Es stört uns nicht

Prosagedicht

von  Fridolin

Panzer geben keine Milch.

fressen uns aber die Haare vom Kopf,

Kein Bauer stellt sich so was auf die Weide

Wir schon! Obwohl wir im Westen schon lange

Ein vielfaches Mehr an solchen Gerätschaften haben
als jeder andere. ---
Wozu?


Wir glauben, dass uns das stark macht,

und auch wieder nicht.

Nicht stark genug jedenfalls,

um eine Friedenshand zu reichen.

Im Gegenteil:

Die falschen Hände schütteln ist verboten.


Wir legen uns einen Feind zurecht,

bauen uns einen auf, oder zwei,

damit es wenigstens so aussieht,

als hätte das alles einen Sinn.

Wir lärmen mit KI-gesteuerten Prothesen aus Kruppstahl.

Wozu? Gibt es nicht viel schönere Sinnlosigkeiten?


Wir zeigen eine abweisende Stärke,

hohl und angefault,

vor der die Welt nur Angst haben kann.

Wir werden einsam sterben.

Aber das stört uns offenkundig
nicht im geringsten.




Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 Regina (15.06.25, 08:06)
Antikriegstexte unterschreibe ich.

 Fridolin meinte dazu am 15.06.25 um 15:40:
Das schätze ich sehr, liebe Regina ...

 Saira (15.06.25, 09:18)
Moin Fridolin,
 
indem du aufzeigst, wie Menschen sich Feinde erschaffen, um ihre Ängste zu rechtfertigen, führst du vor Augen, dass sie sich damit letztlich nur selbst isolieren.
 
Schließlich mahnst du, dass Menschen im Lärm von Waffen und Technik die leisen Töne des Friedens überhören und stellst die Frage, wie lange es noch dauern wird, bis diese Stille schmerzlich vermisst wird.
 
Ein wichtiges Gedicht!
 
Liebe Grüße
Saira

 Fridolin antwortete darauf am 15.06.25 um 16:17:
Danke sehr für Deine Analyse. Für "die Vielen" würde ich sie auch gerne so stehen lassen, aber erwähnen muss man m.E. auch die Wenigen, die damit ihre Aggressionen rechtfertigen, oder auch ihre Machtgelüste und ihre Profitgier. Und dass sie  leider aus welchen Gründen auch immer das Sagen haben. Und, last not least, diese Angst wird gemacht und verbreitet. Vielleicht ist es aber auch ein Manko des Gedichts, dass das so explizit nicht angesprochen wird.
Dem zweiten Absatz schließe ich mich sehr gerne an.

 Moppel (15.06.25, 09:46)
ich kann dem nur zustimmen, Fridolin. Und die Spirale wird immer höher gedreht, bis wohin...? Wer Waffen hat, der benutzt sie auch, siehe jetzt schon wieder neu Iran-Israel.
Frieden halten ist viel schwieriger als Säbelrasseln, weil es Kompromisse und Toleranz erfordert.
Diese Welt kann einem Angst machen.
lG von M.

 Fridolin schrieb daraufhin am 15.06.25 um 16:23:
Was das betrifft, ziehen wir ja schon länger an einem Strang, oder? Mit mäßigem Erfolg, leider. Ich danke auch Dir.

 EkkehartMittelberg (15.06.25, 11:01)
Dieses eindringliche Gedicht ist auf jeder Ebene der Lyrik originell.

LG
Ekki

 Fridolin äußerte darauf am 15.06.25 um 16:45:
Für Deinen Zuspruch danke ich Dir sehr. Ich knabbere nur ein wenig an dem Wort "originell". Sagen wir mal so: Es wäre mir lieb, jedenfalls vom Inhalt her, man müsste es nicht (mehr) "originell" nennen.
Aber Danke, lieber Ekki ...

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 15.06.25 um 19:07:
Ich verstehe deinen Einwand. Ich hoffe, dass es dir so eher entspricht:
Dieses eindringliche Gedicht fesselt auf jeder Ebene der Lyrik.

 Isensee (15.06.25, 17:27)
Das Gedicht hat Ansätze, knallige Bilder zu liefern – „Panzer geben keine Milch“ ist ein starker Auftakt. Doch schon beim nächsten Satz wirkt die Metaphorik verwirrt: „fressen uns aber die Haare vom Kopf“ klingt eher hilflos als provokant. Statt platte Aussagen wie „Kein Bauer stellt sich so was auf die Weide / Wir schon!“ braucht das Gedicht mehr Schärfe und Originalität, etwa: „Kein Bauer stellt Stahlmonster ins Gras, wir tun’s – und nennen es Stärke.“
Die Frage „Wozu?“ wird nur oberflächlich angekratzt, statt tief zu treffen. Hier wäre ein radikalerer Ansatz nötig, um die Sinnlosigkeit greifbar zu machen – zum Beispiel: „Für den Triumph der Leere im Echo des Krieges.“ Auch die „abweisende Stärke, hohl und angefault“ bleibt zu vage und verliert sich in Allgemeinplätzen. Schärfer, böser und präziser sollte es knallen: „Unsere Stärke? Ein fauler Zahn im verwesenden Gebiss der Macht.“
Kurzum: Das Gedicht fühlt sich wie ein laues Lüftchen an, wo ein Sturm nötig wäre. Mehr Mut zu klaren, beißenden Bildern und radikaler Formulierung – dann wird aus der melancholischen Watte ein Werk mit Biss.

 Fridolin meinte dazu am 15.06.25 um 19:02:
Ich glaube, Du hast anderes im Sinn als ich ...
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online: