Depressive Verstimmung

Text

von  Saudade

Während ich beim Arzt sitze, dies, wegen meiner wochen- , ja, monatelangen Schlaflosigkeit, die mich schon zittern lässt, nervös macht, unkonzentriert werden ließ, denke ich, dass die Gesellschaft nur die Happy Peppis dieser Erde erträgt, kaum einer über Depressionen spricht, die Jungen schon, weil es auf Tik Tok en vogue ist, aber nicht unsereins, die wir so erzogen worden sind, dass wir niemals Schwäche zeigen dürfen, immer funktionieren müssen. Und während ich schreibe, zittern meine Hände, das Telefon mit.


Nach dem Arzt die Apotheke. Er hat mir Passedan - Tropfen, Salbei-Tee, Schokiverbot und Sport verordnet. Er sagte, wenn es dann noch immer nicht besser ist, dann bekomme ich Psychopharmaka. Er sagte: "Prüfungen und Wechsel - oh weh." Er ist gegen eine Hormoneinnahme. Ich auch. Das Schokiverbot trifft mich hart.

Der Vorteil an meinem dauermüden Zustand ist, dass mir provozierende Idioten egal geworden sind, deren Leben so armselig ist, dass sie nichts anderes zu tun haben, als sich in fremde Leben einzumischen und andere Menschen permanent abwerten. Ich ignoriere diese und deren gekränkte Eitelkeit. Überheblich meine ich: Komplettversager. Dies, um meine Gedanken zu bestätigen. (Sind sie definitiv!)

Der weitere Vorteil ist, dass Liebeskummer zweitrangig geworden ist, ich nun auf meine Gesundheit, vorallem Geist achten muss, alles, was mir nicht guttut, verdränge. Ich kann nicht mehr dauernd geben, ich bin keine Abstellgleisfrau.

Das war es auch schon mit den Vorteilen einer inneren Leere. 
Ja, über leichte und schwere Depressionen muss gesprochen werden, denn die sind weiter verbreitet, als einem lieb ist. Das Modewort "Burn out" ließ das Burn out in die Lächerlichkeit driften, weil es sofort gesagt wird. Mir ist "leichte Depression" lieber und ein "Burn out" ist eine schwere Depression. Die Wissenschaft erfindet gerne neue Wörter, für dieselbe Sache, die nicht salonfähig ist, damit sie salonfähig wird. Mein Geist ist noch klar, ich kann nur nicht mehr schlafen, bin erschöpft und empfindlich. 

Der Arzt sagte: "Das geht vorbei."
Ich hoffe bald.



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