in Sri Lanka. Und das alles mit einer herrlichen Mischung aus Hochkultur-Exotik und der unterschwelligen Verachtung für den 08/15-Touristen, der sich noch nach Hurghada traut. 
Köstlich! Beste Stelle? Ganz klar: "Als ich da saß, so verkühlt, dachte ich, dass jedes Detail ein wunderschönes Kunstwerk ergibt, ganz banale Handlungen, wenn genau hingesehen wird." Ja, genau das ist der Punkt – die kleinen Szenen, das echte Leben, nicht das 6000-Euro-Hotel mit Plastikpalmen. 
Da bekommt der Text tatsächlich eine Seele. 

Aber komm schon, ein bisschen weniger elitäres Nasenrümpfen über die Urlaubsvorlieben der Normalsterblichen wäre drin gewesen. Denn zwischen „Bali, Thailand, Vietnam, Malediven, Seychellen, blabla…“ und dem 50er-Pack Taschentücher bleibt die Frage: Ist das jetzt ein Reisebericht oder die Leidensgeschichte eines Vielkranken mit Langstreckenfetisch? Trotzdem – starke Beobachtungen, tolle Bilder, und ein herrlich sarkastischer Unterton. Also: Props dafür!

 Saudade meinte dazu am 14.03.25 um 02:15:
Ich habe nichts gegen 08/15- Reisen. Einfach weg mit zwei Koffern in irgendein fremdes Land... immer noch billiger als Österreich, lass dir das gesagt sein.
Danke.

 lugarex (14.03.25, 07:26)
ich mache keine Urlaubsreise mehr, lasse Fantasie spielen. Aber Österreich steht mir leider jedes Mal "im Weg". Schon mit dem Speckbrot mit Zwiebeln oder Tiroler Speckknödeln und Sauerkraut...oder einfach ein Schmalzbrot, das bekomme ich nirgends mehr! :P Und Topfen nicht vergessen!

 Saudade antwortete darauf am 14.03.25 um 11:32:
Da brennst wie ein Luster, sagt man.
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