Ich verschließe meine Augen

Gedicht zum Thema Selbsterkenntnis

von  AnneSeltmann



 

ich verschließe meine Augen
nicht aus Müdigkeit
sondern um der Welt ein Stück
Abwesenheit zu schenken

 

ich baue mir einen Ort
zwischen Lid und Gedankenfalte
wo das Licht nur in Spuren spricht
in Schweigen
in Zittern

 

hinter den Lidern das Rauschen
wie von einer Stadt
die nie gebaut wurde
Straßen aus Atem
Ampeln aus Warten

 

ich verschließe meine Augen
damit nichts entkommt
nicht der Wind
nicht das Kind
das ich einmal war
barfuß in der Stimme
eines Vogels verloren

 

vielleicht
ist da ein Wir
irgendwo unter den Wimpern
ein kleines Ja
das sich weigert
Vergangenheit zu werden

 

ich verschließe meine Augen
und die Welt
muss ohne mich atmen



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Kommentare zu diesem Text


 franky (04.07.25, 07:37)
Hi liebe Anne,
 
„ist da ein Wir
irgendwo unter den Wimpern“
 
Ein sehr gefühlvolles Gedicht, gefällt mir sehr.
 
Liebe Grüße von Franky
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