es steht vermutlich so mit gott
wie nietzsche sagt: er ist längst tot --
was aber ist mit dir und mir?
der mensch, sagt NIETZSCHE, ist das tier
das immer noch nicht festgestellte -
lebt quasi unterm himmelszelte
von geld beherrscht und sich im sinn
irrend und ohne halt dahin
letztendlich auch sehr folgenreich
wenn der planet erst wüstengleich...
das ist zumindest ein aspekt
der in der nichtfeststellung steckt!...
*
wir sind „das noch nicht festgestellte tier“ *
so stellte NIETZSCHE einst lakonisch fest
da kann der mensch vielleicht selbst gar nichts für
obwohl sich dabei manches denken lässt
zum beispiel - ist doch kaum zu übersehen! -
scheint trotz verSTAND das tier nicht festzustehen
trotz aller gegenSTÄNDlichkeit der welt
die es - dem anschein jedoch nach nur – hält...
* Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse – Drittes Haupstück – Das religiöse Wesen
*
was liegt an dichterei wie an geschichten
die mehr den nebel schwer sich tun zu lichten
der unsre bestimmung als menschen verhüllt?!
wir sind vielleicht dazu eh eh'r ungewillt
NIETZSCHE zumindest sah und ich zitier'
in uns einst “das noch nicht festgestellte tier”
seither ist gelungen dies feststellen kaum -
es hält ein geschick wohl auch drauf seinen daum' ...
*
der mensch – „das noch nicht festgestellte tier“
nennt NIETZSCHE ihn – ist sozusagen hier
vom wesen her geschicklich in der schwebe
nach wie vor und wenn wer sagt „ich lebe -
esse trinke schlafe scheisse ficke
und sterbe einst - reicht mir das aus schon dicke!“
beweist das seine tierheit immerhin
bedarfsdeckung erscheint als lebenssinn...
....„wozu [also] dichter in dürftiger zeit“ *
* Hölderlin, Brot und Wein
*
was mag wohl einen denker zu bewegen
anhand des leibs allein welt auszulegen
und nicht mehr seit herrn plato durch ideen -
da muss im kopf schon allerhand gescheh'n
denn umgestellt wird schwer doch alle sicht
auf das was ist und selbst auf das was nicht:
er hatte von ideen die schnauze voll
längst denkend was der ganze schmarren soll
weil sowieso das leben nichts als leibt
selbst wenn's der mensch oft irre geistreich treibt...
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es ist ANIMAL RATIONALE*
der mensch sogar als kannibale
der seinsgleichen frißt
das tut selbst ein christ
sonntäglich doch beim abendmahle...
*"Animal rationale" ist ein lateinischer Ausdruck, der "vernünftiges Tier" bedeutet und eine traditionelle Definition des Menschen in der Philosophie ist. Er geht auf ARISTOTELES zurück, der den Menschen als ein Lebewesen definierte, das sich von anderen Tieren durch seine Fähigkeit zur Vernunft (Logos) unterscheidet.
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als lebewesen das die sprache hat *
- und sie hat uns weit mehr als wir je sie -
weiß sich der mensch selbst redend wenig rat
im grunde und erschöpfet sie auch nie:
erst wenn er ihrem anspruch voll entspricht
gelingt ihm zudem denken - anders nicht!...
*"Zoon logon echon" (ζῷον λόγον ἔχον) ist ein griechischer Ausdruck, der im Deutschen meist mit "vernunftbegabtes Lebewesen" oder "Lebewesen, das spricht" übersetzt wird. Es ist eine von ARISTOTELES geprägte Definition des Menschen, die seine Fähigkeit zur Vernunft und zur Sprache als grundlegende Eigenschaften hervorhebt
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Das brünstige Wallen im menschlichen Leibe
zieht Frauen zu Männern und diese zum Weibe
es läßt einen Mann seinesgleichen begehrn
und Frauen sich wenig um Mannsbilder schern
Es treibt Männer gleichfalls oft hin zu den Knaben
die offenbar einigen Reiz für sie haben
zumal wiederum wohl nicht wenige Fraun
gern eher den Mädchen als Männern nachschaun
Das schlägt sich im Nachwuchs allmählich auch nieder:
Geburtsraten früher die kommen kaum wieder
Mensch hat sein Verlangen und nach ihm die Flut -
die Hauptsache ist daß er Spaß haben tut
Es läßt konstatiern sich mit Fug und mit Recht:
Der Mensch ist umtrieben von seinem Geschlecht -
das meint nicht die Art nur nein mehr das Organ
und organisiert scheint ihm Mensch untertan
Wenn haltlos die Leiber so mit sich verkehren
und sich ihrer juckenden Wollust nicht wehren
dann ist da gebrochen schon irgendein Damm
man stellt sich die Frage wie es dazu kam
Der Leib ward gebrandmarkt als Wohnstatt der Sünde
die Fleischeslust galt als mit Satan im Bünde
Das klärte sich später recht radikal auf
und aufgeklärt nahm das Geschlecht seinen Lauf
Wurds einstmals verteufelt nahms bald überhand
daß NIETZSCHE hellsehend erkenntnistief fand :
Als Leitfaden dessen wie Mensch deutet Welt
fungiert nun der Leib der sich triebhaft verhält
Die Umkehr der Werte im Willen zur Macht
die hat dieser Denker zur Sprache gebracht
und wenn sich viel Dinge um Sex heute drehn
dacht’ er das voraus und hats aufkommen sehn...
