Der Schmuckeremit im 21. Jahrhundert

Betrachtung zum Thema Aktuelles

von  Augustus

 

Wer kennt den Schmuckeremiten? Er ist heute in abgewandelter Form überall in den Großstädten zu beobachten. Einst war er ein Einsiedler, der vertraglich angestellt wurde, um die Gärten der Reichen zu schmücken. Dieser Job existierte ausschließlich 18. und 19. Jahrhunderts. Insbesondere in England wurde der Schmuckeremit von den Reichen gerne für Zwecke der Zierde ihres Parks angeworben, der sich in den Momenten – in seinem ganzen verwilderten und schäbigen Aussehen  zu zeigen hatte, wenn die Vergnügungsgesellschaft an seiner Eremitage vorbei flanierte. Inspiriert durch das in den gehobenen Kreisen vielfach gelesene Buch Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe, begehrtendie Reichen nun mehr täglich das Leben eines Robinson Crusoe  ihn aus dem Buch quasi heraus zu befördern in die Realität  in eigenen Landschaftstrassen aus- und nachstellen zulassen. 

 

„Oh, Sie haben einen eignen Robinson Crusoe im Garten, wie entzückend. Schaut, wie die Natur ungezwungen am Menschen sich abarbeitet, seht seine Tenazität, wie sie sich gegen die widrigen Umstände behauptet und seht erst seine ganze Erscheinung, die nach und nach verwildert; ja, so muss exakt Robinson Crusoe ausgesehen haben. Vortrefflich, lieber Lord Hamilton, ihr Schmuckstück, mehr Plastizität können wir unsererFantasie von dem Schiffsbrüchigen nicht mehr abverlangen. Sie wird gänzlich durch den Anblick des Schmuckeremiten befriedigt. Nun, wann führen Sie ihren Wilden wieder zurück in die Zivilisation?“ 

„Er hat sich vertraglich verpflichtet sieben Jahre lang diese Arbeitsstelle zu beziehen.“ 

„Exakt solange wie Robinson Crusoe selbst auf der Insel verweilt hat.“ Entgegnet die adelige Dame und wedelt sich mit einem verzierten Fächer ihre Begeisterung im Gesicht wieder in mäßige Temperatur herunter.     

 

Im 21. Jahrhundert sind mittlerweile in den Großstädten etliche Schmuckeremiten zu sehen, die man heute Stadteremiten nennen könnte. Die Obdachlosen sind die Robinson Crusoe von heute, die sich in einem Land gegen die widrige Natur der Menschlichkeitbehaupten müssen: Herzenskälte, Widerlichkeit, Ultraegoismus, Mitleidlosigkeit usw. 

Der Staat unterhält massenweise Stadteremiten, unentgeltlich und vertragslos! für ein Publikum, das nach ihnen keine Nachfragehegt. Im 19. Jahrhundert wurde in England die Ausstellung eines Schmuckeremiten in eigenen Landschaften grundsätzlich verboten, weil die Würde des Menschen unantastbar sei und auf Grund der erstarkten Abolitionismusbewegung.  

 

Folglich verstößt hier der Staat gegen die Menschenwürde der Stadteremiten, wenn er die Robinson Crusoes – auch ohne vertraglicher Grundlage und unentgeltlich – dauerhaft unterhält.Es entsteht nämlich in einer solchen Situation eine sogenannte konkludente Zustimmung zw. der Stadtverwaltung, vertreten durch den Bürgermeister und dem Stadteremiten, wodurch eine vertragliche Grundlage faktisch real wird. 

 

Da die Stadteremiten nun mehr in arbeitnehmerähnliche Verhältnissen versetzt werden, wäre die Stadtverwaltung verpflichtet für die Stadteremiten Sozialbeiträge zu zahlen. Krankenversicherung, Rentenversicherung, Pflegeversicherung und selbstverständlich Lohn, deren Leistung sich im sich der Gesellschaft zur Schau stellen begründet ist.   

Gleichzeitig verstieße die Stadtverwaltung gegen die Menschwürde, die im Grundgesetz verankert ist, wenn sie auf dieser durch konkludentes Verhalten fiktiven vertraglichen Grundlage Schmuckeremiten unterhält und wäre verklagbar; Keine Schmuckeremiten zu beschäftigen nebst einer Strafzahlung an gemeinnützige Organisationen, die sich für das Wohl von Obdachlosen einsetzt.   



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