DU HÄSSLICHER STURER DEUTSCHER WALD

Gedicht zum Thema Romantik

von  hermann8332

DU HÄSSLICHER

STURER DEUTSCHER

WALD


O Täler weit

O Höhen

O monotoner
monokultureller Wald

meiner Introvertiertheit

krankhafter Aufenthalt


Da draußen stets kontakfreudig

saust die geschäftige Welt


Beschütz mich

vor dem Mitmensch

du grünes Refugiumzelt !


Wenn es beginnt zu tagen

die Sonne nicht

dringt ins Dickicht


mich nicht zum

Vorschein bringt


Keinen einzigen Vogel

hör ich schlagen hier

der irgendetwas singt


in deinem dunklen Tann


wo ich mich hab verkrochen

schon seit ein paar Stunden

lang ...


und weiß nicht mehr
warum


Die Sonn ist nun gesunken

Man hat mich nicht gefunden


Ich schrie nicht

ich bin stumm


denn ich bin ein Autist

dem nicht zu helfen ist

und den Gesellschaft stört

der mit niemand spricht


und nicht auf andere hört


Da steht für mich im Wald

geschrieben

ein ernstes blödes Wort

und es wirkt in mir fort


Hast die Menschen gemieden

nun komm an diesen Ort

Hier wirst du unbehelligt sein

einsam und allein


Ich habe treu gelesen

die Worte falsch und dumm

keineswegs wirklich wahr


Doch weiß ich`s nicht warum …


Und durch mein ganzes Wesen

wars mir unaussprechlich klar :


Deines Ernstes Gewalt

und deine blöde Öde

und dein blätterrauschendes

windiges Gerede


sie haben mich erhoben

zu diesem Ast da droben

an dem mein Gürtel hängt

der meinen Hals umdrängt


Ich bleibe jung und stumm


und werde nicht redselig

und werde nicht alt


du sturer deutscher Wald


Was bist du nur für ein


seltsamer

hölzerner

und kontraproduktiver

Therapeut !


Und warum hab ich tumber Tor

nicht dich und deinen grünen

Praxis- Raum gemieden

und bin dir fern geblieben

und mich vor dir gescheut ?


Jetzt, wo es zu spät ist

hab ich es bereut …


… daß ich dich hab betreten

einsam still und stumm


und wußte nicht warum …


statt dich total zu meiden

und dir fern zu bleiben


O du mein Schicksalswald

so öd und blöd und kalt


An einem deiner Äste

schaukle ich nun im Wind

der auch noch wehen wird

wenn wir nicht mehr sind:


Du und ich

und diese deutschen Dichter

elegisches Gelichter

dich dich so gern besingen


und deine Pseudoromantik

gemütslyrisch rüber bringen


Mit ehrfürchtiger Andacht

statt daß man drüber lacht !


Doch nichts zu sagen wagen

von deiner Brutalität

und teutonischen Gewalt

und deiner Todessehnsucht

du böser deutscher Wald


Hast Germaniens Geschick

gewendet zum Unglück

mit dem Sieg über Varus

der die Kultur uns hat versaut …


… Warum nur

werden dir die innersten Gefühle

und des Herzens Gewühle

wie einem Tresor anvertraut ?


Erkläre es mir

du barbarische Waldnatur:


Woher kommt das

in Deutschland nur ?


Dieses tiefe

Waldempfinden


im Lande

der Verstummten


der Blinden

und Verdummten






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